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Ärzteblatt - qs- nrw

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Fortbildung<br />

Gewebsperfusion mit Einfluss auf das Gefäßendothel.<br />

In der Regel vorhandene anatomische Veränderungen<br />

an den Gelenken werden durch<br />

die Radiatio nicht beeinflusst, das Röntgenbild<br />

ist somit kein Gradmesser des Therapieerfolges.<br />

Die Wahrscheinlichkeit einer positiven<br />

Beeinflussung des Schmerzgeschehens<br />

ist im Bereich der oberen Extremitäten (Periarthritis<br />

humeroscapularis, Epicondylitis humeri)<br />

und mit mehr als 60 % am größten.<br />

Dagegen sind die sofortige und auch die<br />

analgetische Langzeitwirkung im Bereich der<br />

Knie- und Hüftgelenke geringer einzustufen<br />

(Tabelle 1) . Die tägliche Belastung induziert<br />

hier stets neue Beschwerden (5).<br />

Als günstige prognostische Faktoren für<br />

hohe Erfolgsraten der Therapie gelten eine<br />

relativ kurze Anamnesedauer von weniger<br />

als sechs Monaten, ein möglichst frühzeitiger<br />

Strahlentherapiebeginn sowie eine Schmerzintensivierung<br />

während der Radiotherapie<br />

(9). Entsprechend den unterschiedlichen<br />

Ausgangsbedingungen ist der Wirkungseintritt<br />

der Behandlung sehr variabel; eine vollkommene<br />

Schmerzfreiheit kann sogar häufig<br />

noch nach mehreren Wochen oder<br />

Monaten eintreten. Eine zu frühe Beurteilung<br />

führt daher zu einer Fehleinschätzung der<br />

Radiotherapie (11) Tab. 1.<br />

Die niedrigdosierte Strahlentherapie erfolgt<br />

bei Vorhandensein an Orthovoltgeräten mit<br />

100 bis 300 kV, kann aber auch an Hochvolttherapiegeräten<br />

vorgenommen werden.<br />

Laut Empfehlungen der DEGRO kommen<br />

zwei bis drei Mal wöchentlich Einzeldosen<br />

von 0,5 bis 1,0 Gy bis zu einer Gesamtdosis<br />

von 3,0 bis 10 (12) Gy zum Einsatz. Meist<br />

kommt es innerhalb der Serie kurzfristig zu<br />

einer Schmerzintensivierung, die dann aber<br />

in eine langanhaltende Besserung bis hin zur<br />

Schmerzfreiheit umschlagen kann (6).<br />

Entzündliche Erkrankungen<br />

Die Indikationen zur Radiotherapie sowohl<br />

akut entzündlicher als auch chronischrezidivierender<br />

Prozesse waren in den vergangenen<br />

Jahren einem ständigen Wechsel<br />

unterworfen (4). Den Leitlinien in der Strahlentherapie<br />

entsprechend sind die akute<br />

postoperative Parotitis sowie rezidivierende<br />

Furunkel, Karbunkel, das Panaritium sowie<br />

Schweißdrüsenabzesse als Indikationen anzusehen.<br />

Hierbei gilt als allgemeines Prinzip,<br />

dass je akuter die Entzündung, desto<br />

häufiger erfolgt die Bestrahlung pro Woche,<br />

je chronischer die Entzündung, desto seltener<br />

die Radiatio und desto höher die Einzeldosis<br />

(2,10).<br />

I II und III 0<br />

(%) (%) (%)<br />

OMARTHROSE<br />

Bakke 60 36 4<br />

Cocchi 26 57 17<br />

Hess 43 57 0<br />

v.Pannewitz 34 54 12<br />

durchschnittlich 41 51 8<br />

COXARTHROSE<br />

Bakke 18 62 18<br />

Cocchi 24 44 32<br />

Hess 4 20 76<br />

Pizon 13 69 24<br />

v.Pannewitz 34 41 25<br />

durchschnittlich 18 47 35<br />

GONARTHROSE<br />

Bakke 38 45 17<br />

Cocchi 25 45 30<br />

Fried 23 70 7<br />

Ghys 7 78 15<br />

Hess 12 48 40<br />

Kahlmeter 21 67 12<br />

v.Pannewitz 25 67 11<br />

durchschnittlich 22 60 18<br />

I beschwerdefrei,<br />

II wesentlich gebessert: Schmerzen nur noch bei Überanstrengung,<br />

Witterungswechsel, Beruf und Sport ohne nennenswerte<br />

Beeinträchtigung möglich,<br />

III gebessert: erträgliche Restbeschwerden, 0 unbeeinflusst:<br />

nur flüchtige Besserung, keine Änderung oder sogar<br />

