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Materialien für den Unterricht 22 Naturwissenschaften sozial

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A7 26<br />

7. Die Sache mit <strong>den</strong> Grenzwerten<br />

Ist von Grenzwerten oder Toleranzwerten für radioaktive Belastungen die Rede,<br />

so wer<strong>den</strong> diese meist so mißverstan<strong>den</strong>, daß Dosiswerte unterhalb der genannten<br />

Grenzwerte unschädlich seien - zumal die Grenzwerte, wie vom Gesetzgeber beteuert<br />

wird, ja schon auperor<strong>den</strong>tlich niedrig sind.<br />

Diese Annahme ist völlig falsch:<br />

Jede noch so geringe (Erhöhung der) StrahlenbeIastung<br />

ist schädlich!<br />

Ein Grenzwert war und ist stets eine Angabe, die besagt, welches Risiko -<br />

welche Schädigungsquote also - der Gesetzgeber bereit ist zu tolerieren, um ein<br />

bestimmtes Ziel zu erreichen (z.R. <strong>den</strong> Betrieb von Kernkraftwerken).<br />

Die Entscheidung über Grenzwerte wird zwar mit naturwissenschaftlicher<br />

Assistenz getroffen (oder revidiert), ist aber <strong>den</strong>noch eine politische<br />

Entscheidung. Wenn unterschiedliche Behör<strong>den</strong> oder Ministerien - wie beispielsweise<br />

nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl - unterschiedliche<br />

Grenzwerte nennen oder festsetzen, so drückt dies nichts anderes aus, als<br />

"unterschiedliche Risikobereitschaft lt •<br />

Welche Fehleinschätzungen bei der radioaktiven Gefährdung getroffen wur<strong>den</strong>,<br />

dokumentieren folgende Beispiele:<br />

- Kurz nach 1900 galten noch 2500 Röntgen pro Jahr als unschädlich,<br />

- 1930 glaubte man, 50 Röntgen pro Jahr tolerieren zu können,<br />

- 1948 setzte der Gesetzgeber <strong>den</strong> Wert auf 15 Röntgen pro Jahr herab.<br />

- Heute ist der Grenzwert gespalten:<br />

* 5 rem pro Jahr für beruflich Strahlenexponierte (z.B. Beschäftigte<br />

in einem Kernkraftwerk),<br />

* für alle anderen Menschen 0,03 rem pro Jahr (bei Bestrahlung des<br />

ganzen Körpers).<br />

Zu berücksichtigen ist bei der Grenzwert-Diskussion, daß die meisten Überlegungen<br />

und Risikoabschätzungen von einem erwachsenen, gesun<strong>den</strong>, normalgewichtigen<br />

Mann (!) ausgehen. Säuglinge, Kinder, Schwangere und Menschen mit<br />

labiler Gesundheit sind deutlich stärker gefährdet.<br />

Nach dem bisher gesagten sollte deutlich gewor<strong>den</strong> sein, daß die Aktivitätsangabe<br />

in Becquerel nichts über die (Un-)Gefährlichkeit radioaktiver Strahlung<br />

aussagt und es einen einfachen Umrechnungsfaktor von Aktivitätsangaben in Bq<br />

auf Angaben der Belastung in rem (bzw. SV) nicht gibt.<br />

Zur Umrechnung sind tabellierte Erfahrungswerte erforderlich, die z.T. recht<br />

vage sind, da sie in komplexer Weise von der Größe und dem Zustand eines<br />

Organismus oder eines betrachteten Organs (z.B. der Schilddrüse oder der<br />

Keimdrüse), von der Art des (durch Nahrung, Wasser oder Luft) aufgenommenen<br />

radioaktiven MaterialA, aber auch von <strong>den</strong> Reaktionen des Körpers (Anreicherung<br />

oder zeitlich anhängige Ausscheidung) abhängen.

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