Forschungsbericht 2006 - am Fachbereich ...
Forschungsbericht 2006 - am Fachbereich ...
Forschungsbericht 2006 - am Fachbereich ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WiSo-<strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2006</strong> – Sozialwissenschaftliches Institut<br />
Sicherheitsempfinden wirkt zudem integrationshemmend, wie Reimann und Schuleri-Hartje<br />
(2005: 6) betonen. Dabei kommt es gar nicht mal entscheidend auf die „objektiven“<br />
Gegebenheiten, sondern vielmehr auf die „subjektiven“ Empfindungen von (Un-) Sicherheit<br />
an. Nicht von ungefähr zählt die „Erhöhung bzw. Stabilisierung des persönlichen<br />
Sicherheitsgefühls“ laut Pütter (<strong>2006</strong>: 10) zu den vier wichtigsten Zielen „kommunaler<br />
Kriminalprävention“.<br />
Wie der aktuelle Sicherheitsbericht belegt (vgl. Polizeibericht <strong>2006</strong>), zählt Nürnberg zu den<br />
sichersten Großstädten Deutschlands, und zwar sowohl im Hinblick auf polizeilich erfasste<br />
kriminelle Delikte, als auch bezogen auf die hohe durchschnittliche Aufklärungsquote; mit<br />
Ausnahme der so genannten „Aggressionsdelikte gegen Personen oder Sachen“ sowie der<br />
Betrugsdelikte - vor allem „Leistungserschleichungen im Zus<strong>am</strong>menhang mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln“, vulgo „Schwarzfahren“, „Warenkreditsbetrugsfälle im Internet“ und<br />
„Betrugsfälle mit zuvor entwendeten Kreditkarten“ - stagniert die Kriminalität in den letzten<br />
Jahren oder ist in vielen Bereichen sogar zurückgegangen (vgl. Schlögl 2005). Dies schlägt<br />
sich allerdings nur zum Teil im Bewusstsein der Bevölkerung nieder, wie einschlägige<br />
Erhebungen des Amtes für Stadtforschung und Statistik belegen (vgl. Statistisches Amt<br />
<strong>2006</strong>). Eine Ursache für die Diskrepanz zwischen objektiv gegebener relativer Sicherheit<br />
und subjektiv empfundener Unsicherheit dürfte auf den Einfluss einiger Medien<br />
zurückzuführen sein: „Es gibt wenig Themen, bei denen die Wirklichkeit und die<br />
Wahrnehmung der Bevölkerung so weit auseinanderklaffen können wie bei der Sicherheit.<br />
Ob die Verbrechensbekämpfung als besonders dringlich empfunden wird, ist weniger von<br />
der tatsächlichen Kriminalität abhängig als von der Aufmerks<strong>am</strong>keit, die die Medien dem<br />
Thema widmen“ (Noelle & Petersen <strong>2006</strong>: 5). Ulrich & Verbeet (<strong>2006</strong>: 58) sehen<br />
insbesondere das nicht öffentliche Fernsehen in entsprechender Verantwortung: „Bei Sat.1<br />
und RTL hat sich die Häufigkeit von Sendungen mit Kriminalitätsinhalten seit 1995 etwa<br />
vervierfacht, bei ARD und ZDF stieg sie immerhin um etwa 50 Prozent“. 50 Prozent der von<br />
TFS Infratest im Auftrag des SPIEGEL zwischen dem 28. und 30. November <strong>2006</strong> 1.000<br />
dazu Befragten geben an, heute mehr Angst zu haben, Opfer einer Straftat zu werden, als<br />
vor einigen Jahren - obwohl die Straftaten seit 1993 um 5,3 Prozent gesunken sind (ebenda:<br />
58 f.). Kriminalitätsfurcht wird häufig als theoretisches Konstrukt begriffen, dem drei<br />
Dimensionen zuzuordnen sind: Die affektive, die sich auf das Sicherheitsgefühl, die<br />
kognitive, die sich auf die subjektive Viktimisierungswahrscheinlichkeit, und die konative, die<br />
sich auf Handlungen zur Vermeidung oder Abwehr von Kriminalität bezieht (Lüdemann<br />
<strong>2006</strong>: 291). Explizit subjektiv bedroht fühlen sich von unseren Befragten immerhin 23,1<br />
227