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Materialien für den Unterricht 22 Naturwissenschaften sozial

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77<br />

E1<br />

Chromosomen gestört wer<strong>den</strong>,<br />

die sich zu diesem Zeitpunkt von 46<br />

auf 23 paarweise halbieren. Da<br />

passiert esdann, daßdie Eizelle bei<br />

der Verschmelzung mit dem<br />

männlichen Samen 24 statt 23<br />

Chromosomen mitbringt.« Der<br />

Name Trisomie 21 bedeutet, daß<br />

es in diesem Fall vom Chromosom<br />

21 nicht nur einen männlichen und<br />

weiblichen Satz gibt ,sondern noch<br />

einen überzähligen dritten.<br />

Die Angst, ihr Kind könnte<br />

nicht gesund auf die Welt kommen,<br />

ist aufgrund der wachsen<strong>den</strong><br />

Umweltbelastungen schon vor<br />

Tschernobyl bei manchen schwangeren<br />

Frauen groß gewesen. Doch<br />

nach Tschernobyl kam bei vielen<br />

Panik auf. Mütter, die im vergan-<br />

genen April und Mai schwanger<br />

gewor<strong>den</strong> waren, erlebten Alpträume.<br />

Roswitha Eichenseer­<br />

Bogner, 30, aus Roßdorfbei Marburg<br />

erinnert sich: »Ich glaubte<br />

niemandem, der mich beschwichtigen<br />

wollte. Immerwieder bin ich<br />

nachts aus dem Schlaf hochgeschreckt,<br />

habe geheult.«<br />

Erst nach der Ultraschalluntersuchung<br />

in der 15. Schwangerschaftswoche<br />

habe sie wieder einigermaßen<br />

beruhigt schlafen können.<br />

Aber am meisten habe es ihr<br />

damals geholfen, daß sie sich mit<br />

anderen Müttern und Vätern zu<br />

einer Initiative »Eltern nach<br />

Tschernobyl« zusamenschloß:<br />

» Da fühlte ich mich nicht mehr so<br />

ohnmächtig.« Am4. Januarhatsie<br />

ihr zweites Kind, Tochter Marlin,<br />

gesund auf die Welt gebracht.<br />

...<br />

In Berlin verschickt ein Verein<br />

»Mütter und Väter gegen atomare<br />

Bedrohung« wöchentlich eine Liste<br />

mit 15 auf Radioaktivität untersuchten<br />

Lebensmitteln an 1800 Interessenten.<br />

Als »strahlenarm«<br />

bezeichnet der Berliner Radiologe<br />

Klaus-Peter Lischka alle Lebensmittel,<br />

die pro Kilogramm unter<br />

zehn Becquerel aufweisen. Er hat<br />

ausgerechnet, daß ein Kind, das<br />

entsprechend ernährt wird, in einem<br />

Jahr 30 Millirem auf seinem<br />

Strahlenkonto hat. Das mutet die<br />

Strahlenschutzverordnung nach<br />

§ 45 einem Erwachsenen pro Jahr<br />

als Maximal-Wert zu.<br />

In der Woche vor Ostern ließ die<br />

Hamburger Gesundheitsbehörde<br />

Schokola<strong>den</strong>hasen auf Becquerel<br />

untersuchen und fand Werte zwischen<br />

14,4 bis45,2 Bq Caesium pro<br />

Kilogramm. Daraufhin wur<strong>den</strong><br />

schon verteilte Süßigkeiten im<br />

Wert von 50000 Mark aus Kindertagesheimen<br />

zurückgerufen.<br />

. »Daß die Behör<strong>den</strong> jetzt mit aufpassen<br />

und soviel Verantwortungsgefühl<br />

zeigen, dafür haben<br />

wir Elterninitiativen einen ganzen<br />

Winter lang gekämpft«, sagt die<br />

Hamburgerin Anne Wilken.<br />

Der Bundesverband der Süßwarenindustrie<br />

nannte die Aktion eine<br />

»bedauerliche Panikmache«.<br />

STERN vom 15.4.1987, S.20-26<br />

Wild: Beize bindet Becquerel<br />

1Die neuesten<br />

.1<br />

Strahlenmeßwerte I Fleisch meist unbelastet<br />

6<br />

Si: belastung d~ei~!'.iu~~ erheb-<br />

A lich vermindert.<br />

- Bei<br />

von<br />

