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Soziale Arbeit mit Kindern von alkoholabhängigen Vätern

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zwischen dem sechsten und achten Altersjahr eingeschliffen. Zu diesem Zeitpunkt ist das<br />

Kind noch völlig auf die Eltern als Bezugspersonen angewiesen. Im späteren Leben werden<br />

die Verhaltensweisen dann zwar variantenreicher; sie bauen aber immer auf dem erlernten<br />

Grundverhalten auf (vgl. Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren 1980, 247). Eine<br />

zufriedenstellende Säuglingszeit legt den Grundstein für Vertrauen. Eine ausreichende<br />

Zuwendung in der Kleinkindzeit führt zu Autonomie und zu einem Vertrauen in die eigene<br />

Fähigkeit, auf die Wünsche anderer Menschen einzugehen. Erlebt ein Kind seine ersten<br />

Schuljahre relativ angstfrei, kann es später Bedürfnisse nach Leistung und Teamarbeit<br />

entwickeln. Verläuft die Adoleszenz befriedigend, kann der junge Mensch ein ausgeprägtes<br />

Gefühl nach eigener Identität entwickeln und kann <strong>mit</strong> sich selbst und seinen getroffenen<br />

Entscheidungen zufrieden sein. Probleme und Schwierigkeiten, welche die Entwicklung des<br />

Kindes in irgendeiner Weise beeinträchtigen, können in jeder Familie auftauchen. Der<br />

springende Punkt dabei ist, dass die Familie zur Kompensation dieser Probleme fähig ist.<br />

Man darf gemäss heutigem Forschungsstand da<strong>von</strong> ausgehen, dass in der<br />

Alkoholikerfamilie die Ausgangsposition für eine optimale kindliche Entwicklung nicht<br />

gegeben ist (vgl. Köppl / Reiners 1987, 19).<br />

Das Kind benötigt zum Aufbau einer eigenen Identität ein Klima emotionaler Stärke, welches<br />

vom Vater ausgehen soll. Entzieht sich der Vater dieser Rolle, steht er den <strong>Kindern</strong> nicht<br />

mehr zu der zur Reifung nötigen Auseinandersetzung zur Verfügung. Der alkoholabhängige<br />

Vater gestaltet sich in seiner Rolle noch diffuser: Nicht nur, dass er sich den <strong>Kindern</strong><br />

entzieht, er verkörpert zudem ein völlig verkehrtes Bild einer „lebendigen Autorität“ (zu<br />

diesem Begriff vgl. Affemann 1981, 3), eines Leitbildes und einer Orientierungsfigur (vgl.<br />

Köppl / Reiners 1987, 19f). „Bei einem Kind, das im Trinkermilieu heranwächst, muss im<br />

allgemeinen immer <strong>mit</strong> einer seelischen Fehlentwicklung gerechnet werden“, schreibt Stahl<br />

(1967, 52). Dabei gilt es aber noch zu beachten, dass kindliche Schädigungen nicht nur in<br />

Alkoholikerfamilien auftreten, sondern auch in anderen Familien, die in ungeordneten<br />

Verhältnissen leben. So<strong>mit</strong> ist nicht die Alkoholabhängigkeit des Vaters als solche für<br />

mögliche seelische Schäden des Kindes ausschlaggebend, sondern die psychosozialen<br />

Störungen, z. B. die inkonsequente Erziehung (vgl. Köppl / Reiners 1987, 20f).<br />

Die Alkoholabhängigkeit des Vaters wird oftmals durch ein auffälliges Sozial- und<br />

<strong>Arbeit</strong>sverhalten nach aussen hin bekannt. Auch kommt es häufig zu einer Solidarität der<br />

Rest(kern)familie gegen den abhängigen Vater, während die erweiterte Familie sowie das<br />

nähere soziale Umfeld <strong>mit</strong> ihm zusammenhält. Es kann zu Polarisierungen kommen, die zu<br />

Konfrontationen, Abwertungen und Schuldzuweisungen führen. Dies alles kann die Kinder<br />

schwer belasten und Loyalitätskonflikte hervorrufen (vgl. Mayer 1998, 20ff).<br />

1.4 Co-Alkoholismus / Co-Abhängigkeit

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