Geschlechterbezogene Themen in der ... - Rainer Hampp Verlag
Geschlechterbezogene Themen in der ... - Rainer Hampp Verlag
Geschlechterbezogene Themen in der ... - Rainer Hampp Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
280 Gertraude Krell, Ulrike Karberg: <strong>Geschlechterbezogene</strong> <strong>Themen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Personallehre<br />
1. Von <strong>der</strong> Frauenforschung zur Geschlechterforschung<br />
In <strong>der</strong> ersten Befragung, die zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 90er Jahre erfolgte, wurde eruiert,<br />
welchen Stellenwert „Frauenthemen“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> für Personal zuständigen speziellen Betriebswirtschaftslehre<br />
haben. Diese Erhebung stand im Kontext <strong>der</strong> Frauenforschung,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong>en Rahmen u.a. gefragt wurde: „Wie männlich ist die Wissenschaft?“ (Hausen/Nowotny<br />
1986b). Die Frage nach bzw. These von <strong>der</strong> „Männlichkeit“ <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
bezog und bezieht sich zum e<strong>in</strong>en auf die Dom<strong>in</strong>anz von Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Scientific Community. Zum an<strong>der</strong>en wird davon ausgegangen, dass diese Dom<strong>in</strong>anz<br />
Auswirkungen auf die bearbeiteten Inhalte hat (so auch Hausen/Nowotny 1986a, 9).<br />
� Betrachten wir zunächst den Frauenanteil an den UniversitätsprofessorInnen für<br />
„Personal“ <strong>in</strong> Deutschland, Österreich und <strong>der</strong> Schweiz. Im Jahr 1991 waren<br />
zwei von 43 Professuren (= 4,7 Prozent) mit Frauen besetzt; im Jahr 2000 waren<br />
es sechs von 64 (= 9,4 Prozent). Insofern handelte und handelt es sich um e<strong>in</strong>en<br />
männerdom<strong>in</strong>ierten Beruf.<br />
� H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Inhalte lauteten damals die Fragen, <strong>in</strong> welchem Ausmaß, <strong>in</strong><br />
welchen Zusammenhängen und aus welchen Perspektiven Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Personallehre<br />
thematisiert werden (vgl. Krell/Osterloh 1993a; Gerhard et al. 1993).<br />
Mit <strong>der</strong> Frage nach den Zusammenhängen konnten die bereits bearbeiteten<br />
<strong>Themen</strong>fel<strong>der</strong> und damit zugleich die Lücken aufgezeigt werden. Die Frage<br />
nach <strong>der</strong> Perspektive ist deshalb wichtig, weil die Nicht-Berücksichtigung von<br />
Frauen nur <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Weg ihrer Diskrim<strong>in</strong>ierung ist. Denn e<strong>in</strong>e Berücksichtigung<br />
von Frauen kann sowohl aus e<strong>in</strong>er aufklärerischen bzw. emanzipatorischen als<br />
auch aus e<strong>in</strong>er stereotypisierenden o<strong>der</strong> gar (<strong>in</strong>tendiert o<strong>der</strong> unbeabsichtigt) diskrim<strong>in</strong>ierenden<br />
Perspektive erfolgen. Das haben zahlreiche kritische Bestandsaufnahmen<br />
zur Arbeitswissenschaft und zur Personallehre gezeigt (vgl.<br />
z.B. Krell 1984, 57ff.; Gerhard et al. 1993; Philipp 1998).<br />
Inzwischen hat e<strong>in</strong>e Entwicklung von <strong>der</strong> Frauenforschung zur Geschlechterforschung<br />
stattgefunden. „Geschlechterforschung/Gen<strong>der</strong>-Studien fragen nach <strong>der</strong> Bedeutung<br />
des Geschlechts für Kultur, Gesellschaft und Wissenschaften. Sie setzen ke<strong>in</strong>en<br />
festen Begriff von Geschlecht voraus, son<strong>der</strong>n untersuchen, wie sich e<strong>in</strong> solcher<br />
Begriff <strong>in</strong> den verschiedenen Zusammenhängen jeweils herstellt bzw. wie er hergestellt<br />
wird, welche Bedeutung ihm beigemessen wird und welche Auswirkungen er<br />
auf die Verteilung <strong>der</strong> politischen Macht, die sozialen Strukturen und die Produktion<br />
von Wissen, Kultur und Kunst hat“ (Braun/Stephan 2000, 9).<br />
Im angloamerikanischen Sprachraum gibt es für das deutsche Wort Geschlecht<br />
zwei Bezeichnungen: „sex“ und „gen<strong>der</strong>“. Seit den 70er Jahren dienen diese beiden<br />
Begriffe zur Markierung e<strong>in</strong>er Trennl<strong>in</strong>ie. Mit „sex“ wird das biologische Geschlecht<br />
und mit „gen<strong>der</strong>“ das soziale Geschlecht bezeichnet. Diese Unterscheidung zielt darauf<br />
zu verdeutlichen, dass die Ungleichheit <strong>der</strong> Geschlechter nicht auf natürliche Ursachen<br />
zurückzuführen ist, son<strong>der</strong>n historisch-gesellschaftlich hervorgebracht und<br />
damit auch verän<strong>der</strong>bar. Inzwischen wird allerd<strong>in</strong>gs die Gegenüberstellung e<strong>in</strong>es na-