2/2011 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
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I n n e r e M e d i z i n<br />
Pulmonale<br />
Hypertonie<br />
Dr. Bernd Schmidt<br />
Gerhard M. (54) kommt in die<br />
Sprechstunde und klagt über zunehmende<br />
Belastungsluftnot. Auskultatorisch findet sich<br />
ein unauffälliger Befund.<br />
Die Lungenfunktion, die unter dem<br />
Verdacht auf eine COPD durchgeführt<br />
wird, ergibt keinen Anhalt<br />
für eine Obstruktion; echokardiographisch<br />
zeigt sich eine normale linksventrikuläre<br />
Funktion. Hinter dieser Alltagsgeschichte<br />
könnte sich eine idiopathische pulmonal<br />
arterielle Hypertonie (IPAH) verbergen.<br />
Dieses seltene Krankheitsbild (Inzidenz ca.<br />
1,5:1.000.000) könnte durch die verfügbaren<br />
spezifischen Therapiekonzepte langfristig stabilisiert<br />
und gebessert werden. Die Voraussetzung<br />
für eine solche Therapie ist die korrekte<br />
Diagnosestellung und <strong>der</strong> Ausschluss an<strong>der</strong>er<br />
Formen <strong>der</strong> Pulmonalen Hypertonie (PH).<br />
Unter dem Terminus Pulmonale Hypertonie<br />
werden unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst.<br />
Dazu gehören Erkrankungen<br />
des Herzens, Erkrankungen <strong>der</strong> Lunge, chronisch-thrombembolische<br />
o<strong>der</strong> medikamentös-toxisch<br />
bedingte Erkrankungen, Bindegewebserkrankungen<br />
und weitere seltene<br />
Erkrankungen wie z.B. die porto-pulmonale<br />
Hypertonie. Die aktuelle Klassifikation <strong>der</strong><br />
pulmonalen Hypertonie führt nicht weniger<br />
als 28 unterschiedliche Formen o<strong>der</strong> Assoziationen<br />
in fünf Klassen auf. In einer gemeinsamen<br />
Leitlinie <strong>der</strong> European Respiratory Society<br />
und <strong>der</strong> European Society of Cardiology<br />
wurden 2009 erstmals interdisziplinär Strategien<br />
und Konzepte für Diagnostik und Therapie<br />
publiziert. Die Umsetzung <strong>der</strong> Leitlinie,<br />
die 2010 an die Verhältnisse in Deutschland<br />
angepasst wurde (DMW 2010; 135: S61-<br />
S132), ist nur in enger Vernetzung aller beteiligten<br />
Fachdisziplinen möglich.<br />
Die Symptome <strong>der</strong> PH sind mit Belastungsdyspnoe<br />
und Müdigkeit unspezifisch und<br />
eine Differenzialdiagnostik <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
PH-Klassen ist klinisch nicht sicher<br />
möglich. EKG, Lungenfunktion und Röntgen-<br />
Thorax können Hinweise geben und ggf. bestimmte<br />
Formen <strong>der</strong> PH ausschließen (z.B.<br />
Ausschluss einer PH infolge COPD bei normaler<br />
Lungenfunktion). Echokardiographisch<br />
lassen sich Zeichen einer pulmonalarteriellen<br />
Druckerhöhung und Rechtsherzbelastung<br />
finden. Eine genaue Quantifizierung<br />
und die Interpretation <strong>der</strong> Echo-Befunde<br />
sind jedoch stark abhängig vom Untersucher.<br />
Der Nachweis einer pulmonalen Hypertonie<br />
und die Bestimmung des pulmonalarteriellen<br />
Druckes sind nur mit Hilfe des Rechtsherzkatheters<br />
möglich. Weitere bildgebende<br />
Verfahren (z.B. Ventilations-/ Perfusionsszintigraphie<br />
und CT-Thorax) sind in <strong>der</strong> Differenzialdiagnostik<br />
ebenso erfor<strong>der</strong>lich wie<br />
umfangreiche Labordiagnostik. Das diagnostische<br />
Mosaik wird erst in <strong>der</strong> interdisziplinären<br />
Betrachtung mit Kardiologen, Pneumologen,<br />
Rheumatologen, Gastroenterologen,<br />
Radiologen und ggf. weiteren Fachdisziplinen<br />
zum schlüssigen Krankheitsbild.<br />
Ist die Diagnose einer pulmonalen Hypertonie<br />
gestellt, so müssen im nächsten Schritt<br />
die therapeutischen Optionen ausgelotet werden:<br />
Ist eine spezifische Therapie möglich (bei<br />
<strong>der</strong> Pulmonalarteriellen Hypertonie PAH)?<br />
Sind an<strong>der</strong>e ursächliche Erkrankungen zu behandeln<br />
(z.B. kardiale Erkrankungen, Lungenerkrankungen<br />
o<strong>der</strong> chronisch thrombembolische<br />
Erkrankungen)? Besteht eventuell<br />
die Indikation für eine Lungentransplantation?<br />
Entscheidungen in diesem komplexen<br />
Kontext erfor<strong>der</strong>n eine strukturierte<br />
interdisziplinäre Diskussion. Die Durchführung<br />
einer Therapie, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong><br />
PAH, erfor<strong>der</strong>t spezifische Kenntnisse und<br />
Erfahrungen. Regelmäßige Kontrollen des<br />
Therapieerfolges und <strong>der</strong> Therapie-Nebenwirkungen<br />
sind obligat.<br />
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