MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München
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Jahr 2000 einen speziellen Kunststoffkleber, mit dem die ursprüngliche<br />
Lackierung der Tonkrieger gerettet werden konnte.<br />
Immer im Hinterkopf hatte Langhals, ob die Ergebnisse seiner Forschung<br />
ein Patent abwerfen könnten. In den ersten Jahren engagierte<br />
Langhals noch Patentanwälte. „Doch ich hatte bald einen halben<br />
Meter Korrespondenz mit denen, das war mir zu aufwendig.“ Der<br />
Chemie-Professor lernte fortan abends Patentrecht, las Fachbücher<br />
und löcherte die Mitarbeiter des Patentamts mit seinen Fragen. Seither<br />
kümmert er sich selbst um das Thema.<br />
Nicht allen Professoren gefiel der Patentierungs eifer ihres Kollegen.<br />
„Einige haben früher schon die Nase gerümpft“, erinnert sich Langhals.<br />
Er erinnert sich zum Beispiel an DFG-Gutachter, die befremdet<br />
waren, dass er als Antragsteller Patente angemeldet hatte. „Denen<br />
war das zu praktisch, trieb zu wenig die hehre Wissenschaft voran.“<br />
Das habe sich allerdings inzwischen total geändert, sagt der 61-<br />
Jährige.<br />
„Inzwischen gehören Patente durchaus in den Lebenslauf“, sagt<br />
Andrea Friedrich, die seit 2000 Erfinder an der LMU berät. Zwar<br />
wollen die meisten Wissenschaftler nach wie vor an erster Stelle<br />
publizieren. Aber das Patent als „Nebenprodukt“ sei gern gesehen.<br />
Andrea Friedrich, die im Bereich Patente und Lizenzen der LMU<br />
arbeitet, ist überzeugt, dass es in 20 Jahren in Deutschland für<br />
Wissenschaftler ähnlich selbstverständlich sein wird, Patente zu<br />
haben, wie in den USA.<br />
Seit dem Fall des Hochschullehrer-Privilegs 2002 hat Heinz Langhals<br />
alle seine Erfindungen bei Andrea Friedrich angemeldet. Damals<br />
wurde festgelegt, dass Wissenschaftler ihre Hochschule an Erfindungen<br />
beteiligen sollen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit machen.<br />
An der LMU kommen die meisten Anmeldungen aus der Chemie.<br />
1 ... erst vor Kurzem konnte er in diesem Bereich ein patent anmelden.<br />
Geisteswissenschaftler tauchen nur selten bei den vier Patentberatern<br />
auf, die ihre Beratungsleistungen nach unterschiedlichen<br />
Fachgebieten aufteilen. Und auch Studierende melden sich wenig.<br />
Andrea Friedrich erzählt daher auch besonders begeistert von einer<br />
Theologie-Studentin, die mit einer Erfindung zu ihr kam, einer<br />
Wärmflasche für beide Füße. Zielgruppe: frierende Studenten in<br />
schlecht geheizten WG-Zimmern. Leider gab es so etwas schon.<br />
Heinz Langhals dagegen findet bei den Farbstoffen immer wieder<br />
Neues. Besonders stolz ist er auf eine Serie stabiler Fluoreszenzfarbstoffe,<br />
die vor zwei Jahren ihr Patent bekommen haben. Mit ihnen<br />
gebe es, so Langhals, völlig neue Möglichkeiten, etwa für effiziente<br />
Solarkollektoren oder leuchtende Nanopartikel. „An dem Patent ist<br />
auch die Industrie interessiert“, erzählt er.<br />
Allerdings sind es meist keine großen Summen, die ein Verkauf oder<br />
Lizenzen einbringen. Aber für die beteiligten Doktoranden kann ein<br />
Patent neben Pluspunkten im Lebenslauf auch ein kleines Zubrot<br />
zum Gehalt bringen. Und immerhin kommt an der LMU so viel Geld<br />
zusammen, dass auch die Stellen der Patentberater finanziert werden<br />
können. Rund eine Million Euro haben Patentanmeldungen der LMU<br />
in den Jahren seit dem Fall des Hochschullehrer-Privilegs eingebracht.<br />
Für Heinz Langhals ist der finanzielle Aspekt Nebensache. Die<br />
Patente dokumentieren den Stand seiner Forschung, das zählt für<br />
ihn. Aktuell forscht der Chemiker an winzigen, lichtgetriebenen<br />
Nanomaschinen. Heinz Langhals kann noch nicht genau sagen, was<br />
dabei herauskommen wird. Eines steht für ihn aber bereits fest: Er<br />
wird in den nächsten Wochen ein Jubiläum feiern können: die einhundertste<br />
Patentanmeldung.<br />
■ gra<br />
paTenTe UnD lizenzen<br />
Ein Patent garantiert seinem Inhaber Schutz vor Nachahmung und das Recht, seine Erfindung zu gebrauchen. Patente gibt es allerdings<br />
nur für Erfindungen, die gewerblich anwendbar sind. Wissenschaftliche Theorien etwa sind nicht patentierbar.<br />
Die LMU unterstützt ihre Erfinder nach Kräften: Die Mitarbeiter des Bereichs Patente und Lizenzen des Referats für Forschungs- und<br />
Technologietransfer sind erster Anlaufpunkt für alle Erfinder. Sie bieten ihnen Beratung unter anderem bei der Meldung von Erfindungen;<br />
bei Pilotfällen begutachten sie auch die Schutzrechtssituation und führen eine Patentrecherche durch. Die Patentberater klären zudem, ob<br />
ein Patent verwertet oder verkauft werden kann. Dabei arbeiten sie mit der Bayerischen Patentallianz zusammen, die für die Verwertung<br />
von Patenten aller bayerischen Hochschulen zuständig ist. Schließlich profitiert die LMU auch von den Erfindungen ihrer Forscher: 30<br />
Prozent der Einnahmen aus Lizenzen oder verkauften Patenten gehen an die Hochschule, zur Hälfte an den Lehrstuhl oder die Arbeitsgruppe<br />
des Erfinders und zur anderen Hälfte an die Verwaltung.<br />
Kontakt: Kontaktstelle für Forschungs- und Technologietransfer: · Tel.: +49 (0) 89 / 2180 - 72200 · E-Mail: gs@lmu-transfer.de<br />
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