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Soziale Arbeit mit Kindern von alkoholabhängigen Vätern

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andere zu sein. Es ist bekannt, dass viele Helden einen Beruf in den folgenden Sparten<br />

ergreifen: Medizin, Krankenpflege, Psychiatrie, Psychologie, Sozialarbeit und Seelsorge.<br />

Dabei kann es sich um einen Kompensationsversuch handeln, der geleitet ist <strong>von</strong> der<br />

Vorstellung: „Wenn ich schon meinem eigenen Vater nicht helfen kann, so wenigstens<br />

fremden Menschen durch meinen Beruf“.<br />

2.2.2 Der Sündenbock oder das ausagierende Kind<br />

Das zweite oder <strong>mit</strong>tlere Kind einer Familie wird häufig in die Rolle des Sündenbocks<br />

gedrängt. Es verinnerlicht das Chaos der Familie und lebt es durch ein auffälliges, in<br />

gewissem Sinne auch unangemessenes Verhalten aus. Der Sündenbock übernimmt da<strong>mit</strong><br />

die Aufgabe, die Familie zu entlasten und lenkt so vom eigentlichen Problem, dem Alkohol,<br />

ab. Das Verhalten des Kindes kann <strong>von</strong> Schulproblemen, psychosomatischen Störungen wie<br />

Einnässen bis zu kriminellen Handlungen reichen. Die Motivation dafür besteht darin, dass<br />

es krampfhaft versucht, Beachtung und Aufmerksamkeit und die dazugehörige Zuneigung zu<br />

erfahren. Sündenböcke erscheinen oftmals als eine zusätzliche Belastung in der Familie.<br />

Vielfach gelingt es ihnen (wenn auch im negativen Sinne), <strong>von</strong> der alkoholbedingten<br />

Problemlage in der Familie abzulenken und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Da<strong>mit</strong><br />

leisten sie einen gewichtigen Beitrag zur Erhaltung des Gleichgewichtes innerhalb des<br />

kranken Familiensystems. Der Sündenbock kann und will nicht <strong>mit</strong> dem Helden<br />

konkurrenzieren. Er hat sich viel eher zu seinem „negativen Spiegelbild“ entwickelt. Im<br />

Gegensatz zum Helden ist der Sündenbock trotzig und feindselig gestimmt. Er sucht die<br />

Beziehung zu Menschen eher über Konfrontation als über Anpassung. Dieses Kind fühlt sich<br />

förmlich schuldig für die Familienproblematik und wird auch gerne da<strong>mit</strong> überhäuft. So kann<br />

sich für den Sündenbock eine seelische Ueberlastung entwickeln. Das Credo dieses Kindes<br />

heisst: „Ich gehöre nirgends richtig dazu“. Ein positiver Aspekt des auffälligen Verhaltens<br />

liegt in der Chance, dass das gut gehütete „Familiengeheimnis“ dadurch allenfalls gebrochen<br />

werden kann. Dies, wenn z. B. im Rahmen einer schulpsychologischen Abklärung die<br />

Familie in den Prozess <strong>mit</strong>einbezogen wird und dadurch die Alkoholabhängigkeit des Vaters<br />

und die gesamte belastete Familiensituation sichtbar gemacht werden kann.<br />

2.2.3 Das verlorene, stille Kind<br />

Das verlorene oder stille Kind lebt zurückgezogen und möglichst unauffällig in einer<br />

Traumwelt. Es handelt sich bei ihm hauptsächlich um das drittgeborene oder <strong>mit</strong>tlere Kind.<br />

Es zieht weder positive noch negative Aufmerksamkeit auf sich und bleibt für die Eltern und<br />

die Aussenwelt unauffällig. Es gilt als problemlos und pflegeleicht und wird <strong>von</strong> seinem<br />

abhängigen Vater und der co-abhängigen Mutter gegenüber aussenstehenden Personen oft<br />

für diese Eigenschaften gelobt. In seiner Rolle versucht das Kind, Konflikte möglichst zu

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