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Materialsammlung - Theater Marburg

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denn sie pressen und komprimieren die Geschichte, man hängt fest, weiß nicht weiter und MUSS<br />

einen Weg finden. Auch wenn ich sie nicht mag, ginge es ohne sie nicht. Oft kann es Tage dauern,<br />

aber sobald man den nächsten Schritt gefunden hat, ist man sich sicher, daß der Schritt etwas<br />

Besonderes ist, denn man hat ihn so lange gesucht, daß es dem Leser die Schuhe ausziehen wird.<br />

Und falls ich keine Lust mehr zum Schreiben habe oder an der Sackgasse nicht vorbeikomme, dann<br />

mache ich eine Pause und lese tagelang und sehe Filme. Aber das hält nie lange an, denn die Story<br />

rumort im Kopf und will weitergeführt werden. Kurz gesagt, sich Stress zu machen ist ein Fehler,<br />

den Rhythmus finden, darum geht es.<br />

Gibt es eine von dir geschaffene Lieblingsfigur? Wenn ja, welche – und warum? Alle. Ich liebe sie<br />

wirklich alle. Die Guten und die Bösen. Ohne Ausnahme.<br />

Welche Figur hat dir am meisten Kopfzerbrechen bereitet? Und warum? Die Mitglieder der<br />

Kurzhosengang waren recht schwierig, weil ich sie ja in einem zweiten Teil wiederbelebt habe und<br />

natürlich die Charaktere genau so wieder vor mir sehen wollte wie im Vorgänger. Was letztendlich<br />

Quatsch war. Meine Erinnerung an sie ist wichtig und nicht die einzelnen Details. Da habe ich lange<br />

dran geknabbert.<br />

Welche Trends der Gegenwart scheinen dir signifikant? Ich kenne keine Trends, und was sich so<br />

als Trend immer darstellt, naja, oft kriege ich es nicht mit und bin uninteressiert. Mir ist in den<br />

letzten Jahrne aufgefallen, daß der gute Geschmack mehr und mehr siegt. Die Leute kehren zu den<br />

Wurzeln zurück, das heißt bessere Musik und bessere Filme entstehen. Aber das kann auch daran<br />

liegen, daß ich all das aus einem anderen Blickwinkel mitbekommen und andere denken, war doch<br />

schon immer so. Kompliziertes Thema, das hier den Rahmen sprengt.<br />

Die heutigen 15-jährigen sind die 1.Generation, die in der Mehrzahl mit TV- und Videogeräten, mit<br />

einem Zugang zu 30 Fernsehkanälen und mit einem Computer groß geworden sind. Wie werden<br />

deiner Meinung nach Kinder oder Jugendliche zu LeserInnen? Da gibt es keinen Weg. Einige sind<br />

Leser, andere sind es nicht. Auf jeden Fall sollte ein Kind immer den Zugang zu Büchern haben,<br />

was es daraus macht, ist seine Sache. Aufdrängen bringt nichts. Und wenn jemand als Kind<br />

pausenlos liest und als Erwachsener nicht, C'est la vie. Da mache ich mir keinen Kopf. Gelesen wird<br />

immer und der arme Neil Postman hat mit seiner düsteren Vision voll danebengegriffen.<br />

Wahrscheinlich kann man die E-Books als den größten Reinfall der letzten 50 Jahre bezeichnen.<br />

Von mir wollte keiner, daß ich lese. Ich fing mit fünf Jahren an und konnte nicht mehr aufhören. Mir<br />

war es egal, was ich zu lesen bekam. Ich brauchte das geschriebene Wort, um den Schlüssel zu den<br />

inneren Welten zu drehen und einzutreten.<br />

Welche Themen besprichst du z. B. nach Lesungen mit Jugendlichen am häufigsten? Mein<br />

Leben. Das Schreiben. Bücher, Musik, Filme. Die Geschichte, um die es ging. Was geplant ist.<br />

Gibt es für dich besimmte Kriterien oder Ansprüche, die du gerne in deinen Büchern verpackt<br />

wissen möchtest? Wenn ja, welche? Der Anspruch ist, etwas Neues auszuprobieren. Der Anspruch<br />

ist, mein Bestes zu geben. Der Anspruch ist, mit jedem Buch einen Schritt weiterzugehen. Und<br />

hinter allem steckt die Hoffnung, es zu packen und keinen Mist zu verzapfen.<br />

Wie stellst du es an, den Kindern oder Jugendlichen eine Botschaft zu vermitteln? Oder ist das<br />

überhaupt keine Intention für dich? Keine Intentionen. Die Botschaften oder wie auch immer man<br />

den Inhalt dann nennt, erkenne ich oft erst im Nachhinein. Plötzlich wird aus einem mysthischen<br />

Buch ein Buch, daß von Freundschaft handelt. Plötzlich hat eine witzige Geschichte einen dunklen<br />

Unterton und den Tod zum Thema. Es kommt alles aus dem Bauch. Manchmal wünsche ich mir, ich<br />

wüßte, was ich da tue. Ich würde sehr clever herüberkommen. So hoffe ich, daß der Leser kapiert,<br />

was ich wollte. Und so hoffe ich, daß ich es auch eines Tages kapiere. Es geht viel um Freundschaft,<br />

Liebe, Tod und Vertrauen. Nicht in der Reihenfolge, sondern gut vermischt.<br />

Wie bist du zum Autor geworden? Durch die Liebe zum Lesen und weil mir Bücher auf eine Art und

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