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Soziale Arbeit mit Kindern von alkoholabhängigen Vätern

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nicht autoritär, sondern viel eher wie die eines älteren Bruders oder eines Kumpans, <strong>mit</strong> dem<br />

man gegen die wahre Autorität in der Familie, die Mutter, aufbegehren könne. Durch das<br />

Fehlen eines „Idealvaters“ werde die Stellung des abhängigen Vaters für die Töchter sehr<br />

komplex. Dadurch wachse die Angst vor der eigenen weiblichen Rolle. „Mit dieser derart<br />

gewachsenen Angst vor der eigenen weiblichen Rolle scheint aber die Entwicklung der<br />

Mädchen zur dominierenden, autoritären Frau – wie die Mutter – angebahnt zu sein, und<br />

da<strong>mit</strong> die echte Wiederholung der familiären, neurotischen Strukturen“ (Kos u.a. 1968, 205).<br />

Hier findet sich eine Erklärung dafür, warum Töchter <strong>von</strong> Alkoholikern oftmals wieder einen<br />

alkoholabhängigen Partner wählen. Als dominierende Frauen scheinen sie einen ihnen<br />

„unterlegenen“ Partner zu benötigen, welchen sie im Alkoholiker, dessen Strukturen sie<br />

schon kennen, finden.<br />

Mädchen scheinen gemäss einer Studie überwiegend Angst-Symptome aufzuweisen und bei<br />

den Söhnen wurden verstärkte Aggressionen und ein höherer Zerstörungsdrang festgestellt.<br />

Daraus lässt sich folgern, dass Mädchen tendenziell eher zu Passivität, Unsicherheit und<br />

Misstrauen neigen und Jungen ihre Konflikte in Aggressionen, Wutausbrüchen und<br />

Trotzreaktionen austragen (vgl. Köppl / Reiners 1987, 33). Wichtig zu erwähnen ist noch,<br />

dass bei der Uebernahme der Trinkmuster eine hohe Identifikation <strong>mit</strong> dem<br />

gleichgeschlechtlichen Elternteil stattfindet. Daraus kann ein geschlechtsspezifisches Lernen<br />

der Konsumgewohnheiten gefolgert werden (vgl. Teusch 1980, 200). So wird es<br />

verständlich, weshalb gerade die Söhne <strong>von</strong> Alkoholikern viel häufiger als die Töchter selbst<br />

eine Alkoholabhängigkeit entwickeln (vgl. 3.3).<br />

Die Ausführungen des dritten Kapitels sollen verdeutlichen, dass Kinder <strong>mit</strong> einem<br />

alkoholabhängigen Vater einem erkennbar höheren Risiko unterliegen, psychische<br />

Störungen im Kindesalter, insbesondere Verhaltensprobleme und emotionale Störungen, zu<br />

entwickeln. Das grösste Problem ist die Gefahr der Entwicklung einer eigenen<br />

Alkoholabhängigkeit, insbesondere bei Söhnen <strong>von</strong> Alkoholikern. Zu betonen ist, dass<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf Störungen und deren Ausprägungen<br />

bestehen. Tröstlich ist das Faktum, dass nicht jedes Kind <strong>von</strong> einem Alkoholiker eine<br />

ungünstige Entwicklung nehmen muss, sondern dass die betroffenen Kinder eine erhebliche<br />

Binnenheterogenität aufweisen und nicht als homogene Gruppe betrachtet werden können.<br />

4 Zusammenfassung Teil 2<br />

Im zweiten Teil stehen die Kinder <strong>von</strong> alkoholabhängigen Vätern im Mittelpunkt. Im ersten<br />

Kapitel Das Leben in der Kernfamilie habe ich den Fokus zuerst auf die Familienkrankheit<br />

Alkoholismus gelegt. Der Einblick in die mögliche Situation und Atmosphäre in der<br />

Alkoholikerfamilie soll zeigen, wie die Lebenswelt und die Lebenslagen der betroffenen

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