Messungen<br />

Schweine-,<br />

•<br />

Rind-, Lamm- und<br />

Kalbfleisch hat die<br />

Stadt Landshut als<br />

Höchstwert 25 Bq Cäsium (in einer<br />

Probe Kalbfleisch) gefun<strong>den</strong>. Lamm<br />

war nicht höher als 8, Rind nicht über<br />

5, Schwein nicht mehr als bis 3 Bq belastet.<br />

Geflügel hatte bis zu 8 Bq, gemessen<br />

in einer freilaufen<strong>den</strong> Gans<br />

aus der Nähe von Landau an der Isar.<br />

Um einiges höher liegen die Meßergebnisse,<br />

über die das Berliner<br />

"Strahlentelex" berichtet. In Rindergulasch<br />

wur<strong>den</strong> 32, 15 und 10 Becquerel<br />

Cäsium gefun<strong>den</strong>; in Rinderroula<strong>den</strong><br />

ein Höchstwert von 58 Bq.<br />

Beim Reh schwanken die Werte unterdessen<br />

zwischen 12 Bq/Kilo (gemessen<br />

in Berlin) und 542 Bq (gemessen<br />

bei Tieren aus Bayern). Im Strahlenlabor<br />

der Stadt Landshut wur<strong>den</strong><br />

interessante Versuche unternommen,<br />

wie sich die Cäsiumbelastung vermindert,<br />

wenn man das Fleisch in eine<br />

Beize einlegt. In einer Beize aus 250<br />

ml Essig, 375 ml Wasser, Zwiebeln und<br />

W achold~rbeeren verringerte sich die<br />

Belastung in Rehfleischsilicken nach<br />

drei Tagen von 535 Bq/Kilo auf 270<br />

Bq/Kilo. In einer ebenso angesetzten<br />

Beize, die allerdings innerhalb der·<br />

drei Tage dreimal gewechselt wurde,<br />

waren von 542 Bq noch 184 Bq im<br />

Fleisch meßbar. Dafür war die Beize<br />

nun ebenfalls hoch belastet und nicht<br />

mehr für Soße verwendbar.<br />

Dem Münchener Umweltinstitut ist<br />

erneut das Knäckebrot von Wasa aufgefallen.<br />

Wasa .. Rustikal", Roggenvollkorn-Knäcke,<br />

enthielt 26 Bq Cäsium,<br />

Wasa .. Köstlich" 21 Bq. Die Marken<br />

"Plus", .. Sesam" und "Vollkorn" desselben<br />

Herstellers stehen dagegen mit<br />

nicht mehr als 4 Bq in der Liste der<br />

Münchener.<br />

"Restrisiko" (Wiesba<strong>den</strong>) hat Kräuter-Tees<br />

gemessen und ist dabei beim<br />

Salbeiblättertee aus der Apotheke auf<br />

<strong>den</strong> Spitzenwert von 503 Bq/Liter gestoßen.<br />

Salbei-Tee von Salus: 65 Bq/<br />

Liter. Minze-Tee von Teekanne: 27 Bq.<br />

Früchte-Tee derselben Firma: 7 Bq,<br />

Frauenkräuter-Tee ("Herbaria"): 6 Bq.<br />

Weitere Sorten, also Hagebutten-Hibiscus-,<br />

Kamillenblüten-, Pfefferminzund<br />

Vitamin-Früchte-Tees, waren<br />

nicht über 3 Bq belastet.<br />

Bei der Babynahrung ist <strong>den</strong> Wiesba<strong>den</strong>ern<br />

der Apfel-Heidelbeer-Brei<br />

Neue Meßwerte lesen<br />

Sie je<strong>den</strong> Samstag<br />

von "De-Vau-Ge" einmal mit 15 und<br />

einmal mit 18 Bq aufgefallen. Alle anderen<br />

Pro-ben von Breien, Müslis und<br />

Menüs für kleine Kinder erwiesen<br />

sich mit Wer-ten um 1 und 2 Bq/Kilo<br />

als unbe<strong>den</strong>klich:<br />

. Zur Bewertung: Die Unabhängige<br />

Strahlenschutzkommission des BUND<br />

rät Erwachsenen zu einer Ernährung<br />

mit nicht mehr als 35 Bq/Kilo Nahrung.<br />

Kinder, Schwangere und Stillende<br />

sollten die Grenze bei 10 Bq ziehen.<br />

In <strong>den</strong> Handel dürfen keine Waren<br />

kommen, die über 600 Bq oder über<br />

270 Bq (Milch und Milchprodukte) belastet<br />

sind.<br />

clau<br />

Frankfurter Rundschau vom 24.12.1988, S.17

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