2/2011 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
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K i n d e r - u n d J u g e n d m e d i z i n<br />
aus Petermann F, Schulte IE:<br />
Funktioneller Bauchschmerz im Kindesalter.<br />
Der Schmerz 23 (2009) 79-86<br />
Alarmzeichen <strong>der</strong><br />
chronischen<br />
Bauchschmerzen<br />
Unfreiwilliger Gewichtsverlust<br />
Wachstumsverzögerungen<br />
Gastrointestinaler Blutverlust<br />
Andauerndes Erbrechen<br />
Chronischer starker Durchfall<br />
Anhaltende Schmerzen im unteren o<strong>der</strong><br />
oberen Bauchbereich<br />
Unerklärliches Fieber<br />
Positive Familienanamnese: u.a. Ulkus,<br />
chronische Darmentzündung<br />
Gestörter Nachtschlaf aufgrund <strong>der</strong><br />
Schmerzen<br />
Nächtliche Diarrhoe<br />
Verspätete Pubertät<br />
Arthritis<br />
Schluckstörungen<br />
sachen (siehe Tabelle) abgefragt werden, erfolgt<br />
ein „somatisches Basisprogramm“.<br />
Dieses beinhaltet fallbezogen die laborchemische<br />
Analytik sowie den Ausschluss infektiöser<br />
Ursachen, chronisch entzündlicher<br />
Darmerkrankungen und Kohlenhydratmalassimilationen.<br />
Bereits bei <strong>der</strong> ersten Vorstellung<br />
wird mit den Kin<strong>der</strong>n und Eltern besprochen,<br />
dass es sich bei den chronischen<br />
Bauchschmerzen in den meisten Fällen um<br />
eine funktionell-gastrointestinale Störung<br />
handelt. Nach Nöcker (2008) bestehen bei<br />
funktionellen Bauchschmerzen meist eine abdominelle<br />
Schmerzintensivierung sowie eine<br />
abgesenkte Schmerzwahrnehmungsschwelle<br />
als Folge vorhergehen<strong>der</strong> abdomineller Entzündungsprozesse.<br />
Gerade die Ängste <strong>der</strong> Eltern vor schwerwiegenden<br />
Erkrankungen ihrer Kin<strong>der</strong> müssen<br />
bei <strong>der</strong> ersten Vorstellung angesprochen<br />
werden. Ängste <strong>der</strong> Patienten und Eltern sowie<br />
eine dysfunktionale intraindividuelle<br />
Schmerzverarbeitung und Schmerzkommunikation<br />
in <strong>der</strong> Familie erhöhen die Gefahr einer<br />
inadäquaten Krankheitsverarbeitung und<br />
die Entstehung einer somatoformen Störung.<br />
Weiterhin hat die Erwähnung und Aufklärung<br />
über die funktionelle Bauchschmerzproblematik<br />
schon in <strong>der</strong> ersten Vorstellung den<br />
Vorteil, dass am Ende <strong>der</strong> erfolgten Diagnostik<br />
(bei <strong>der</strong> in den meisten Fällen kein organisches<br />
Korrelat diagnostiziert wird) die Kin<strong>der</strong><br />
und Eltern die Diagnose „funktioneller<br />
Bauchschmerz“ besser akzeptieren und nicht<br />
als „Verlegenheitsdiagnose“ bewerten. Die<br />
Nichtakzeptanz dieser Diagnose birgt die Gefahr<br />
von „Ärztehopping“ und einer „Überdiagnostik“.<br />
Bei stark ausgeprägten Einschränkungen<br />
<strong>der</strong> Lebensqualität o<strong>der</strong> des psychosozialen<br />
Funktionsniveaus des Kindes (Schulabsentismus)<br />
bzw. <strong>der</strong> gesamten Familie, erfolgt<br />
eine weitergehende psychiatrisch/psychologische<br />
Betreuung. Neben <strong>der</strong> Abklärung möglicher<br />
Stressfaktoren o<strong>der</strong> intrapsychischer<br />
Konflikte erfolgt <strong>der</strong> Aufbau altersentsprechen<strong>der</strong><br />
Copingstrategien. Dabei werden verhaltensmedizinische<br />
Interventionen (Gedankenstopp,<br />
Ablenkungstechniken) eingeübt<br />
und die Selbstwirksamkeit geför<strong>der</strong>t. Um die<br />
Spaltung zwischen „Soma“ und „Psyche“ zu<br />
überbrücken, finden gemeinsame Gespräche<br />
des Teams mit Patienten und Eltern statt. Zusätzlich<br />
werden Fälle in Teambesprechungen<br />
diskutiert.<br />
Zur Optimierung des Behandlungsangebotes<br />
gibt es seit Mai <strong>2011</strong> an unserer Klinik den<br />
Bereich <strong>der</strong> Pädiatrischen Ernährungsmedizin.<br />
Mit <strong>der</strong> Ausbildung zweier ärztlicher Kollegen<br />
wurde dem Bedarf dieser Spezialrichtung<br />
in unserer Region nachgegangen. Dabei<br />
kommen ernährungsmedizinische Interventionen<br />
interdisziplinär vor<strong>der</strong>gründig bei Kin<strong>der</strong>n<br />
mit Mangelgedeihen, übergewichtig/<br />
adipösen Kin<strong>der</strong>n sowie chronisch kranken<br />
Patienten zur Anwendung.<br />
Ausgabe 2/11<br />
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