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Soziale Arbeit mit Kindern von alkoholabhängigen Vätern

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des familiären Stresses darstellt. Auch im Vergleich <strong>mit</strong> einer randomisierten Kontrollgruppe<br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> aus nicht alkoholbelasteten Familien zeigten sich die Mädchen <strong>mit</strong> einem<br />

abhängigen Vater überlegen, während sich für die Jungen ein umgekehrtes Verhältnis ergab.<br />

3.3 Die Gefahr der Entwicklung einer eigenen Alkoholabhängigkeit<br />

Der primäre Lernort für das Trinkverhalten <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>mit</strong> einem alkoholabhängigen Vater<br />

ist das Elternhaus. Bärsch (vgl. Köppl / Reiners 1987, 10) gibt dafür drei Gründe an:<br />

1. Die Prägung <strong>von</strong> Genussmustern und Konsum in der Familie<br />

2. Der Vater wird durch sein Trinkverhalten zu einem Modell, <strong>von</strong> dem die Kinder lernen<br />

3. Die Familie ist oftmals der erste Ort für viele Trinkanlässe<br />

Die Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (1980, 105) schreibt hierzu: „Motive,<br />

Einstellungen und Wertvorstellungen der Kinder werden <strong>von</strong> den Eltern ver<strong>mit</strong>telt. Sie<br />

werden zum Modell. Sie liefern die Leitbilder für die Identitätsfindung des Kindes und für ein<br />

mustergerechtes Rollenverhalten. Beim I<strong>mit</strong>ationslernen ahmt das Kind die<br />

Verhaltensweisen der Eltern nach. Dabei besteht höchste Gefahr bei der Uebernahme der<br />

Sucht<strong>mit</strong>telbereitschaft der Eltern.“ Gerade kleine Kinder glauben, dass alles, was die Eltern<br />

tun, gut und richtig ist. Dies wird ihnen vornehmlich <strong>von</strong> den Erwachsenen suggeriert. Die<br />

Einstellung zum Trinken <strong>von</strong> Alkoholika wird in der Familie <strong>mit</strong> einem alkoholabhängigen<br />

Vater schon in jungen Jahren kritiklos übernommen (vgl. Köppl / Reiners 1987, 10).<br />

Die Frage der Vererbung ist hier natürlich <strong>von</strong> hoher Bedeutung. Eine abschliessende,<br />

eindeutige Stellungsnahme ist bis heute jedoch noch nicht möglich, auch nicht <strong>von</strong><br />

hochspezialisierten Fachleuten. Der Einfluss erblicher Faktoren auf die Entstehung einer<br />

Alkoholabhängigkeit muss aber sicherlich im Blickfeld bleiben, wenn auch nach heutigem<br />

Wissen psychologische und soziale Faktoren stärker in Betracht zu ziehen sind als die<br />

Möglichkeiten einer direkten genetischen Uebertragung. Es ist anzunehmen, dass bei<br />

„gleichen“ genetischen Anlagen unterschiedliche soziale Bedingungen einen negativen<br />

Verlauf hemmen oder fördern, mildern oder beschleunigen können (vgl. Stimmer / Müller-<br />

Teusler 1999, 46). In Familienstudien zu dieser Thematik wurde danach gefragt, ob leibliche<br />

Kinder <strong>von</strong> alkoholabhängigen Vätern öfter auch alkoholabhängig werden als Kinder <strong>von</strong><br />

vergleichbaren Vätern ohne diese Störung. Hier tritt natürlich die Frage, ob eine auffällige<br />

Häufung ausschliesslich genetischen Ursachen zugeschrieben werden kann, sofort wieder<br />

auf. Grundsätzlich gilt nach diesen Studien die Aussage, dass das relative Risiko für Kinder<br />

<strong>mit</strong> einem alkoholabhängigen Vater, selbst abhängig zu werden, eindeutig erhöht ist. Ob dies<br />

nun aber auf Erbanlagen, auf familiale Lebensweltfaktoren oder die psychische Verarbeitung<br />

dieser kindlichen Erfahrungen abzustellen ist, ist nicht endgültig geklärt. Wahrscheinlich

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