MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München
MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München
MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zu den Studierenden, die es ins Ausland zieht, zählen auch Medizinanwärter.<br />
Immer mehr von ihnen besuchen deshalb regelmäßig<br />
das Multimedia-Sprachlabor – für Fachsprachenkurse mit dem Titel<br />
„Medilingua“, konzipiert speziell für Mediziner. Einen der Kurse hält<br />
der Amerikaner Dr. Andrew Koob. „Die Studenten sollen lernen, sich<br />
in einem medizinischen Umfeld auf Englisch ausdrücken zu können“,<br />
erklärt der aus Iowa stammende Neurowissenschaftler. An diesem<br />
Samstag steht auch ein Rollenspiel zum Thema „Patientengespräch“<br />
auf dem Medilingua-Programm. Ein Student gibt dabei den Arzt im<br />
weißen Kittel, ein zweiter den siebenjährigen Patienten Michael, ein<br />
dritter seinen Vater. Es scheint gar nicht so leicht, den Erziehungsberechtigten<br />
höflich aus dem Sprechzimmer zu komplimentieren, um<br />
mit Michael allein zu sprechen – und das auf Englisch. Zudem gilt es,<br />
Michael nicht durch allzu grausige Details über das bevorstehende<br />
Blutabnehmen zu verschrecken. Koob gibt dabei viele Tipps: „Don‘t<br />
just say: I am the doctor“, sagt er. „Be more precise, like: ,I‘m a medical<br />
student´ or ,I‘m the cardiologist.’” Und: „Don‘t just say ,What’s<br />
wrong with you?’“, warnt Koob, „that sounds rude.“ Höflicher wäre:<br />
„Would you tell me what the problem seems to be?“<br />
Weitere Fachsprachenkurse des Sprachenzentrums der LMU sind<br />
„FigNums – Figures and Numbers in Practice“ für Mathematiker,<br />
„English for Pharmaceutical Sciences“ und – ganz neu – „Exploring<br />
English for Sociologists“. Weit über 100 Studierende melden sich pro<br />
Semester für verschiedene Fachenglischkurse des Sprachenzentrums<br />
an. Für Studierende der Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaft<br />
und Volkswirtschaft bietet sogar ein eigenes Fachsprachenzentrum<br />
der Fakultäten Kurse an.<br />
Im Sprachenzentrum gehen derweil Anfragen weiterer Studiengänge<br />
ein, ob nicht spezielle Fachenglischkurse entwickelt werden könnten.<br />
Das habe, glaubt Professor Angela Hahn, auch mit der Umstellung<br />
auf die neuen, strukturierten Studiengänge Bachelor und Master zu<br />
tun. „Einerseits, weil Englisch in Vorlesungen und Seminaren eine<br />
größere Rolle spielt, andererseits, weil darin die Teilnahme an Fachsprachenkursen<br />
mit Creditpoints honoriert wird.“<br />
Auch andere Fremdsprachen erleben jüngst starken Zuwachs, wie<br />
Hahn erklärt: „Japanisch, Chinesisch, Türkisch, Arabisch, Niederländisch<br />
zum Beispiel – Sprachen, die früher nur am Rande von<br />
Interesse waren“ (s. aktuelle Serie „Populäre Sprachen“ auf Seite<br />
12 in diesem Heft). Außerdem bekomme das Sprachenzentrum –<br />
insbe sondere Geschäftsführerin Dr. Bettina Raaf – in letzter Zeit<br />
Anfragen, ob Fachsprachenkurse nicht auch für romanische Spra-<br />
chen, allen voran Spanisch, kreiert werden könnten. Während die<br />
Angebote des Sprachenzentrums – finanziert unter anderem aus<br />
Studienbeiträgen – ausschließlich Studierenden vorbehalten sind,<br />
können Wissenschaftler und Verwaltungsangestellte der LMU ihre<br />
Englischkenntnisse in Sprachkursen der „Internen Weiterbildung“<br />
verbessern. „Wir stoßen mit den Kursen auf reges Interesse“, erklärt<br />
Jochen Heidenstecker vom Personaldezernat, „und erleben<br />
stark steigende Anmeldezahlen.“ Der Grund: „Die meisten haben<br />
immer mehr Kontakt zu ausländischen Wissenschaftlern und Studierenden,<br />
die an der LMU arbeiten oder eingeschrieben sind“, so<br />
Heidenstecker. „Es werden häufiger Anfragen auf Englisch gestellt,<br />
ob am Telefon, persönlich oder schriftlich in Brief oder E-Mail.“<br />
Die Kurse vermitteln unter anderem Grammatik, Wortschatz und<br />
typische Redewendungen; zudem übt man Präsentationen, bearbeitet<br />
Texte und trainiert Alltagsenglisch in Rollenspielen.<br />
Insgesamt richtet sich das Angebot der „Internen Weiterbildung“ eher<br />
an das Verwaltungspersonal der LMU. Für Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler gibt es daneben eine Vielzahl von Englisch-Kursen<br />
ganz unterschiedlicher Anbieter an der LMU. So bietet das „LMU<br />
Center for Leadership and People Management“ etwa ein Seminar<br />
„Teaching in English. Working creatively with cultural diversity”. Am<br />
„Graduate Center“ können Promovierende den Kurs „Presenting in<br />
English” belegen. Im Angebot „LMU-Extra“ der Frauenbeauftragten<br />
für Nachwuchswissenschaftlerinnen ist auch das Thema „Presenting<br />
Academic Topics in English“ vorgesehen. Und sämtliche Angebote<br />
von „Sprachraum“, der Initiative der LMU zur Förderung der Schlüsselkompetenz<br />
Sprache, gibt es auch auf Englisch – seien es Rhetorik-,<br />
Didaktik- oder Kommunikationsseminare.<br />
Dass sich das Englische an deutschen <strong>Universität</strong>en so ausbreitet,<br />
stößt aber auch auf Kritik – etwa von Seiten der Deutschen Akademie<br />
für Sprache und Dichtung. Der Vorsitzende ihrer Sprachkommission,<br />
Professor Peter Eisenberg, erklärt: „Es ist ein weit verbreiteter<br />
Irrtum, dass die internationale Harmonisierung der Studiengänge<br />
im Zuge des Bologna-Prozesses auch mit einer sprachlichen Vereinheitlichung<br />
einhergehen muss.“ Die deutsche Sprache sei heute eine<br />
von wenigen „Universalsprachen“ – ein Idiom also, das in Literatur,<br />
Standardsprache, geschriebener und gesprochener Sprache sowie<br />
Fachsprachen existiert und eigene Dialekte aufweist. „Das kann man<br />
doch nicht einfach aufgeben“, so Eisenberg.<br />
Sein Vorschlag: „Die Lehre in allen Fächern sollte – gerade im<br />
Grundstudium – unbedingt auf Deutsch stattfinden, Lehrbücher auf<br />
MUM 01 | 2010 titEL<br />
5