2/2011 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
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O r t h o p ä d i e / U n f a l l c h i r u r g i e<br />
legt gezielt kleine Gänge zur kontrollierten<br />
Zementverteilung an. Mithilfe eines hydraulischen<br />
Applikationssystems gelangt <strong>der</strong> speziell<br />
entwickelte und ultrahoch visköse PM-<br />
MA-Zement in die vorbereiteten Bahnen und<br />
umschließt die intakten spongiösen Knochenstrukturen,<br />
ohne sie unnötig zu zerstören.<br />
Während <strong>der</strong> Anwendung erhält <strong>der</strong> zuvor<br />
zähflüssige Zement einen Radiofrequenzimpuls.<br />
Dadurch wird <strong>der</strong> Polymerisationsprozess<br />
gezielt beschleunigt <strong>der</strong> Zement verwandelt<br />
sich in eine gummiartige Masse. Eine<br />
extrem lange Verarbeitungszeit von mehr als<br />
30 Minuten erhöht die Applikationskontrolle<br />
und ermöglicht eine sichere Intervention. Zementaustritte<br />
o<strong>der</strong> -verschleppungen in die<br />
benachbarten Areale lassen sich somit minimieren<br />
beziehungsweise ganz vermeiden. Die<br />
Applikation selbst erfolgt über ein hydraulisches<br />
Start-Stopp-System, das <strong>der</strong> Operateur<br />
per Fernbedienung in einem Abstand von<br />
bis zu drei Metern zur Strahlenquelle bedient.<br />
Hierdurch wird die Strahlenbelastung des OP-<br />
Personals gegenüber herkömmlicher Verfahren<br />
deutlich reduziert. Kurze Zeit nach dem<br />
Eingriff kommt es gewöhnlich zu einer signifikanten<br />
Schmerzlin<strong>der</strong>ung und einer damit verbundenen<br />
dauerhaften Steigerung <strong>der</strong> Lebensqualität.<br />
Percutane Implantation eins Fixateur<br />
interne sowie Kombinationsverfahren<br />
Bei sicherer Beteiligung <strong>der</strong> Hinterkante sowie<br />
bei Hinweisen auf eine B- o<strong>der</strong> C-Fraktur<br />
sollte ein percutanes Fixateurverfahren, ggf.<br />
auch zementaugmentiert, als Ergänzung zum<br />
Einsatz kommen. Weiterhin kann eine entsprechende<br />
Ergänzung auch immer bei älteren<br />
Frakturen diskutiert werden, bei denen<br />
nach Wochen <strong>der</strong> konservativen Therapie mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Sinterung und Kyphosierung<br />
im betroffenen Wirbelkörper mit einer Aufrichtung<br />
<strong>der</strong> Kyphose durch die Kyphoplastie<br />
nicht mehr zu rechnen ist. Auf diesem<br />
Wege können, gerade bei längerfristig komprimierten<br />
Wirbelkörpern, möglicherweise<br />
zunehmende Knochenlysen um den eingebrachten<br />
Zement herum vermieden werden,<br />
indem ein Teil <strong>der</strong> Last über den dorsalen Fixateur<br />
weitergeleitet wird.<br />
Ebenso hat <strong>der</strong> dorsale Fixateur einen protektiven<br />
Effekt gerade bei A- und B-Frakturen<br />
mit einer Hinterkantenbeteiligung, bei<br />
denen bei alleiniger Nutzung <strong>der</strong> Kyphoplastie<br />
eine zunehmende Kompromittierung des<br />
Rückenmarkes durch das Hinterkantenfragment<br />
gesehen werden kann. Gleiches gilt für<br />
eher traumatisch denn osteoporotisch bedingte<br />
Wirbelfrakturen, bei denen sich gerade<br />
im präoperativen CT eine überwiegende<br />
Berstungskomponente des Wirbelkörpers<br />
zeigt.<br />
Entgegen <strong>der</strong> üblichen homogenen Kompression<br />
bei im wesentlich osteoporotisch bedingter<br />
Sinterung scheinen traumatisch und<br />
berstungsbedingte Frakturen <strong>der</strong> Wirbelkörper<br />
eine vermehrte Pseudarthrosenentwicklung<br />
im Rahmen einer alleinigen Kyphoplastie<br />
zu zeigen.<br />
Somit kann abschließend gesagt werden, dass<br />
nicht jede Fraktur im höheren Alter allein für<br />
die Kyphoplastie geeignet ist. Alternativ- und<br />
Kombinationsverfahren sollten vorhanden und<br />
ihr Einsatzspektrum bekannt sein. Wirbelfrakturen<br />
mit Zeichen <strong>der</strong> Rückenmarkskompromittierung<br />
sollten dazu Anlass geben, einen Operateur<br />
mit einer entsprechenden Erfahrung in<br />
<strong>der</strong> operativen Versorgung dieser Frakturen zu<br />
konsultieren. Entsprechend beginnende Querschnittssymptome<br />
bedürfen <strong>der</strong> notfallmäßigen<br />
wirbelsäulenchirurgischen Versorgung.<br />
K o n t a k t<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Department für Unfallchirurgie,<br />
Wie<strong>der</strong>herstellungschirurgie und<br />
Orthopädie<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Unfall- und Wie<strong>der</strong>herstellungschirurgie<br />
Ernst-Grube-Straße 40<br />
06120 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Tel.: (0345) 557-7071<br />
Fax: (0345) 557-7073<br />
unfallchirurgie@medizin.uni-halle.de<br />
Wirbelsäulensprechstunde Unfallchirurgie<br />
komm. Direktor Dr. Holger Siekmann,<br />
OA Dr. Lars Jansch<br />
dienstags 8 –15 Uhr<br />
Tel.: (0345) 557-5750<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Orthopädie<br />
Magdeburgerstr. 22<br />
06112 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Tel.: (0345) 557-4805<br />
Fax: (0345) 557-4809<br />
ortho@uk-halle.de<br />
Wirbelsäulensprechstunde Orthopädie<br />
OA Dr. Planert, OA Dr. Röllinghoff<br />
mittwochs 8 –14.30 Uhr<br />
Tel.: (0345) 557-4870<br />
Ausgabe 2/11<br />
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