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GL 4/2004 - der Lorber-Gesellschaft eV

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<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Menschen auf dem Weg zu Jesus 29<br />

Menschen auf dem Weg zu Jesus<br />

Pastor Friedrich von Bodelschwingh<br />

(1831-1910)<br />

Hans-Gerd Fischer<br />

Es ist das Jahr 1871. Mit gebeugten Schultern steht ein<br />

Mann auf dem Friedhof in Dellwig an <strong>der</strong> Ruhr. Er blickt<br />

auf vier Kin<strong>der</strong>gräber. Auf jedem Grab steht ein Stein<br />

mit einem Kreuz. Auf den Steinen sind die Namen <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> verzeichnet, die hier begraben liegen. Auf den<br />

vier verschiedenen Kreuzen, je nach Alter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />

stehen nacheinan<strong>der</strong> die Sätze: Der Herr ist mein Hirte. /<br />

Mir wird nichts mangeln. / Er weidet mich auf einer<br />

frischen Aue. / Er führet mich auf rechter Straße.<br />

Der Mann vor den Gräbern ist Pastor Friedrich von Bodelschwingh,<br />

als Vater Bodelschwingh bekannt. Er hat vor einigen Tagen Besuch von<br />

zwei Männern aus Bethel bei Bielefeld gehabt. Sie haben ihn gebeten, als<br />

Anstaltsleiter dorthin zu kommen. Er weiß nicht, ob er den Ruf annehmen<br />

soll. Obwohl nun schon zwei Jahre vergangen sind, kann er sich so<br />

schlecht von den Gräbern seiner so früh verstorbenen Kin<strong>der</strong> trennen. Die<br />

glückliche Zeit, die er mit seiner Familie über Jahre in Dellweg verbracht<br />

hatte, endete so plötzlich. Das Leid kroch wie ein kalter Nebel in ihn und<br />

seine Frau Ida, die ihn so liebevoll und treu auf seinem Lebensweg<br />

begleitete.<br />

Die Erinnerung überwältigt ihn. Tränen stehen in seinen Augen. Welch<br />

ein Jubel war es, wenn die Kin<strong>der</strong> ihm und seiner Frau sonntags nach dem<br />

Gottesdienst entgegensprangen; welch ein Jubel, wenn sie mit Vater und<br />

Mutter hinauszogen in eines <strong>der</strong> schönen Eichenhölzer des Tales, um auf<br />

seinen Rasenabhängen hinunterzukollern o<strong>der</strong> an seinen Rän<strong>der</strong>n Blumen,<br />

wilde Erdbeeren und Brombeeren zu sammeln! Welcher Jubel erst, wenn<br />

sie im offenen Wägelchen einen Besuch bei den geliebten Großeltern<br />

machen durften!<br />

Die Erinnerung an das letzte Weihnachtsfest mit den Kin<strong>der</strong>n steht<br />

Pastor von Bodelschwingh noch deutlich vor Augen, als wäre es gestern<br />

gewesen: Erwartungsvoller als je zuvor hatten sich die Kin<strong>der</strong> auf das<br />

Weihnachtsfest gefreut. Nur <strong>der</strong> sonst so beson<strong>der</strong>s fröhliche fast<br />

sechsjährige Ernst, das älteste <strong>der</strong> vier Kin<strong>der</strong> war viel stiller als die<br />

an<strong>der</strong>en. Er hatte seit einiger Zeit einen bösen Husten. Der stellte sich bald<br />

als bösartiger Stickhusten heraus. In wenigen Tagen war Ernstchen so

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