141-165 (4839 KB) - Wolfgang Wiegand
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allein zugeschnitten, sondern gelten in gleicher Weise für das ius commune<br />
extravagans 17 .<br />
Dies führt zu dem zweiten Komplex des nicht-beweisbedürftigen<br />
Rechts, der zugleich der erste variable ist. Nicht allein die geschilderte<br />
Begrenzung, sondern alle übrigen zur Charakterisierung des ius commune<br />
verwendeten Kriterien treffen auch auf das partikulare ius scriptum<br />
18 , das Statutarrecht, zu, mit einer Modifikation, die auf der prinzipiellen<br />
Differenz beider Rechtskreise beruht: Statutum est ius commune<br />
in loco 19 . Mit dieser Einschränkung, die sich aus dem gegenüber der<br />
Universalität des ius commune begrenzten Geltungsanspruch des ius<br />
speciale 20 ergibt, gilt alles, was für das ius commune galt, auch hier gewissermaßen<br />
in verkleinertem Maßstab, bezogen auf den regionalen<br />
oder lokalen Geltungsbereich und den dafür zuständigen Richter. Philippus<br />
Franchus 21 hat dies, alle früheren Argumente aufgreifend, so beschrieben<br />
:<br />
„iudex loci non possit allegare ignorantiam statuti ipsius loci: quia<br />
sicut iudex non debet ignorare iura communia, ita nee statuta loci, quae<br />
quo ad subditos dieuntur esse iure communia .. . licet statutum non<br />
fuerit allegatum, vel produetum in causa coram iudice tarnen iudex tenetur<br />
iudicare et servare statutum, sicut iura, quia sicut iura communia,<br />
non est necesse, quod allegentur quia quilibet praesumitur scire ... et<br />
") BARTOLUS n. 13 zu D. 42.2.2 (1. non fatetur, oben Kap. Ill N. 71, dort auch<br />
zu möglichen Einwänden): „Sed si est iuris consuetudinarii non scripti tunc deberet<br />
responderi, quia est probandum ergo potest fieri positio. Idem puto de iure municipali<br />
scripto alterius civitatis... Idem etiam puto in iure communi extravaganti<br />
ut dixi 1. cum prolatis." Dort steht allerdings die Statutenproblematik im Vordergrund<br />
(vgl. oben Kap. II N. 90 sowie dort die Nachweise zum cap. pastoralis).<br />
18 ) Im Prinzip gilt das folgende auch für die consuetudo, aber doch mit so erheblichen<br />
Abweichungen, daß eine gesonderte Darstellung erforderlich ist.<br />
") Die zahlreichen Belege sollen nicht alle wiederholt werden, vgl. z. B. Kap. IV<br />
bei N. 24 (ALEXANDER TARTAGNUS).<br />
20 ) Die Unterschiede zwischen beiden Komplexen kommen schon in den zu ihrer<br />
Kennzeichnung verwendeten Termini zum Ausdruck: Dem ius commune, generale,<br />
universale oder publicum steht das ius particulare, speciale, proprium oder locale<br />
gegenüber. Zum ius commune sofort im Text, zu ius universale und generale s. die<br />
Texte oben Kap. V/II bei N. 210 ff. (ARCHIDIACONUS) sowie N. 265 ff. (FRANCHUS).<br />
Dort auch zu ius publicum und privatum. Publicum dient hier als Kennzeichnung des<br />
Rechts, das für alle gilt, während privatum das Recht mit einem begrenzten Wirkungskreis<br />
bezeichnet (s. auch oben N. 10). In den früher behandelten legistischen<br />
Texten (Kap. Ill N. 72 (FULGOSIUS) und Kap. Ill N. 120 (BALDUS)) geht es dagegen<br />
um den Gegensatz, der auch mit ius disponens und ius dispositum umschrieben wird.<br />
Vgl. dazu Kap. III bei N. 69, 70 ff. und Kap. V/I bei N. 138.<br />
**) Ausführlicher Text schon oben Kap. V/II bei N. 274 ff.; dort auch zu den hier<br />
ausgelassenen Allegationen (1. omnes populi, cap. licet Romanus, 1. in omni und<br />
Ut quae desunt).<br />
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