2/2011 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle

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I n n e r e M e d i z i n Wirkung von androgen-anabolen Steroiden Erwünschte Wirkungen • Erhöhung der Skelettmuskelmasse • Androgenisierung • Stimulation der Erythropose • Verbesserung der Regeneration • Knochenaufbau Wichtige Nebenwirkungen • ausgeprägte Akne (Steroidakne) • Virilsierung/Vermännlichung bei Frauen - Veränderungen der Stimme (irreversibel) - Veränderung des Behaarungsmusters - Störungen des Menstruationszyklus • Gynäkomastie (Männer) • Wassereinlagerung im Gewebe • Häufung kardiovaskulärer Erkrankungen (Koronare Herzerkrankung, arterielle Hypertonie, Kardiomyopathie, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen) • irreversible Leberschäden • vorzeitiger Verschluss der Epiphysenfugen bei Jugendlichen • Infertilität • Aggression | 10
I n n e r e M e d i z i n Sebastian Bubel, PD Dr. Axel Schlitt Doping im Breitensport „Doping steht im Widerspruch zum Geist des Sports. Wer sich einen Vorteil dadurch zu verschaffen versucht, dass er sich im Training oder im Wettkampf verbotener Substanzen oder Methoden zur Leistungssteigerung bedient, missachtet die Fairness, betrügt die anderen Sportler und die Zuschauer und gefährdet seine Gesundheit“ (NADA Code 2009). I m Allgemeinen wird der Begriff Doping als der Einsatz von verbotenen Substanzen oder Methoden zur Leistungssteigerung im Sport verstanden. Der Code der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) definiert Doping als „den Gebrauch bzw. den Versuch des Gebrauchs einer verbotenen Substanz oder Methode, die Weigerung zur Teilnahme an Dopingkontrollen, die Verabreichung an einen Athleten (durch einen Trainer oder Arzt), sowie der Nachweis von verbotenen Substanzen im Blut oder Urin.“ Systematisches Doping kam seit Beginn der 50er Jahre im Berufs- und Profisport auf. Es wurde in ähnlicher Form wie Forschung zur Trainingssteuerung und Materialforschung zum integrativen Bestandteil des Leistungssports. Zu Beginn kamen Stimulanzien wie Kokain und Strichnin, später Glukokortikoide sowie Anabolika zum Einsatz. Seit den 80er Jahren gewannen rekombinante Hormone wie Erythropoetin an zunehmender Bedeutung. Seit 1998 wird durch die World-Anti- Doping-Agency (WADA) eine jährlich aktualisierte Liste mit verbotenen Substanzen und Methoden veröffentlicht, zuletzt als „Prohibited List 2011“. Der Fokus des öffentlichen Interesses liegt auf dem Leistungs- und Hochleistungssport. Über Dopingmissbrauch in diesen Bereichen wird in regelmäßigen Abständen durch die Medien berichtet. Die Vorreiterrolle dürfte dabei der Radsport spielen: In keiner anderen Sportart standen in den vergangenen Jahren ähnlich viele Athleten unter Verdacht des Wettbewerbsbetruges. Doping ist aber auch immer mehr ein Phänomen des Breitensports geworden. Das Robert- Koch-Institut (RKI) veröffentlichte zusammen mit dem Statistischen Bundesamt einen umfassenden Bericht über Doping im Breitensport. Über dieses Phänomen wird seit etwa 20 Jahren, auch in der Medizinischen Fachpresse, berichtet. Anlass dafür waren Befragungen an Highschool-Schülern in den USA und in Kanada Ende der 80er Jahre: Hierbei ließ sich eine Vermutung über Missbrauch von Anabolika und anderen Substanzen bei Jugendlichen belegen. In der Mitte der 70er Jahre entstanden die ersten Fitnessstudios als neue Institution neben dem bisher verbreiteten Vereinssport. Deren Zahl stieg nach Erhebungen des Forschungsinstituts EMNID im Jahr 2003 innerhalb der Bevölkerung auf zuletzt etwa 6500 Studios mit insgesamt 4,6 Millionen registrierten Mitgliedern innerhalb der Bundesrepublik an. In deutschen Fitnessstudios sind nach der Kenntnis der Autoren bisher keine Dopingkontrollen durchgeführt worden. Allerdings existieren mehrere groß angelegte Erhebungen für Dopingmissbrauch in Fitnessstudios. Die beiden größten Studien innerhalb der Bundesrepublik, die den Arzneimittelgebrauch bei Fitnesssportlern untersucht haben, sind die „Lübecker Studie“ und die sogenannte „Multicenterstudie“. Bei beiden wurden Fragebögen an Sporttreibende in insgesamt 58 Fitnessstudios verteilt. Die Sporttreibenden mussten, um teilnehmen zu können, über mindestens drei Monate Trainingserfahrung verfügen und Grundkenntnisse im Bereich des Krafttrainings haben. Von insgesamt 1.297 Fragebögen, welche in den zwei Studien ausgegeben worden waren, hatten die Untersucher einen Rücklauf von etwa 35 Prozent. Unter den beantworteten Fragebögen gaben 19 Prozent der Besucher Arzneimittelmissbrauch an (22 Prozent der Männer, 8 Prozent der Frauen). Diejenigen Befragten, die den primären Aufbau von Muskelmasse angaben, berichteten auch von vermehrtem Arzneimittelmissbrauch. Der Altersgipfel der Missbrauchshäufigkeit lag zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr. Die häufigste angegebene Substanzklasse waren die anabolen androgenen Steroide (AAS) oder kurz Anabolika. Weit weniger häufig war der Einsatz von Stimulanzien. Der Missbrauch von Wachstumshormonen wurde von lediglich zwei Befragten angegeben. Weiterhin wurde festgestellt, dass Sporttreibende mit Arzneimittelmissbrauch auch häufiger zu anderen Genussmitteln und Drogen greifen. So war der Anteil der Raucher in dieser Gruppe deutlich höher. Auch der Konsum von Ecstasy und Amphetaminen/Kokain wurde doppelt so häufig angegeben wie in der Vergleichsgruppe. Die Substanzen innerhalb der Klasse der AAS sind chemische Derivate des Testosterons. Die Zahl der auf dem Markt vorhandenen Präparate ist überschaubar. Zu den im Missbrauchsfall häufig eingesetzt Wirkstoffen zähen: Methandienon, Nandrolon, Stanozolol und Testosteron. Die Einnahme erfolgte in der Multicenter-Studie mehrheitlich als Injektion. Bezogen werden die Anabolika nach den Ergebnissen der Multicenterstudie von „Bekannten“, vom Trainer oder aus der Apotheke. Etwa 14 Prozent der Befragten gaben an, die Präparate vom Arzt zu erhalten. Ausgabe 2/11 11 |
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