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Materialien für den Unterricht 22 Naturwissenschaften sozial

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langfristigen Wirkungen eines Verzichts<br />

auf Kernenergie" vorzunehmen. Ausgehend<br />

von einem Referenzszenario, in<br />

dem die energie- und gesamtwirtsch~iche<br />

Entwicklung unter Status-quo-Bedmgungen,<br />

d. h. vor allem unter der Annahme<br />

einer weiteren Nutzung der Kernenergie<br />

ermittelt wird, sollte in zwei ~zenarien<br />

(Alternativszenario. I: "Sof~rtiget<br />

Verzicht" und AlternativszenarIO 11:<br />

.. Langfristiger Verzicht") v~rsucht wer<strong>den</strong>,<br />

die Auswirkungen emes solchen<br />

Verzichts auf die wirtschaftliche EntwicklUng<br />

in der Bundesrepublik Deutschland<br />

abzuschätzen.<br />

Im Mittelpunkt der Studie sollten unter<br />

kurz- und langfristigem Aspekt<br />

- die elektrizitätswirtschaftlichen Folgen,<br />

die ökologischen Konsequenzen und<br />

die, gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen<br />

stehen.<br />

In allen drei Szenarien wird zunächst<br />

in einem' gesamtwirtschaftlichen Strukturmodell<br />

die Entwicklung des inländischen<br />

Stromverbrauchs bestimmt. Die zu<br />

seiner Deckung notwendige Kapazität<br />

und ihre Nutzung wer<strong>den</strong> in einem Kraftwerksmodell<br />

errechnet, wobei sich diese<br />

Größen aus kurz- und langfristigen Kostenmiiumierungsüberlegungen.<br />

unter<br />

Berücksichtigung insbesondere' der<br />

Brennstoff- und Kapitalkosten ergeben.<br />

Auf der Grundlage des kostengünstigen<br />

Einsatzes der einzelnen Kraftwerkstypen<br />

errechnet das Modell sodann <strong>den</strong> Durchschnittserlös<br />

(pro Kilowattstunde erzielter<br />

Erlös aus der Stromabgabe an Letztverbraucher)<br />

der gesamten Stromerzeugung.<br />

Brennstoff- sowie Kapitalkosten<br />

gehen wiederum als Variablen in das<br />

Strukturmodell zur Bestimmung der sektoralen<br />

und gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

ein. Darüber hinaus wer<strong>den</strong> in<br />

Teilmodellen die Auswirkungen für die<br />

stromintensiven Industriezweige Chemie,<br />

Eisen und Stahl sowie NE-Metalle gesondert<br />

untersucht<br />

Referenzszenario<br />

Die dem Referenzszenario zugrundeliegende<br />

Entwicklung des Stromverbrauchs<br />

bis zum Jahre 2000 wurd,e unter Verwendung<br />

der von Prognos in einer Sensitivitätsanalyse<br />

getroffenen Annahmen. über<br />

die Energiepreisentwicklung bestlmmt.<br />

Da die Ergebnisse dieser Rechnungen im<br />

wesentlichen <strong>den</strong> Schätzungen von Prognos<br />

entsprechen, wur<strong>den</strong> die übrigen<br />

energiewirtschaftlichen Vorgaben ebenfaUl<br />

in Anlehnung an diese Studie festgelegt<br />

und - wie der Stromverbrauch -<br />

bis:ZUm Jahre 2010 fortgeschrieben. Diese<br />

Eckwerte der energie- und gesamtwirtsch8ftlichen<br />

Entwicklung markieren allerdings<br />

nur eine Untergrenze des möglichen<br />

künftigen Wachstumspfades. Folgende<br />

Ten<strong>den</strong>zen si~d festzustellen:<br />

..;.;. Der Verbrauch von Strom steigt im<br />

UnterSUchungszeitraum um 125 Mrd. (30<br />

ProZent) auf 536 Mr. kWh (TWh) an, in<br />

etwa gleichem Ausmaß die entsprechende<br />

Erzeugung. Hiervon wer<strong>den</strong> zwei Drittel<br />

·41ureh Kernenergie und ein Drittel<br />

durdl Steinkohle gedeckt; der Anstieg<br />

von Wasser und Braunkohle entspricht<br />

dem Rückgang bei Öl und Gas. Die erforderliche<br />

Kraftwerkskapazität steigt auf<br />

105,.Gigawatt (GW); .einem Zuwachs an<br />

Leistung auf Basis von Kernenergie (15<br />

