Geschlechterbezogene Themen in der ... - Rainer Hampp Verlag
Geschlechterbezogene Themen in der ... - Rainer Hampp Verlag
Geschlechterbezogene Themen in der ... - Rainer Hampp Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 281<br />
türlichen „sex“ und e<strong>in</strong>es kulturellen „gen<strong>der</strong>“ <strong>in</strong> Frage gestellt, weil auch das körperliche<br />
o<strong>der</strong> leibliche Geschlecht kulturell bestimmt sei, und es generell höchst problematisch<br />
sei, e<strong>in</strong>e solch strikte Unterscheidung von Natur als gegeben und Kultur als<br />
gemacht vorzunehmen (vgl. z.B. Butler 1991; Villa 2000, <strong>in</strong>sbes. 55 ff.).<br />
Die im Zentrum <strong>der</strong> Geschlechterforschung stehende Kategorie Gen<strong>der</strong> „umfaßt<br />
sowohl die <strong>in</strong>teraktive Konstruktion <strong>der</strong> Geschlechterdifferenz (‚do<strong>in</strong>g gen<strong>der</strong>’) als<br />
auch Strukturmomente des Geschlechterverhältnisses (‚gen<strong>der</strong>-system’)“ (Knapp<br />
1993, 28). Betrachten wir die beiden – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wechselverhältnis stehenden –<br />
Komponenten etwas genauer.<br />
� Zunächst zu den Geschlechtsunterscheidungen: Um den Blick auf den Prozess<br />
des Hervorbr<strong>in</strong>gens von Geschlecht und auf das Geschlecht als Hervorgebrachtes<br />
zu lenken, sprechen wir nicht von Geschlechtsunterschieden, son<strong>der</strong>n von<br />
Geschlechtsunterscheidungen. Diese Bezeichnung stammt von Klaus Theweleit<br />
(1977, 278), e<strong>in</strong>em Pionier kritischer Männerforschung, <strong>der</strong> ebenfalls auf das<br />
historisch-gesellschaftlich Gemachte dieser Differenzierungen verweist. E<strong>in</strong>e<br />
Zuspitzung erfährt diese Position durch Judith Butlers (1991, 8) Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit den „Geschlechter-Kategorien (als) sche<strong>in</strong>bar ontologische Kategorien“.<br />
Butler schreibt, dass die Geschlechter diskursiv „fabricated“ s<strong>in</strong>d, was<br />
sowohl „hergestellt“ als auch „erfunden“ bedeutet (ebd., 200). Die wissenschaftliche<br />
Debatte um „Gleichheit, Differenz, Dekonstruktion“ (Knapp 2001) ist heute<br />
e<strong>in</strong> Kernthema <strong>der</strong> Geschlechterforschung. Wir verwenden den Begriff Geschlechtsunterscheidungen<br />
für Diskurse darüber, wie Frauen und Männer s<strong>in</strong>d<br />
o<strong>der</strong> handeln bzw. zu se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zu handeln haben. 1<br />
� Nun zum Geschlechterverhältnis: Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gangs zitierten Passage von<br />
Braun und Stephan schon angesprochen wurde, geht es hier darum, welche Tätigkeiten,<br />
Positionen – und damit verbunden auch Ressourcen (z.B. Rechte, E<strong>in</strong>kommen)<br />
– Mitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>er Gesellschaft o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Organisation aufgrund ihrer<br />
Geschlechtszugehörigkeit und aufgrund von Geschlechtsunterscheidungen<br />
zugestanden werden.<br />
Der generellen Entwicklung von <strong>der</strong> Frauen- zur Geschlechterforschung folgend<br />
haben wir bei <strong>der</strong> erneuten Erhebung den Untersuchungsgegenstand von „Frauenthemen“<br />
auf „geschlechterbezogene <strong>Themen</strong>“ erweitert. Schon im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> ersten Befragung erhielten wir (Krell/Osterloh 1993a) übrigens kritische<br />
Rückmeldungen zur Beschränkung auf „Frauenthemen“. Der Fragebogen von Wolfgang<br />
Weber aus Pa<strong>der</strong>born enthielt im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Dissertation von<br />
Bernhard<strong>in</strong>e Rüther zum Thema Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf den Kommentar,<br />
dies sei „ke<strong>in</strong> ausschließliches ‚Frauenthema’“. Und Dudo von Eckardste<strong>in</strong><br />
(1993, 62) kommentierte: „Die Perspektive <strong>der</strong> beiden Herausgeber<strong>in</strong>nen ist auf<br />
Frauen gerichtet. Faktisch geht es um den Stellenwert <strong>der</strong> Geschlechter im Arbeitsle-<br />
1 Ausführlicher dazu und zu den Machtwirkungen dieser Diskurse vgl. Krell (2002).