141-165 (4839 KB) - Wolfgang Wiegand
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consistunt, quatenus respicient certum locum ex quo non sunt universalia,<br />
ideo superior praesumitur ignorare."<br />
Auffällig ist zunächst jene auf Guido de Baysio zurückgeführte Gleichsetzung<br />
von ius commune und ius publicum 268 ; die Annahme, daß diese<br />
Rechte allgemein bekannt und verbindlich seien, wird auf jene Texte<br />
aus dem Codex-Titel „De legibus" gestützt, die schon bei der Suppletionsfrage<br />
eine wichtige Rolle spielten 269 . Bei dem Gegenpol — consuetudo<br />
und statutum — verschmilzt Franchus nun endgültig den factum-<br />
Aspekt mit dem Gedanken der Spezialität, die gemeinsam die probabilis<br />
ignorantia rechtfertigen. Im Anschluß daran führt er diese Ansätze<br />
weiter in Bereiche, die seine Vorgänger nicht berührt hatten:<br />
„Sed quo ad subditos statuta et consuetudines dicuntur esse iuris ex<br />
quo eos ligant 27 ° ... /. omnes populi et l. de quibus . . . unde locales<br />
consuetudines quo ad ipsum locum dicuntur ius commune 271 ratio est<br />
quia a iure communi confirmantur ut dicta l. omnes populi."<br />
Im Anschluß an diese Feststellung vollzieht sich ein Umschwung;<br />
Franchus wendet sich endgültig von der Frage nach der Rechtskenntnis<br />
des ,superior' ab: „Ex quibus omnibus dictis et isto textu infertur . . .<br />
quod subditi non possunt allegare ignorantiam statuti vel consuetudinis<br />
ipsius loci quae quo ad eos dicuntur esse iura unde ignorantia non excusat"<br />
272 .<br />
Hier gewinnt jene schon mehrfach erwähnte Sentenz ,statuta et<br />
consuetudines sunt ius (commune) in loco' 273 allmählich Konturen. Die<br />
damit verbundene und immer wieder vorgetragene Unterscheidung von<br />
ius eiusdem und alterius civitatis 274 wird vollends klar, wenn Franchus<br />
fortfährt:<br />
„quod iudex loci non possit allegare ignorantiam statuti ipsius loci:<br />
quia sicut iudex non debet ignorare iura communia 275 ita nee statuta<br />
loci, que quo ad subditos dicuntur esse iura communia ut supra. Unde<br />
dicebat Baldus . . . C. ut quae desunt. . . 276 Quod licet statutum non<br />
2M<br />
) S. oben Kap. Ill N. 72 (FULGOSIUS), dort aber mit ganz anderem Hintergrund.<br />
S. auch Kap. VI N. 8.<br />
2M<br />
) S. oben Kap. IV bei N. 30 und 36 (BALDUS).<br />
27<br />
°) Neben den zentralen legistisdien Allegationen wird auch auf D. 1 c. 8 (ius<br />
civile, s. oben N. 241) verwiesen.<br />
271<br />
) Damit umfaßt ius commune auch das lokale Gewohnheitsrecht; zu dieser<br />
weiteren Ausdehnung s. unten Kap. VI.<br />
27!<br />
) Gestützt auf VI de regulis iuris, s. oben in N. 239.<br />
27S ) S. z. B. oben Kap. IV (N. 22 ff.) bei ALEXANDER TARTAGNUS.<br />
274 ) S. oben bei N. 172 und 182 ff.<br />
275 ) D. 2.2.2, s. dazu schon oben I.<br />
"«) S. dazu oben Kap. IV N. 23 und N. 61.<br />
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