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Soziale Arbeit mit Kindern von alkoholabhängigen Vätern

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Stimmung zu versetzen versuchen, anstatt die eigenen Bedürfnisse anzumelden oder<br />

Probleme direkt anzusprechen) als Vergleichskinder (vgl. Ballard / Cummings 1990,195ff).<br />

Als weiteren Aspekt ergab eine retrospektive Studie bei erwachsenen <strong>Kindern</strong> aus<br />

Suchtfamilien, dass diese Kinder eher emotional orientierte als problemorientierte<br />

interpersonelle Verhaltensweisen benutzen, um Konflikte zu regulieren (vgl. Clair / Genest<br />

1987, 345ff). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Kinder <strong>von</strong> alkoholabhängigen<br />

Vätern nicht genügend für die Bewältigung interpersonaler Stresssituationen vorbereitet sind.<br />

Dies ist daran beobachtbar, dass sie indirekte oder emotionsorientierte<br />

Bewältigungsstrategien wählen, die keine entscheidende Veränderung der Stressquelle<br />

bewirken können (vgl. 2). Sie verfügen zwar oft über kurzfristig hoch effektive Methoden zur<br />

Stressreduktion, zeigen aber Defizite in der Flexibilität und Adaptibilität im Umgang <strong>mit</strong> sich<br />

verändernden Stresssituationen (vgl. Klein / Zobel 1997, 135ff).<br />

3.2.3 <strong>Soziale</strong> Interaktionsfähigkeit<br />

Von den nur in äusserst geringer Zahl vorhandenen Studien in diesem Bereich ist in der<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>von</strong> Calder und Kostyniuk (vgl. 1989, 418) eine deutlich verminderte soziale<br />

Interaktionskompetenz der betroffenen Kinder festgestellt worden. Dabei hatten 62 Kinder im<br />

Alter zwischen 6 und 16 Jahren weniger sozial kompetentes Verhalten und weniger Erfolg in<br />

der Gestaltung <strong>von</strong> Beziehungen zu Gleichaltrigen zu verzeichnen als die Kinder aus der<br />

Kontrollgruppe. Einige der Kinder <strong>mit</strong> einem alkoholabhängigen Vater stuften ihre Fähigkeit,<br />

Beziehungen aufzunehmen und zu gestalten, als extrem gering ein.<br />

3.2.4 Verhaltenskontrolle<br />

Die meisten Studien über Kinder aus alkoholbelasteten Familien befassen sich <strong>mit</strong><br />

Problemen im Bereich der mangelnden oder ausreichenden Verhaltenskontrolle.<br />

Insbesondere stechen die Persönlichkeitsmerkmale Impulsivität, Aggressivität, Risikofreude<br />

und Sensationssuche hervor. Diese Ergebnisse wurden durch psychobiologische<br />

Persönlichkeitsstudien gestützt (vgl. Cloninger 1987, 410ff). Cloninger hat ein Modell<br />

vorgeschlagen, das die Merkmale Belohnungsabhängigkeit, Spontaneität und<br />

Risikovermeidung in einen ätiologischen Zusammenhang <strong>mit</strong> Suchtentwicklung bringt. In den<br />

meisten Studien über Kinder <strong>von</strong> Alkoholikern wurden erhöhte Werte für Impulsivität<br />

gefunden. Für jüngere männliche Betroffene liess sich ausserdem eine stärkere Tendenz zu<br />

asozialem Verhalten feststellen (vgl. Alterman u.a. 1986, 1ff).<br />

Obwohl der mangelhaften Verhaltenskontrolle nach den dargestellten Ergebnissen eine<br />

bedeutsame Rolle bei der Entstehung <strong>von</strong> Alkoholismus im familialen Kontext (vgl. 3.3)<br />

zukommt, sind einige differentielle Effekte erwähnenswert: Die geschilderten Effekte zeigen<br />

sich meist nur, wenn der Vater neben seinem Alkoholismus auch noch eine Störung der

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