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IHK Wirtschaftsraum: Ausgabe Januar

Eine bessere Integration von Frauen, Älteren und Menschen mit Behinderungen in unseren Arbeitsmarkt wird der Gewinnung von Fachkräften in unserem Standort sicher helfen. Noch wichtiger ist es, die Schüler an unseren Gymnasien über die enormen Chancen der dualen Ausbildung zu informieren. Kurzfristig lässt sich unsere Fachkräftelücke durch eine Personengruppe reduzieren, die wir viel zu oft als Last wahrnehmen: Flüchtlinge. Viele von ihnen sind gut qualifiziert. Wollen wir diese Menschen wirklich jahrelang in Flüchtlingsunterkünften absondern? Integrieren wir sie – den Nutzen haben wir alle!

Eine bessere Integration von Frauen, Älteren und Menschen mit Behinderungen in unseren Arbeitsmarkt wird der Gewinnung von Fachkräften in unserem Standort sicher helfen. Noch wichtiger ist es, die Schüler an unseren Gymnasien über die enormen Chancen der dualen Ausbildung zu informieren. Kurzfristig lässt sich unsere Fachkräftelücke durch eine Personengruppe reduzieren, die wir viel zu oft als Last wahrnehmen: Flüchtlinge. Viele von ihnen sind gut qualifiziert. Wollen wir diese Menschen wirklich jahrelang in Flüchtlingsunterkünften absondern? Integrieren wir sie – den Nutzen haben wir alle!

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Thema | Inklusion<br />

Kleine, aber feine Unterschiede<br />

Was unterscheidet Toleranz von Integration und Inklusion<br />

Beratung un<br />

Das Behinderten-Werk hilft auch Arbeit<br />

Toleranz: Der Begriff lehnt sich an das<br />

lateinische Tätigkeitswort „tolerare“ an.<br />

Es lässt sich ins Deutsche am besten mit<br />

„erdulden“ oder „ertragen“ übersetzen.<br />

Wird Toleranz<br />

gewährt, geht<br />

es also nicht um<br />

Sympathie be kun -<br />

dungen, sondern<br />

um das Gewähren -<br />

lassen. Gemeint<br />

war ur sprünglich das Dulden von Frem -<br />

den mit ihren Sitten und Gebräuchen.<br />

Der Begriff bezog sich vor allem auf die<br />

Angehörigen fremder Religionen. „Alle<br />

Religionen sind gleich und gut, wenn<br />

nur die Leute, die sie bekennen, ehrliche<br />

Leute sind, und wenn Türken und Heiden<br />

kämen und wollten das Land bevölkern,<br />

so wollen wir ihnen Moscheen und<br />

Kirchen bauen.“ Das Zitat von Friedrich<br />

dem Großen bringt die ursprüngliche<br />

Idee auf den Punkt. Seit der europäischen<br />

Aufklärung weitet sich jedoch der Begriff:<br />

Die Worte Toleranz und Gleichberechti -<br />

gung werden zunehmend als innerlich<br />

übereinstimmend betrachtet und genutzt.<br />

Integration: Darunter wird die Einbezie -<br />

hung von ausgegrenzten Gruppen oder<br />

Personen verstanden. Es gibt viele For -<br />

men der Ausgrenzung – zum Beispiel<br />

sind diejenigen<br />

Deutschen separiert,<br />

die noch<br />

immer keinen<br />

Internetzugang<br />

haben. Auch im<br />

Zusammenhang<br />

mit Ausländern wird der Begriff gern<br />

benutzt. Hierzu lande leben rund<br />

15 Millionen Menschen mit Migrations -<br />

hintergrund; knapp die Hälfte von ihnen<br />

wurde bereits eingebürgert, ein wichtiger<br />

Schritt zur Einbettung. Integration lohnt<br />

sich: Die Einwanderer füllen unsere So -<br />

zialkassen mit immerhin 22 Milliarden € –<br />

im Saldo und das jedes Jahr. Mit diesem<br />

Ergebnis überraschte jüngst die Bertels -<br />

mann-Stiftung. Es dauert lange, bis sich<br />

Ein wanderer in eine Gemeinschaft vollständig<br />

integrieren. Sie sind als Gruppe<br />

über viele Generationen hinweg noch<br />

erkennbar – im Fall der Hugenotten zum<br />

Beispiel über die Familiennamen.<br />

Inklusion: Es geht um die Zugehörigkeit,<br />

um das Gegenteil von Ausgrenzung.<br />

Wenn zum Beispiel ein Mensch mit<br />

Behinderung überall dabei sein kann,<br />

etwa am Arbeits -<br />

platz, Zuhause, im<br />

Urlaub oder in der<br />

Freizeit, dann ist<br />

das eine gelungene<br />

Inklusion. Das Kon -<br />

zept der Inklusion<br />

geht bei Lichte betrachtet einen Schritt<br />

weiter als die Integration: Die aufnehmende<br />

Gesellschaft trägt aktiv zur Inte -<br />

gration bei. Dafür ist eine Überprüfung<br />

aller möglichen Ausgrenzungen vonnöten.<br />

So sollen etwa Migranten gleiche<br />

Chancen haben – zum Beispiel in der<br />

Schule, auf dem Arbeitsmarkt oder bei<br />

der Wohnungssuche. Die gesellschaft -<br />

liche Umwelt soll sich an die jeweiligen<br />

Voraussetzungen der Menschen anpassen.<br />

Das Ganze lässt sich auch akademisch<br />

betrachten: Die Wissenschaft<br />

versteht unter Inklusion den Zugang zu<br />

gesellschaftlichen Teilsystemen und eine<br />

umfassende Teilhabe an der Gesellschaft<br />

ohne Diskriminierungen. w<br />

Ist erst einmal die Schulzeit vorbei,<br />

stellt sich auch für Menschen mit<br />

Beeinträchtigungen die Frage, welche<br />

Talente und Fähigkeiten sich im Beruf<br />

nutzen lassen. Was viele Arbeitgeber<br />

nicht wissen: Das Behinderten-Werk<br />

Main-Kinzig e.V. (BMWK) begleitet junge<br />

Menschen mit Beeinträchtigungen beim<br />

Einstieg in die Arbeitswelt – auch beim<br />

Start in einem Unternehmen.<br />

„Wir sind mehr als nur ein Bildungs- und<br />

Praxisbegleiter bei der beruflichen Orien -<br />

tierung“, berichtet Dorothee Müller, für<br />

die externe und interne Kommunikation<br />

beim BWMK verantwortlich. „Ein zerti -<br />

fiziertes System der Berufsbildung und<br />

Qualifizierung sorgt in elf internen<br />

Berufsfeldern für die bestmögliche<br />

Berufswahl“, ergänzt Müller. Unter dem<br />

Namen „Blauhaus“ sind laut BWMK-<br />

Sprecherin alle Aktivitäten zur Bildung<br />

und Qualifizierung im Berufsbildungssowie<br />

im Arbeitsbereich zusammengefasst.<br />

„Wir gehen auch in die Betriebe.<br />

Externe Qualifizierungsplätze sind für<br />

uns nichts Fremdes“, ergänzt Müller. Die<br />

Bildungsbegleiter des BWMK sorgen in<br />

diesen Fällen für reibungslose Abläufe.<br />

© Picture-Factory - Fotolia.com<br />

Mit ein wenig Hilfe finden auch<br />

Menschen mit Behinderung einen<br />

Weg in den Beruf.<br />

24 | <strong>Wirtschaftsraum</strong> | Hanau-Kinzigtal | <strong>Januar</strong> 2015

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