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Forschungsbericht 2006 - am Fachbereich ...

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WiSo-<strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2006</strong> – Volkswirtschaftliches Institut<br />

Regelungen zum Schulgeld und seiner Abschaffung hin durchgesehen und der<br />

länderspezifische Ablauf der Schulgeldabschaffung dargestellt.<br />

Das Schulgeld für den Gymnasialbesuch betrug bis 1945 in Deutschland im Regelfall<br />

einheitlich 240 Reichsmark pro Jahr und Schüler. Es wurde nach dem Krieg zum Teil<br />

modifiziert und zwischen 1947 (Bremen und Hessen) und 1962 (Rheinland-Pfalz) von allen<br />

Bundesländern abgeschafft. Dadurch, dass die Abschaffung zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten erfolgte, lässt sich die durchschnittliche kausale Wirkung der<br />

Schulgeldabschaffung auf die Gymnasialbeteiligung verlässlich ermitteln. Die Reformen<br />

werden in der Sprache der Empiriker als "natürliches Instrument" genutzt, um den Effekt von<br />

Bildungskosten auf die Bildungsnachfrage zu bestimmen.<br />

Die empirische Untersuchung nutzt die Daten verschiedener deutscher<br />

Mikrozensuserhebungen und betrachtet separat die Entwicklung der Gymnasialbeteiligung<br />

von Schülern und Schülerinnen der Geburtsjahrgänge 1930 bis 1959. Eine besondere<br />

Herausforderung der Analyse besteht darin, die allgemeine Bildungsexpansion der 1950er<br />

und 1960er Jahre nicht mit der Wirkung der Schulgeldabschaffung zu vermengen. Die<br />

Studie diskutiert eine Vielzahl von möglichen Einschränkungen der Verlässlichkeit der<br />

Ergebnisse, wie beispielsweise Änderungen im Auswahlverfahren zum Gymnasium,<br />

Engpässe durch fehlende Schulgebäude nach dem Krieg, Änderungen in<br />

Stipendiensystemen und anderes mehr.<br />

Am Ende steht als Ergebnis, dass die Abschaffung des Schulgeldes insges<strong>am</strong>t keine<br />

gravierenden Auswirkungen auf den Gymnasialbesuch zeigte. Die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

Mädchen das Gymnasium besuchten, hing stärker mit den Kosten der Schulbildung<br />

zus<strong>am</strong>men, als dies für Jungen der Fall war. Aber auch für Mädchen stieg im Durchschnitt<br />

die Wahrscheinlichkeit des Gymnasiumsbesuchs durch die Abschaffung des Schulgeldes<br />

um nicht mehr als 10 Prozent (circa 5 Prozent für Jungen).<br />

Festzuhalten bleibt zum einen, dass Eltern bei der Schulentscheidung für ihre Töchter<br />

finanzielle Aspekte stärker berücksichtigt haben, als im Fall ihrer Söhne. Insges<strong>am</strong>t hatten<br />

die Bildungskosten im Mittel keine gravierenden Auswirkungen auf die Bildungsnachfrage.<br />

Dies wird in anderen deutschen Studien, etwa zu jüngeren Phänomenen wie der Einführung<br />

oder Änderung von Bafög-Regulierungen bestätigt.<br />

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