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Geschlechterbezogene Themen in der ... - Rainer Hampp Verlag

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294 Gertraude Krell, Ulrike Karberg: <strong>Geschlechterbezogene</strong> <strong>Themen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Personallehre<br />

werden. Aber mit bestimmten <strong>Themen</strong> s<strong>in</strong>d zugleich bestimmte Perspektiven verbunden,<br />

und <strong>in</strong>sofern s<strong>in</strong>d hier doch Tendenzaussagen möglich. Das möchten wir am<br />

Beispiel von Manag<strong>in</strong>g Diversity erläutern.<br />

Zunächst propagiert das Konzept Manag<strong>in</strong>g Diversity die Chancengleichheit<br />

(nicht nur) <strong>der</strong> Geschlechter zwar auch mit dem Verweis auf Recht und Moral, aber<br />

vor allem mit dem Argument <strong>der</strong> ökonomischen Vorteilhaftigkeit (vgl. z.B.<br />

Cox/Blake 1991). Damit kommt die ökonomische Perspektive <strong>in</strong>s Spiel, <strong>der</strong>en Vernachlässigung<br />

<strong>in</strong> den Kommentaren <strong>der</strong> Herausgeber <strong>der</strong> Zeitschrift für Personalforschung<br />

zu Krell/Osterloh (1993b) mehrfach kritisiert worden war (vgl. z.B. Eckardste<strong>in</strong><br />

1993, 62; Wächter 1993, 73). Dieser Vorwurf (be-)traf damals allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

nur die Frauenforschung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Personallehre, son<strong>der</strong>n die Diszipl<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt (vgl.<br />

Wun<strong>der</strong>er/Mittmann 1983; Sadowski et al. 1994). Inzwischen existiert die Personalökonomie<br />

als eigenständige programmatische Orientierung e<strong>in</strong>er Lehre vom Personal,<br />

<strong>der</strong>en VertreterInnen das Repertoire <strong>der</strong> geschlechterbezogenen <strong>Themen</strong> z.B. um<br />

das <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Lohndifferentiale bereichert haben. Die Existenz dieser<br />

programmatischen Orientierung ist allerd<strong>in</strong>gs nicht gleichbedeutend mit e<strong>in</strong>em<br />

Monopol auf die ökonomische Perspektive. Auch davon zeugt das Beispiel Manag<strong>in</strong>g<br />

Diversity, denn das Konzept ist e<strong>in</strong> im Rahmen des Human Resource Management<br />

entwickelter Ansatz – und damit <strong>der</strong> Perspektive des Personalmanagements zuzuordnen<br />

(vgl. dazu auch Krell 1999f).<br />

H<strong>in</strong>zu kommt: Die traditionelle Perspektive sowohl <strong>der</strong> Personalpraxis als auch<br />

<strong>der</strong> Personallehre ist die auf Frauen als „beson<strong>der</strong>e Mitarbeitergruppe“. Aus dieser<br />

Perspektive ersche<strong>in</strong>en weibliche Arbeitskräfte als defizitär und deshalb (neben jüngeren,<br />

älteren, ausländischen und beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Beschäftigten) als Problemgruppe. Dagegen<br />

lehrt uns die Literatur zu Manag<strong>in</strong>g Diversity: Nur wenn vom Mann als „homogenes<br />

Ideal“ (Loden/Rosener 1991) ausgegangen wird, ersche<strong>in</strong>en Frauen als beson<strong>der</strong>e<br />

Gruppe o<strong>der</strong> gar als Problemgruppe, die För<strong>der</strong>maßnahmen im S<strong>in</strong>ne von<br />

‚Entwicklungshilfe’ benötigt. Manag<strong>in</strong>g Diversity lenkt dagegen den Blick auf die<br />

Entwicklungsbedürftigkeit von Organisationen bzw. <strong>der</strong>en Kulturen und auf die dazu<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Beiträge des Human Resource Managements (vgl. z.B. Cox 1991).<br />

Und schließlich impliziert Manag<strong>in</strong>g Diversity e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Perspektive auf<br />

Geschlechtsunterscheidungen, weil Frauen und Männer nicht als jeweils relativ homogene<br />

Gruppen angesehen werden (vgl. z.B. Thomas 2001, 40). Schon <strong>in</strong> „Personalpolitik<br />

aus <strong>der</strong> Sicht von Frauen...“ (Krell/Osterloh 1993b) wurde die Frage gestellt,<br />

wie wünschenswert e<strong>in</strong>e nach Geschlecht differenzierende Personalpolitik ist<br />

(vgl. Krell 1993) und konstatiert, die „b<strong>in</strong>äre Opposition Mann-Frau greift zu kurz<br />

angesichts <strong>der</strong> ‚neuen Unübersichtlichkeit’“ (Neuberger 1993, 65). Daraus folgt: Nur<br />

wenn es um die Analyse des Geschlechterverhältnisses geht (z.B. um den Frauenanteil<br />

<strong>in</strong> Führungspositionen, den Anteil von Männern <strong>in</strong> Elternzeit o<strong>der</strong> geschlechtsspezifische<br />

Lohndifferentiale), ist e<strong>in</strong>e Differenzierung nach Geschlecht zielführend<br />

für die Realisierung von Chancengleichheit. Wenn es dagegen darum geht, wie sich<br />

Frauen und Männer verhalten, welche Interessen und Identitäten sie haben, führt e<strong>in</strong>e<br />

Orientierung an den Genusgruppen auf den Abweg <strong>der</strong> Stereotypisierung und <strong>der</strong> sta-

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