GW) . und Steinkohle (1,2 GW) stehen<br />

Sti11egungen bei Öl (5,6 GW) und Gas (4.<br />

GW) gegenüber. Der Einsatz von Brennstoffen<br />

in <strong>den</strong> Kraftwerken erhöht sich<br />

61<br />

um 40 Mill.'Tonnen auf 174 Mil!. Tonnen<br />

Steinkohleneinheiten (SKE), an Kernenergie<br />

wer<strong>den</strong> 26 Mill. Tonnen SKE und<br />

an Steinkohle 13 Mil!. Tonnen SKE mehr<br />

verstromt Der Einsatz von Öl und Gas<br />

wird weiter zurückgedrängt.<br />

- Entsprechend <strong>den</strong> Verschiebungen<br />

in der Struktur des Brennstoffeinsatzes<br />

sowie <strong>den</strong> Richtlinien der Großfeuerungsanlagen-Verordnung<br />

(GFA-VO) hinsichtlich<br />

des Schadstoffausstoßes bei der Verbrennung<br />

fossiler Energieträger gehen<br />

die Emissionen an Schwefeldioxyd, Stickoxyd<br />

und Staub bis zum J~üre 1995 kräftig<br />

zurück. Danach kommt es allerdings<br />

infolge des rascheren Anstiegs des Koh­<br />

Teneinsatzes·Wieder zu einer leichten Zunahme.<br />

- Aus der geschilderten Eritwicklung<br />

der Stromerzeugung ergibt sicl) hinsichtlich<br />

ihrer Kosten folgendes Bild: Die<br />

Brennstoffkosten wer<strong>den</strong> ebenso wie die<br />

Kapitalkosten bis zum Jahre 1990 relativ<br />

moderat steigen. Bis zum Jahre 1995 wird<br />

sich dann bei bei<strong>den</strong> Kostenarten der Anstieg<br />

vorübergehend erheblich beschleunigen.<br />

Die Ursachen hierfür liegen einerseits<br />

in <strong>den</strong> spürbaren Verteuerungen<br />

der Energieträger entsprechend <strong>den</strong> zugrunde<br />

gelegten Preisannahmen, andererseits<br />

in <strong>den</strong> verschärften Umweltschutzauflagen<br />

zur Entstickung sowie in Ersatzinvestitionen<br />

für stillgelegte Altanlagen.<br />

Bis zum Ende des Untersuchungszeitraums<br />

flacht dann der Anstieg bei <strong>den</strong><br />

Kapitalkosten merklich ab, während die<br />

Brennstoffkosten nahezu unvermindert<br />

weiter steigen. Insgesamt liegen die<br />

Brennstoffkosten zuletzt mit 18,5 Pf/kWh<br />

um das Dreieinhalbfache, die Kapitalkosten<br />

mit 9 Pf/kWh um mehr als das Zweieinhalbfache<br />

über <strong>den</strong> Werten von 1985.<br />

- Dies führt dazu, daß der Strompreis<br />

von rund 16 Pf/kWh im Jahre 1985 um<br />

120 vH auf knapp 36 Pf/kWh im Jahre<br />

2010 ansteigt. Wird jedoch die im gleichen<br />

Zeitraum entsprechend <strong>den</strong> Preisannahmen<br />

für die übrigen Energieträger<br />

C1<br />

bar. Folgende Entwicklungen lassen sich<br />

aufzeigen:<br />

- Die mit dem Verzicht verbun<strong>den</strong>e<br />

abrupte Verteuerung des Stroms führt zu<br />

einer Stagnation des Stromverbrauchs,<br />

die erst zu. Beginn der 90er Jahre endet.<br />

1m Zuge von Anpassungsreaktionen der<br />

Anbieter und Verbraucher gewinnt dann<br />

das Wachstum bis zum Ende des Jahrtausends<br />

etwas an Fahrt, danach verliert es<br />

aufgrund eines schwächeren wirtschaftlichen<br />

Produktionsanstiegs wieder an<br />

Tempo. Im Jahre 2010 liegt der Verbrauch<br />

von Strom mit 530 TWh nur noch<br />

um 6 TWh unter dem Wert des Referenzszenarios,<br />

in <strong>den</strong> 90er Jahren beläuft sich<br />

der Abstand auf rund 20 TWh. Durch die<br />

Abschaltung der in Betrieb befindlichen<br />

Kernkraftwerke fallen kurzfristig 17 GW<br />

Leistung aus. Da ein Ersatz frühestens in<br />

<strong>den</strong> nächsten fünf bis sechs Jahren möglich,<br />

ist, müssen die verbleiben<strong>den</strong> Kraftwerke<br />

zunächst deutlich höher beschäftigt<br />

wer<strong>den</strong>. Erst in <strong>den</strong> 90er Jahren wer<strong>den</strong><br />

