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3.5. Kirchgangstracht (Mitte bis 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts)

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den meisten Fällen war die Haube mit langen Seidenbändern versehen und<br />

wurde dann „Bangerbatzen“ („Banger-“ von Bänder) genannt.<br />

Abbildung 20 zeigt drei junge Frauen mit der typischen Festtagshaube.<br />

Bevor jedoch die Haube aufgesetzt werden konnte, mußten die Haare<br />

entsprechend vorbereitet werden: min<strong>des</strong>tens schulterlange Haare waren die<br />

Voraussetzung und in dieser Zeit auch bei fast allen Mädchen und Frauen<br />

vorhanden - sie wurden in der <strong>Mitte</strong> <strong>des</strong> Kopfes zu einem Knoten<br />

aufgesteckt, der als „Hait“ bezeichnet wurde. Darüber wurde dann die<br />

Festtagshaube gesetzt und erhielt durch den Innenaufbau aus Haaren einen<br />

gewissen Stand. Um die Stirn wurde nun ein Samtband gebunden, damit die<br />

Haube nicht so weit ins Gesicht rutschte. Beim fertigen Anblick durften<br />

damals keine Haare der Haubenträgerin mehr zu sehen sein. In späterer Zeit<br />

war das dann anders. Die Frisurenmode änderte sich und die Haare wurden<br />

gekürzt, als Pony oder mit <strong>Mitte</strong>lscheitel getragen. Die Haube wurde dann<br />

einfach in der <strong>Mitte</strong> <strong>des</strong> Kopfes plaziert, auch wenn noch Haare zu sehen<br />

waren.<br />

Magdalena Bindmann schreibt über die Herstellung der Hauben: „Man<br />

fertigte zunächst nach einem Schnitt die Grundform an, die aus gesteifter<br />

Leinwand bestand, innen zusätzlich durch geleimtes Papier (Zeitungen,<br />

Schulhefte) verstärkt. Darauf wurde der Stoffüberzug aufgenäht, der, je<br />

nach Verwendungszweck, aus Leinen, Baumwolle (Kattun), Samt, Seide<br />

oder Brokat bestehen konnte.“ 148<br />

Genauso wurden auch die Hauben in der Vogtei Dorla hergestellt. In jedem<br />

Dorf gab es im <strong>19.</strong> Jahrhundert eine, meist ältere Frau, die sich auf das<br />

Herstellen von Festtagshauben spezialisiert hat. Sie wurde<br />

umgangssprachlich die „Haubensche“ genannt. 149<br />

Beim Anblick der Festtagshaube auf Abb. 21 wird sofort die Form der<br />

hohen Haube erkenntlich.<br />

148<br />

Bindmann, M.: Thüringer Volkstrachten zwischen Rhön und Altenburger Land (wie<br />

Anm. 14), 26.<br />

149<br />

Die Information stammt aus Gesprächen mit älteren Leuten aus der Vogtei imzuge der<br />

Feldforschung.<br />

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