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MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München

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UMFragE „WiE PräSENt iSt ENgLiSch<br />

iN ihrEM UNiaLLtag?“<br />

Der Biologe Benjamin haßfurth (1) arbeitet an der Graduate School<br />

of Systemic Neurosciences der LMU auf den Titel „Doctor of Philosophy<br />

(PhD)“ hin: „Zu Beginn meines Biologiegrundstudiums spielte<br />

Englisch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das hat sich enorm<br />

geändert – bei Vorlesungen in den internationalen Masterstudiengängen<br />

und natürlich in wissenschaftlichen Vorträgen sowie Seminaren.<br />

Gerade jetzt arbeiten wir an einer Veröffentlichung – natürlich<br />

für ein englischsprachiges <strong>Magazin</strong>. Wenn mir für einen Gedankengang<br />

in deutscher Sprache mal keine befriedigende Übersetzung<br />

einfällt, diskutiere ich darüber mit meiner australischen Kollegin am<br />

Nebentisch. Auch privat wird oft Englisch gesprochen, bei Grillfeiern<br />

oder im Biergarten. Englisch ist, zumindest in der Biologie, universell<br />

akzeptiert – und diese Tatsache würde es mir auch erleichtern,<br />

überall auf der Welt einen Postdoc zu machen, ohne die jeweilige<br />

Landessprache zu beherrschen.“<br />

Marina Schweizer (2) absolviert den Masterstudiengang Kommunikationswissenschaften<br />

an der LMU: „In der Uni hatte ich noch<br />

nie einen Kurs auf Englisch. Man braucht es höchstens einmal für<br />

englischsprachige Fachliteratur, aber selbst Studenten, die aus dem<br />

Ausland kommen, sprechen alle Deutsch, und man unterhält sich mit<br />

ihnen nicht auf Englisch. Sie müssen ja auch Deutsch können, bei uns<br />

gibt es schließlich keine Chance, das Studium in irgendeiner Weise<br />

auf Englisch zu machen. Wenn man bei Industrieunternehmen oder<br />

PR-Agenturen arbeitet, ist gutes Englisch Pflicht. Vor allem während<br />

meines Bachelorstudiums habe ich dort mein Englisch oft ausgepackt.<br />

Jetzt arbeite ich journalistisch. Da ist außer Deutsch eigentlich<br />

keine andere Sprache relevant. Davor, während der Schulzeit, war<br />

ich einmal ein Jahr in den USA und habe dort nach wie vor viele<br />

Freunde. Deshalb ist es für mich absolut kein Problem, mich auf<br />

Englisch auszudrücken. Mein Sprachniveau ist allerdings durch die<br />

Highschool wenig akademisch.“<br />

Professor Paula-irene villa (3) hat den Lehrstuhl Allgemeine Soziologie/Gender<br />

Studies am Institut für Soziologie inne: „Englisch ist<br />

meine zweite Muttersprache – ich bin unter anderem in den USA<br />

und Kanada aufgewachsen. Auch im Forschungskontext höre, lese<br />

und spreche ich viel und sehr gern Englisch. Dabei ist es in meinem<br />

Unialltag gar nicht übermäßig präsent: In der Fachliteratur der Lehre<br />

etwa zu 30 Prozent, bei mündlichen Prüfungen zu circa zehn Prozent<br />

– etwa beim Master „Psychology of Excellence“. Gastvorträge<br />

auf Englisch finden in unserem Fach zwar eher selten statt. Jedoch<br />

3<br />

4<br />

kommuniziere ich quasi täglich mit Kollegen und Kolleginnen aus<br />

den USA oder Kanada, aus den Niederlanden und Großbritannien.<br />

Englischsprachige Publikationen lese ich im Original – wie bei der<br />

Theoretikerin Judith Butler. Mir wäre es recht, wenn noch weitaus<br />

mehr auf Englisch kommuniziert würde. Die Bemühungen um den<br />

Erhalt von Deutsch als Wissenschaftssprache, kann ich nicht nachvollziehen.<br />

Gerade deutsche Studierende tun sich schwer, unverkrampft<br />

auf Englisch zu sprechen oder nur zu lesen. Dahinter steht<br />

die – falsche – Annahme, eine Sprache ,perfekt’ sprechen zu müssen.<br />

Außerhalb Deutschlands beziehungsweise Europas setzt man in der<br />

Wissenschaft eher auf pragmatische Verständigung.“<br />

Bastian hauser (4) studiert Philosophie mit den Nebenfächern Politikwissenschaften<br />

und VWL: „In Philosophie ist mir bisher kaum<br />

Englisches begegnet, mal abgesehen von ein paar Fachbegriffen in<br />

Logik, die aber auch eher beiläufig eingestreut wurden. In Politik<br />

kommt es sehr auf das betreffende Teilfach an, in Politischer Theorie<br />

gibt es zum Beispiel viele Texte auf Deutsch, in den Fächern<br />

Politische Systeme und Internationale Beziehungen spielt sich fast<br />

alles auf Englisch ab, Texte und Zeitschriften auf Deutsch gibt es, wie<br />

bestimmt auch in den meisten anderen Gesellschaftswissenschaften,<br />

kaum. In VWL ist es ähnlich, hier gibt es auch Vorlesungen, die auf<br />

Englisch gehalten werden, was ich aus meinen anderen Fächern<br />

nicht kannte. Bisher bereitete mir das alles glücklicherweise keine<br />

größeren Probleme.“<br />

Saraswati L. (5) studiert im neunten Semester Medizin an der LMU<br />

und besucht den Fachsprachkurs Medilingua: „Nach einer Famulatur<br />

in einem Krankenhaus in Kanada bin ich im Englischen einigermaßen<br />

geübt. In meinem Münchner Unialltag kommt Englisch aber eigentlich<br />

gar nicht so oft vor; die Vorlesungen sind alle auf Deutsch, ich<br />

habe nur ein Pathologiebuch auf Englisch. Bei der Doktorarbeit –<br />

mein Thema ist Nephrologie, akutes Nierenversagen – dagegen sehr.<br />

Da hat man es beim Recherchieren fast ausschließlich mit englischen<br />

Texten zu tun. Zudem arbeiten bei mir im Labor zum Beispiel einige<br />

Inder, und mit ihnen unterhalte ich mich natürlich auf Englisch.<br />

Die medizinischen Fachbegriffe sind dabei das geringste Problem.<br />

Ob Nephrologie oder Nephrology, die Worte unterscheiden sich ja<br />

kaum.“<br />

5<br />

MUM 01 | 2010 titEL<br />

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