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3.5. Kirchgangstracht (Mitte bis 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts)

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Rock<br />

Der Rock der Festtagstracht war in der 1. <strong>Hälfte</strong> <strong>bis</strong> zur <strong>Mitte</strong> <strong>des</strong> <strong>19.</strong><br />

<strong>Jahrhunderts</strong> sehr vielgestaltig. Das unterschiedliche Erscheinungsbild<br />

wurde durch die verschiedenen Rockbesätze geprägt (Vgl. Nr. 144, Nr. 21,<br />

Nr. 27, Nr. 33, Nr. 38, Nr. 44). Das Material der Röcke war eigentlich<br />

immer gleich: starker oder leichter Wollstoff oder Beiderwand. Beiderwand<br />

ist ein derbes Gewebe, das aus einem Gemisch von Leinen und Baumwolle<br />

besteht. Beim Weben besteht die Kette aus Leinen, der Einschuß aus Wolle<br />

156<br />

oder Baumwolle. In der Mundart werden diese Röcke als<br />

Beidermannsröcke bezeichnet. Der Stoff ist entweder einfarbig<br />

(dunkelgrün, dunkelgrau), später befand sich auf dunkelbraunem<br />

Untergrund ein hellbraun-oranges, gleichmäßiges Punktmuster.<br />

Zur Festtagstracht betrug die Weite der Röcke im Durchschnitt 4 <strong>bis</strong> 6<br />

Meter. Am Bund war der Stoff in 1 <strong>bis</strong> 1,5 cm breite Fältchen gelegt, die<br />

fest eingepreßt wurden. Um einen besseren Stand der Falten zu erreichen,<br />

wurden die Röcke zur Aufbewahrung eingedreht, d.h. die Falten wurden<br />

dicht zusammengelegt und der ganze Rock mehrfach um die eigene Achse<br />

zusammengedreht. So wurden und werden die Röcke auch heute noch im<br />

Schrank aufgehängt. 157<br />

Die Beidermannsröcke endeten etwa eine Handbreit über dem Knöchel.<br />

Aus Gründen der Sparsamkeit bestand das Vorderteil <strong>des</strong> Rockes aus<br />

geringwertigerem Stoff, war unverziert und ohne Falten. Dieser Bereich<br />

wurde sowieso durch die Schürze verdeckt. Im Vorderteil oder an der Seite<br />

befand sich der Rockschlitz, der mit einem Knopf am Bund geschlossen<br />

wurde. Eine Innentasche war auch meistens eingearbeitet.<br />

Das typische Merkmal <strong>des</strong> Beidermannsrockes war der Besatz auf der<br />

Rückseite. Wie schon erwähnt, sind die Verzierungsformen sehr<br />

vielgestaltig. Zu Beginn <strong>des</strong> <strong>19.</strong> <strong>Jahrhunderts</strong> waren dunkelgrüne Röcke in<br />

Benutzung mit einem breiten hellgrünen Streifen aus Seide (Vgl. Kat. Nr.<br />

156<br />

ebenda, 100.<br />

157<br />

Information stammt aus Gesprächen mit Wally Klippstein aus Flarchheim.<br />

107

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