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IHK Wirtschaftsraum: Ausgabe Januar

Eine bessere Integration von Frauen, Älteren und Menschen mit Behinderungen in unseren Arbeitsmarkt wird der Gewinnung von Fachkräften in unserem Standort sicher helfen. Noch wichtiger ist es, die Schüler an unseren Gymnasien über die enormen Chancen der dualen Ausbildung zu informieren. Kurzfristig lässt sich unsere Fachkräftelücke durch eine Personengruppe reduzieren, die wir viel zu oft als Last wahrnehmen: Flüchtlinge. Viele von ihnen sind gut qualifiziert. Wollen wir diese Menschen wirklich jahrelang in Flüchtlingsunterkünften absondern? Integrieren wir sie – den Nutzen haben wir alle!

Eine bessere Integration von Frauen, Älteren und Menschen mit Behinderungen in unseren Arbeitsmarkt wird der Gewinnung von Fachkräften in unserem Standort sicher helfen. Noch wichtiger ist es, die Schüler an unseren Gymnasien über die enormen Chancen der dualen Ausbildung zu informieren. Kurzfristig lässt sich unsere Fachkräftelücke durch eine Personengruppe reduzieren, die wir viel zu oft als Last wahrnehmen: Flüchtlinge. Viele von ihnen sind gut qualifiziert. Wollen wir diese Menschen wirklich jahrelang in Flüchtlingsunterkünften absondern? Integrieren wir sie – den Nutzen haben wir alle!

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Aus- und Weiterbildung<br />

Weiterbildungsbereitschaft auf hohem Niveau<br />

Weiterbildung ist im Zeitalter des beginnenden Fachkräftemangels ein zentrales Instrument betrieblicher Personalpolitik.<br />

Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftebedarfs kommt der Qualifizierung von an- und ungelernten Mitarbeitern<br />

eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung zukünftiger Engpässe zu.<br />

Wie sich die hessischen Betriebe 2013<br />

verhalten haben, zeigt das aktuelle<br />

Betriebspanel Hessen des Instituts für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der<br />