neue Kraftwerkskapazitäten, überwiegend<br />

auf Basis von Importkohle, ans<br />

Netz gehen. Der Brennstoffeinsatz liegt<br />

gegen Ende des Betrachtungszeitraums<br />

mit 171 Mil!. t SKE nur um 3 Mil!. t SKE<br />

unter dem des Referenzszenarios. Anstelle<br />

von Kernenergie tritt vor allem die<br />

Steinkohle, deren verstromte Menge mit<br />

112 Mill, t SKE etwa doppelt so hoch sein<br />

wird. Unmittelbar nach Abschaltung der<br />

Kernkraftwerke wie auch im weiteren<br />

Verlauf bis Mitte der 90er Jahre muß zudem<br />

auch der Einsatz von Gas und Öl<br />

kräftig gesteigert wer<strong>den</strong>, zumal Braunkohle<br />

nur wenig zum Ersatz von Kernkraftstrom<br />

beitragen kann. Angesichts<br />

des Überangebots auf <strong>den</strong> internationalen<br />

Energiemärkten erscheint die Beschaffung<br />

der zusätzlichen Mengen an<br />

Kohle, Gas und Öl sowohl kurz- als auch<br />

langfristig relativ problemlos, wobei aller-:<br />

dings Preisreaktionen infolge der zusätzlichen<br />

Nachfrage nicht auszuschließen<br />

sind.<br />

unterstellte gesamte Verteuerung von - Da Kernbrennstoffe gegenüber<br />

Energie berücksichtigt, so beträgt die An- Steinkohle, Gas und Öl erheblich billiger<br />

hebung des (relativen) Strompreises nur sind, entstehen bei einem Verzicht auf ihnoch<br />

25 vH. Dennoch ist die Preissteige- re Nutzung deutliche Kostensteigerunrung<br />

so deutlich, daß sich in der Bundes- gen; sie liegen zwischen 2,5 und 3<br />

republik die Standortbedingungen strom- Pf/kWh. Dagegen kommt es bei <strong>den</strong><br />

intensiver Grundstoffproduktionen merk- Kapitalkosten infolge der erhöhten Auslieh<br />

verschlechtern. " nutzung der verbleiben<strong>den</strong> Kraftwerke<br />

- Die gesamtwirtschaftliche Entwick- zu Kostensenkungen um bis zu 1,7 Pfl<br />

lung, wie sie sich aus dem Strukturmo- kWh. Für die Ber~chnung der ges~mten<br />

dell unter Vorgabe u. a. der Bevölkerung, Auswirkungen emes KernenergIeverder<br />

Zahl der Haushalte, des Wechselkur- .'.zichts .auf.die .. Strompreise-wur<strong>den</strong> zudem ..<br />

ses der D-Mark gegenüber dem US-Dol- Kapitalvernichtungskoste~ unte~stel~t,<br />

laI' und des Nominalzinses errechnet, die über erhö~u:.. ~bschr~~})Ungen m.c!~e<br />

zeitige Versorgungssicherheit realisier-<br />

spiegelt sich in einem durchschnittlichen Kostenr~chnung elhge~en .. Insgesamt er­<br />

Anstieg des Brutto<strong>sozial</strong>produkts von geben Sich dahe~ zusatzhche ~hebunetwas<br />

mehr als 2 vH je Jahr über <strong>den</strong> ge- gen des Stromp~elses vor allem 1m .ers~n<br />

samten Betrachtungszeitraum wider. Zu Jahrfünft um biS zu 4,1 Pf/kWh, die Sich<br />

<strong>den</strong> wachstumsstarken Sektoren gehören im weiteren Verlauf auf 3,1 Pf/kWh verdie<br />

Investitions- und Verbrauchsgüterge- ringern.<br />

werbe, Grundstoff- und Produktionsgü- _ Obwohl der Mehrbedarf an fossilen<br />

terindustrie verlieren an Bedeutung. Energieträgern überwiegend durch<br />

schadstoffarme, vor allem schwefelar~e<br />

Alternativszenario I Brennstoffe gedeckt wird, steige.~ die<br />

Hier wird unterStellt, daß alle Ende<br />

Emissionen entsprechend, dem veranderten<br />

Energieträgermix zunächst stark an:<br />

1985 in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke<br />

im Jahre 1986 abgeschaltet wer<strong>den</strong><br />

bei Schwefeldioxyd liegen sie inder<br />

und weder die bereits fertiggestellten<br />

Spitze um 38 vH, bei Stickoxyd um 41 vH<br />

noch die in Bau befindlichen Anlagen die<br />

höher als im Referenzfall. Verstärkt greifende<br />

Umweltschutzauflagen führen in<br />

Betriebserlaubnis erhalten. Der sofortige<br />

Verzicht auf die Nutzung der Kernenergie.<br />

ist angesichts der technischen Rerungen<br />

der zusätzlichen Emissionen, zu­<br />

<strong>den</strong> 90er Jahren zu merklichen Reduziestriktionen<br />

im Kraftwerkspark und im nächst an Schwefeldioxyd, später auch<br />

Verteilungsnetz nur unter Inkaufnahme an Stickoxy<strong>den</strong>. Gleichwohl bewirkt der<br />

- gemessen an bisher üblichen Standards<br />

- erhöhter Risiken für die jeder­<br />

Mehrbelastungen der Umwelt über <strong>den</strong><br />

Verzicht auf Kernenergie erhebliche<br />

gesamten Betrachtungszeitraum.

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