Verschlechterung des Zustands<br />

Tabelle 1: Literaturübersicht zur Erfolgsrate bei der Radiotherapie<br />

von Arthrosen nach JUNKER (5)<br />

Hypertrophische/<br />

hyperproliferative Erkrankungen<br />

Die verschiedenen hypertrophischen Prozesse<br />

des Bindegewebes weisen vergleichbare<br />

pathologisch-anatomische Veränderungen<br />

auf. Es handelt sich um kern- und gefäßarme<br />

Bindegewebshyperplasien mit überwiegendem<br />

Anteil von kollagenen Fasern (8). Bei<br />

der Anwendung der Radiotherapie im Frühstadium<br />

eines Morbus Dupuytren kann bei<br />

82 bis 98% eine Hemmung der Progression<br />

bewirkt werden (8). Der Morbus Dupuytren<br />

tritt überwiegend bei Männern auf und ist in<br />

10 bis 30% mit einer Induratio penis plastica<br />

(Morbus Peyronie) vergesellschaftet. Die<br />

Strahlentherapie kann auch hier bei Anwendung<br />

im Frühstadium eine Schmerzlinderung<br />

und Minderung der Kohabitationsbeschwerden<br />

herbeiführen. Eine weitere<br />

Bestrahlungsindikation stellt die Prophylaxe<br />

von Keloiden der Haut dar. Die Radiatio sollte<br />

bei liegenden Fäden bevorzugt innerhalb<br />

von 24 Stunden nach der Operation begonnen<br />

werden (8).<br />

Funktionelle Erkrankungen<br />

Zur Vermeidung einer Gynäkomastie vor<br />

Einleitung einer Hormontherapie bei Patienten<br />

mit einem Prostatakarzinom sollte die<br />

prophylaktische Bestrahlung der Brustdrüsen<br />

erfolgen. Bei bereits eingetretener schmerzhafter<br />

Gynäkomastie hat die Strahlentherapie<br />

insgesamt geringere Erfolgsaussichten<br />

(10). Ein weiteres Indikationsgebiet stellt die<br />

Radiatio des Retrobulbärraumes bei der Immunorbitopathie<br />

(endokrine Orbitopathie)<br />

dar (8). Die Strahlentherapie ist indiziert,<br />

wenn ein Exopthalmus nach Normalisierung<br />

der Schilddrüsenwerte nicht rückläufig ist<br />

und auch auf eine medikamentöse Gabe<br />

nicht reagiert.<br />

Sonstige Einsatzmöglichkeiten<br />

Periartikuläre Verkalkungen sind gefürchtete<br />

Komplikationen insbesondere an den<br />

großen Gelenken nach Totalendoprothesenoperationen<br />

sowie nach schwerem Trauma<br />

(3). Zur Prophylaxe heterotoper Ossifikationen<br />

besteht bei Patienten mit einem erhöhten<br />

Risiko für periartikuläre Verkalkungen die Indikation<br />

zur einmaligen hochdosierten postoperativen<br />

Radiatio, welche 24 bis maximal<br />

72 Stunden postoperativ erfolgen sollte. Bei<br />

planbaren Operationen kann die Strahlentherapie<br />

mit vergleichbaren Ergebnissen<br />

ein bis vier Stunden präoperativ durchgeführt<br />

werden (8,10).<br />

Eigene Ergebnisse<br />

Im Zeitraum vom 1.1.1996 bis zum<br />

31.12.1999 wurden in der Abteilung Strahlentherapie<br />

des Institutes für Radiologie<br />

am Carl-Thiem-Klinikum Cottbus 229 Patienten<br />

mit degenerativen Erkrankungen am<br />

konventionellen Röntgentiefentherapiegerät<br />

RT 250 unter analgetischer Zielstellung therapiert.<br />

Es erfolgte eine retrospektive Auswertung<br />

und Beurteilung der Therapieergebnisse<br />

anhand von Patientenfragebögen. Zur<br />

Auswertung gelangten 151 Fälle (65,9%).<br />

78 (34,1%) Patienten konnten bedingt durch<br />

Wohnortwechsel, Tod des Patienten bzw.<br />

fehlende Rückantwort nicht befragt werden.<br />

Zur Auswertung gelangten Fragebögen von<br />

42 Patienten mit einem Calcaneussporn,<br />

50 Patienten mit einer Epicondylitis humeri<br />

radialis bzw. ulnaris, 32 Patienten mit einer<br />

Periarthritis humeroscapularis sowie 27 Patienten<br />

mit einer Gonarthrose.<br />

Brandenburgisches Ärzteblatt 10/2001 • 11. Jahrgang<br />

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