Bundesagentur für Arbeit (IAB) auf. Be fragt<br />

wurden 1.000 hessische Arbeit geber. Die<br />

Studie kommt zu vier Kernaus sagen: Die<br />

Weiterbil dungs bereitschaft der hessischen<br />

Betriebe bewegt sich auf einem hohen<br />

Niveau. Eine deutliche Mehrheit der Be -<br />

triebe übernimmt die anfallenden Kosten<br />

und ermöglicht eine Weiterbildung während<br />

der Arbeitszeit. Externe Kurse sind<br />

die am häufigsten genutzte Form der<br />

Wis sens vermittlung. Und viertens sind Anund<br />

Ungelernte bei betrieblichen Bil dungs -<br />

aktivitäten klar unterrepräsentiert.<br />

Mehr Weiterbildung<br />

Rund 57 Prozent der Betriebe in Hessen<br />

förderten im ersten Halbjahr 2013 Weiter -<br />

bildungsmaßnahmen. Das sind deutlich<br />

mehr als noch vor zehn Jahren, als der<br />

Anteil bei 42 Prozent lag. Während im<br />

Verarbeitenden Gewerbe und im Bau<br />

stärker auf betriebliche Ausbildung<br />

gesetzt wird, stehen im Dienstleistungs -<br />

bereich Weiterbildungen als Qualifizie -<br />

rungsmaßnahmen an erster Stelle.<br />

Über 850.000 Beschäftigte in Hessen,<br />

ein neuer Höchststand, profitierten von<br />

betrieblichen Weiterbildungsmaß nah men.<br />

Die Weiterbildungsquote, der Anteil der<br />

Geförderten an allen Beschäftigten, steigerte<br />

sich damit auf knapp 29 Prozent.<br />

In Kleinst- und Kleinbetrieben wurde<br />

etwa jeder dritte Beschäftigte gefördert,<br />

in den hessischen Großbetrieben kam<br />

nur etwa jeder Vierte in den Genuss einer<br />

Qualifizierung.<br />

Weiteres Ergebnis der Auswertung: Fast<br />

zwei Drittel aller Betriebe in Hessen unter -<br />

stützen die Weiterbildung, indem sie die<br />

Veranstaltungen während der Arbeitszeit<br />

stattfinden lassen. Nur vier Prozent der<br />

Betriebe verlagern Weiter bildungs aktivi -<br />

täten komplett in die Freizeit. Die Kosten<br />

der Weiterbildung werden übrigens in der<br />

Regel von den Betrieben getragen. Bei<br />

18 Prozent der hessischen Betriebe werden<br />

die Kosten hingegen vollständig an<br />

die Beschäftig ten weitergegeben, sieben<br />

Prozent erwarten eine finanzielle<br />

Beteiligung von Seiten ihrer Mitarbeiter.<br />

Geringqualifizierte unterrepräsentiert<br />

Besonders im Hinblick auf den zu erwartenden<br />

Rückgang des Erwerbspersonen -<br />

potenzials bilden An- und Ungelernte ein<br />

bisher noch nicht ausreichend gefördertes<br />

innerbetriebliches Potenzial. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, weiterqualifiziert<br />

zu werden, ist für diese Personengruppe<br />

weniger als halb so hoch wie für quali -<br />

fizierte Beschäftigte. Nur knapp jeder<br />

Siebte konnte 2013 von einer betrieblich<br />

geförderten Weiterbildungsmaßnahme<br />

profitieren. Unterschiede zeigen sich auch<br />

in den einzelnen Wirtschaftszweigen. Be -<br />

sonders niedrig sind Bildungs aktivitä ten<br />

in der öffentlichen Verwaltung und den<br />

wirtschaftsnahen Dienstleistungen; die<br />

höchste Weiterbildungsquote findet sich<br />

im Verarbeitenden Gewerbe. Deutlich<br />

mehr Großbetriebe bildeten An- und<br />

Ungelernte weiter, als dies in den Kleinund<br />

Mittelständischen Unternehmen<br />

(KMU) der Fall war.<br />

Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirek -<br />

tion Hessen in der Bundesagentur für<br />

Arbeit, sieht demzufolge noch nicht alle<br />

Möglichkeiten ausgeschöpft: Die Betriebe<br />

sind „gut beraten, wenn sie die Ressour -<br />

cen in ihren eigenen Häusern schon jetzt<br />

erkennen und wenn möglich weiterqualifizieren.<br />

Bereits heute fällt es Betrieben in<br />

einigen Regionen schwer, Auszubildende<br />

zu finden. In absehbarer Zeit wird es ebenso<br />

schwierig werden, gut qualifi zierte<br />

Mitarbeiter für sich zu gewinnen, denn<br />

die Konkurrenz ist groß. Es lohnt sich, die<br />

Schätze innerhalb des eigenen Betriebes<br />

zu heben.“ Mit Maßnahmen wie „Wege-<br />

bau“ flankiere die Bundes agentur für<br />

Arbeit die Weiterbildungs anstrengungen<br />

von Geringqualifizierten. w<br />

Weiterbildungsquote von an- und ungelernten Beschäftigten<br />

nach Wirtschaftszweigen in Hessen 1. Halbjahr 2013<br />

Basis: alle Betriebe, die An- und Ungelernte beschäftigten, Angaben in Prozent<br />

Weiterbildungsquote in Hessen 1. Halbjahr 2013<br />

nach Qualifikationsniveau<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Angaben in Prozent<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

22<br />

Baugewerbe<br />

9<br />

Handel u. Reparatur<br />

15<br />

wirtsch. + wissenschftl. Dl.*<br />

7<br />

sonstige Dl.*<br />

20<br />

Öff. Verwalt/Org. o. Erwerbszw<br />

8<br />

alle Betriebe<br />

15<br />

*Dl. = Dienstleistungen 0 5 10 15 20 25<br />

in Prozent<br />

Gesamt<br />

mit einfachen Tätig keiten<br />

mit abgeschlossener Ausbildung<br />

mit Hochschulabschluss<br />

33<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

in Prozent<br />

15<br />

29<br />

35<br />

Quelle: IWAK<br />

8 | <strong>Wirtschaftsraum</strong> | Hanau-Kinzigtal | <strong>Januar</strong> 2015

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