Materialsammlung - Theater Marburg
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dieser Zeit an gewann, vor allem im Alpenraum, auch die ländliche Fastnacht an Bedeutung, mit<br />
eigenen Formen scherzhafter Rügespiele, der Verlesung von Narrenbriefen u.a.m. In den<br />
Großstädten entwickelten sich im frühen 18. Jahrhundert Redouten und Bälle unter der von Italien<br />
her übernommenen Bezeichnung Karneval.<br />
1823 begründete die Kölner Bürgerschaft eine neue Tradition des rheinischen Karnevals mit einem<br />
prächtigen Rosenmontagsumzug. In München hatte der Fasching mittlerweile starke Impulse von<br />
der Künstlerschaft empfangen, und hier wie an vielen anderen Orten werden Politiker und andere<br />
Prominente von bekannten Schauspielern durch den Kakao gezogen. Restformen der im Mittelalter<br />
meist am Aschermittwoch speziell den Frauen zugestandenen Festlichkeit leben u.a. im Tanz der<br />
Münchner Marktfrauen weiter.<br />
In manchen Orten wird die Fastnacht noch rituell begraben. Symbolisch ersetzt wird dieser Vorgang<br />
im Allgemeinen beim Kehraustanz der Ballveranstaltungen.<br />
Etymologie<br />
Das Wort "Fasching" ist die ursprünglich bayerisch-österreichische Bezeichnung für die Fastnacht<br />
und kommt vom mittelhochdeutschen "vaschang" oder "Fastschank" und bezieht sich auf das<br />
Ausschenken des Fastentrunks vor Beginn der Fastenzeit.<br />
Seit dem 18. Jahrhundert wird im deutschsprachigen Raum auch der Begriff Karneval statt<br />
Fasching oder Fastnacht benutzt. Dieser Begriff stammt vom italienischen "carnevale", was<br />
vielleicht eine volksetymologische Umdeutung von mittellateinisch "carne vale" ("Fleisch, lebe<br />
wohl!") oder von mittellateinisch "carrus navalis" ("Schiffskarren", "Schiff auf Rädern" bei<br />
Festumzügen) darstellt.<br />
Eine weitere Ableitung geht zurück auf die "dominica ante carnes tollendas" ("Sonntag vor der<br />
Fleischenthaltung"). Der "Karneval" ist also im engeren Sinn der Sonntag vor Aschermittwoch,<br />
ursprünglich der Tag vor der vorösterlichen Fleischenthaltung. Später wurde der Karneval dann auf<br />
eine längere Zeit erweitert, in der man einem gesteigerten Lebensgenuss frönte, bevor die Zeit des<br />
Fastens kam.<br />
Narren und Harlekine<br />
Als Narr (von Althochdeutsch Narro ) bezeichnet man einen Spaßmacher der im Mittelalter für<br />
Unterhaltung und Belustigung sorgen sollte und dabei meist auffällig gekleidet war.<br />
Als Narren werden noch heute verkümmerte Früchte genannt. Da Gott laut der Bibel den Menschen<br />
nach seinem Ebenbild erschaffen hatte wurden verkrüppelte Menschen als Narren bezeichnet da<br />
sie nicht dem Normbild Gottes entsprachen. Sie wurden als "natürliche Narren" spezifiziert da sie<br />
dem damaligen Glauben nach "innen hohl" waren also keine Seele hatten ebenso wie eine<br />
verkümmerte Frucht.<br />
Aus dem 12. Jahrhundert stammen Psalterillustrationen die bei Psalm 52 meist ein Figur zeigen die<br />
einem König gegenübersteht. Diese Figur ist oft nackt schwingt eine Keule oder isst ein Brot. Diese<br />
Figur soll einen Narren einen Unweisen (lat. insipiens) darstellen der den weisen König David<br />
verhöhnt der für Glauben steht und als Vorläufer Christi gilt. Der Anfang des Psalmes lautet: "Dixit<br />
insipiens in corde suo: Non est ("Es spricht der Narr in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott"). Der<br />
Narr war also keineswegs eine Figur die nur Späße machte sondern eine negative Gestalt. Da der<br />
Gottesleugner ebenso nicht dem Ebenbild Gottes entsprechen konnte da er nicht an Gott glaubt<br />
wurde er als "künstlicher Narr" bezeichnet da er äußerlich der Norm entsprach ihr aber im Denken<br />
widersprach.<br />
Dadurch stand der Narr dem Teufel nahe der für den Ursprung aller Narrheit stand. Durch seine<br />
Gottesferne und seine Nähe zum Teufel stand der Narr später (14. 15. und 16. Jahrhundert) für