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MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München

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Hochschulen deutschlandweit möglich wäre. Sie hat sich für Russistik,<br />

Ukrainisch und Bulgarisch entschieden. Wer denkt, dass ihr die<br />

unterschiedlichen Sprachen nur so zufliegen, der irrt. Sowohl Bulgarisch<br />

als auch Ukrainisch unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht<br />

vom Russischen und „grammatikalisch richtig zu sprechen, ist auch<br />

für mich als russische Muttersprachlerin schwierig“.<br />

Mittlerweile ist aus der Freundschaft zwischen den beiden mehr geworden.<br />

Nun planen sie auch eine gemeinsame Reise durch Russland.<br />

Sie sehen sich im Kino russische Filme an, hören russische Musik,<br />

lesen russische Literatur. Die zwei Nationalitäten sind kein Problem:<br />

„rUSSiScH iSt gAnz<br />

UnD gAr nicHt VerStAUBt“<br />

ilja Kukuj ist Koordinator für den Sprachunterricht russisch am<br />

institut für Slavische philologie der lMU.<br />

MUM: Herr Kukuj , wer spricht die Sprache?<br />

Kukuj: Russisch wird von über 160 Millionen Menschen als Muttersprache<br />

gepflegt, dazu kommen über 110 Millionen Zweitsprachler.<br />

Damit gehört Russisch zu den TOP 5 der Weltsprachen. Außer<br />

Russland und Weißrussland wird Russisch in einigen ehemaligen<br />

Republiken der Sowjetunion wie Kasachstan, Kirgisien, in Teilen<br />

Moldawiens und der Ukraine als zweite Amtssprache anerkannt.<br />

MUM: Wie kann man die Sprachkenntnisse an der LMU erwerben?<br />

Kukuj: Russisch wird am Institut für Slavische Philologie als sprachpraktischer<br />

Teil des BA-Hauptfaches „Slavistik“ angeboten. Auch im<br />

Rahmen des breiten Nebenfaches „Sprache, Literatur, Kultur“ sowie<br />

als Hörer anderer Fakultäten kann man an einem Sprachkurs für<br />

Nichtslavisten Russisch erlernen. Das Lehrprogramm reicht von den<br />

Grundkursen bis zu den verschiedenen thematischen Veranstaltungen<br />

zu einzelnen praktischen Aspekten der modernen russischen Sprache.<br />

MUM: Was macht die Sprache so besonders?<br />

Kukuj: Auf den ersten Blick fällt sofort das andere Alphabet, das<br />

sogenannte „Kirillica“ mit 33 Buchstaben auf, das sehr schnell<br />

erlernt werden kann. Etwas mehr Schwierigkeiten machen die<br />

im Deutschen nicht vorhandenen Phoneme und ihre Kombinationen<br />

sowie spezifische grammatische Kategorien. Zwischen<br />

dem Deutschen und Russischen gibt es aber auch mehr Gemeinsamkeiten<br />

als man erwartet, sodass Russisch nach einer<br />

kurzen Gewöhnungsphase sehr attraktiv und zugänglich wird.<br />

MUM: Wann hat sich die Sprache ursprünglich herausgebildet?<br />

Kukuj: Russisch hat sich zusammen mit der ukrainischen und<br />

weißrussischen Sprache im 14. bis 15. Jahrhundert aus der „altrussischen“<br />

westslavischen Sprache herauskristallisiert. Die moderne<br />

russische Sprache, so wie wir sie heute kennen, hat sich zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts etabliert. Seitdem hat sich trotz der allgemein<br />

dynamischen Entwicklung der Sprache nicht sehr viel geändert.<br />

„Wir kennen beide Seiten, können viel miteinander über Russland<br />

und Deutschland reden und verstehen uns gut“, sagt Anastasia Meermann.<br />

Und Heiko Schmidt fügt hinzu: „Mich zieht es seit meinem<br />

Auslandssemester immer wieder Richtung Osten.“ Spätestens nächsten<br />

Sommer geht es in den Kaukasus zwischen Schwarzem und<br />

Kaspischem Meer. Darauf freuen sich die beiden schon sehr.<br />

■ hei<br />

MUM: Wie lange dauert es durchschnittlich, bis man den Grundwortschatz<br />

auch anwenden kann?<br />

Kukuj: Nach anderthalb bis zwei Jahren hat man einen Wortschatz,<br />

mit dem man in alltäglichen Situationen gut zurechtkommen kann.<br />

Nach dieser Phase ist ein Aufenthalt in Russland von mindestens ein<br />

paar Monaten sehr empfehlenswert, da man die Hürde zwischen dem<br />

passiven und aktiven Sprachgebrauch am besten dort überwindet,<br />

wo nur Russisch gesprochen wird.<br />

MUM: Warum lohnt es sich, diese Sprache heutzutage zu erlernen?<br />

Kukuj: Außer den engen ökonomischen Verbindungen zwischen<br />

Deutschland und Russland ist es vor allem die fantastische russische<br />

Literatur, deren begeisterte Rezeption in Deutschland eine lange Tradition<br />

hat. Man soll aber Russisch keinesfalls als eine verstaubte<br />

Sprache betrachten – gerade jetzt, nach der Öffnung Russlands zum<br />

Westen und nach der Perestrojka, entwickelt sich die Sprache unglaublich<br />

rasant und macht die Beschäftigung mit dem sprachlichen<br />

Alltag spannend und unterhaltsam.<br />

An der LMU ist das Sprachenangebot so vielseitig wie an kaum<br />

einer anderen Hochschule in Deutschland. Fast 70 Sprachen kann<br />

man hier erlernen. In der Serie stellt MUM jeweils eine Sprache<br />

mit Hintergründen und Beispielen vor.<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

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