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3.5. Kirchgangstracht (Mitte bis 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts)

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Die vollständige, originale Brauttracht befindet sich noch heute im<br />

Privatbesitz der Familie Weiß in Oberdorla. Es ist die Brauttracht der<br />

Urgroßmutter von Auguste Weiß, sie wurde freundlicherweise für diese<br />

Arbeit von Frau Weiß gezeigt und erklärt. Verf. durfte die Brauthaube auch<br />

aufsetzen und hat damit gleich einen guten Eindruck bekommen, was es<br />

heißt, praktische Volkskunde zu betreiben. Aus eigener Erfahrung kann nun<br />

hier erzählt werden, wie der Kopfputz der Braut in der Vogtei gestaltet<br />

wurde. Frau Weiß war dabei eine sehr große Hilfe.<br />

Der Kopfputz war also kein fertiges Gebilde, sondern entstand erst auf dem<br />

Kopf der Trägerin in mühevoller, stundenlanger Arbeit.<br />

Wie auch für die Festtagshauben, so waren auch für die Brauthaube lange<br />

Haare eine wichtige Voraussetzung. Zuerst wurden die Haare direkt auf<br />

dem Kopf (über dem Scheitel) zu einem Dutt zusammengerollt und<br />

gesteckt, der mit dem grünen Tannenkrönchen geschmückt wurde. Das<br />

Krönchen bestand aus grünen und goldenen Zweigen und Blättern mit<br />

eingearbeiteten silbernen Kügelchen. Magdalena Bindmann nennt dieses<br />

Krönchen „Flitterkrönchen“ und gibt die Rosmarinpflanze als Bestandteil<br />

<strong>des</strong> Kopfputzes an. Sie schreibt: „Die Rosmarinpflanze galt als ein<br />

unentbehrliches Attribut bei Hochzeiten, da ihr Abwehrkräfte gegen böse<br />

Mächte zugeschrieben wurden. Sie erschien in Verbindung mit dem<br />

Kopfputz, später auch als Kränzchen im Haar und am Arm und wurde auch<br />

von dem Brautgefolge als Sträußchen in der Hand getragen.“ 163<br />

Folgende Gründe gibt Magdalena Bindmann als Ursprung <strong>des</strong> Kopfputzes<br />

an: „Der Ursprung dieser „Flitter-“, „Bänder-“ oder „Schnürhait“ genannten<br />

Gebilde lag im mittelalterlichen Jungfrauenkranz, dem Schapel, das aus<br />

unterschiedlichen Wurzeln hervorgegangen ist. In ihm vereinten sich<br />

Elemente der germanischen Vorstellungswelt, die in der Lebensrute und im<br />

grünen Reis Symbole der Fruchtbarkeit und Wachstumskraft sah, sowohl<br />

mit antikem als auch mit christlichem Gedankengut, zum einen verkörpert<br />

163 Bindmann, M.: Thüringer Trachten zwischen Rhön und Altenburger Land (wie Anm.<br />

14), 16.<br />

125

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