GL 4/2004 - der Lorber-Gesellschaft eV
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<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Geistliche Wegweisung 27<br />
Geistliche Wegweisung<br />
nach Miguel de Molinos<br />
„Ich will hören, was Gott <strong>der</strong> Herr in mir redet.“ (Psalm 85,9)<br />
Die Wegweisung des Miguel de Molinos, eines spanischen Mystikers<br />
des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts, wendet sich an alle, die nach einem geistlichen Weg<br />
suchen o<strong>der</strong> die auf ihrem geistlichen Weg Mut, Bestätigung o<strong>der</strong><br />
Korrektur benötigen.<br />
Der beschriebene Weg besteht aus einem Prozess des Loslassens,<br />
einem wachsenden Losgelöstsein, das es ermöglicht, innere Ruhe zu<br />
erfahren - mystisches Schweigen, wo Reden, Denken und Streben<br />
aufhören und Gott zur Seele spricht. Dieser Weg gehört zum<br />
Grundbestand <strong>der</strong> christlichen mystischen Tradition. Er lehrt, dass die<br />
unmittelbare Mitteilung Gottes sich im Seelengrund vollzieht, jenseits des<br />
reflektierenden Verstandes und des bewussten Willens. Voraussetzung ist,<br />
alle anstrengenden Übungen zu meiden und die innere Ruhe zuzulassen.<br />
Zunächst wird im Gebet äußerlich und innerlich die ersehnte Ruhe<br />
angestrebt. Die vorläufige Art des Ruhegebets ist noch unvollkommen, da<br />
sie von uns selbst zuwege gebracht wird. Die sich dann wie von selbst<br />
einstellende tiefere Art des Ruhegebetes wird vom Betenden, <strong>der</strong> sich<br />
passiv verhält, wie eingegeben und als Geschenk empfunden.<br />
Das Wesentliche dieser Gebetsübung besteht darin, sich vertrauend in<br />
die Hände Gottes fallen zu lassen. Von Ihm wird <strong>der</strong> Betende unendlich<br />
mehr zurückerhalten, als er je aufgegeben hat; seine Lebenskräfte werden<br />
sich erneuern, und er wird Bereicherung erfahren, wo er unter Mangel zu<br />
leiden hatte. Die schöpferische Kraft, die sich in <strong>der</strong> Stille sammelt,<br />
nimmt <strong>der</strong> Betende ganz in sich auf, wenn er das Stillschweigen zulässt.<br />
Er macht schon sehr bald die wichtige Erfahrung, dass allem Tun ein<br />
Nichttun, allem Denken ein Nichtdenken und allem Fühlen ein<br />
Nichtfühlen vorausgeht. Aus diesem Bereich <strong>der</strong> Ruhe holt er sich die für<br />
ihn notwendigen Lebensimpulse, die ihm wie von selbst zufließen.<br />
Du sollst wissen: Deine Seele ist <strong>der</strong> Mittelpunkt, die Wohnung und<br />
das Reich Gottes.<br />
Wenn du also möchtest, dass <strong>der</strong> Höchste deine Seele berühren und in<br />
ihr gegenwärtig sein soll, kannst du die rechten Vorbedingungen schaffen.<br />
Um Ihm in deiner Seele einen Platz zu bereiten, müssen alle Hin<strong>der</strong>nisse<br />
beseitigt o<strong>der</strong> aufgelöst werden: Das Üben <strong>der</strong> Ruhe mitten im Alltag trägt<br />
wesentlich hierzu bei. Still-sein, wenn es allzu laut um dich und in dir<br />
wird. Den Ausgleich, die Versöhnung und den Frieden suchen. Du solltest