15.11.2012 Aufrufe

Forschungsbericht 2006 - am Fachbereich ...

Forschungsbericht 2006 - am Fachbereich ...

Forschungsbericht 2006 - am Fachbereich ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WiSo-<strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2006</strong> – Sozialwissenschaftliches Institut<br />

über Korruptionsvorgänge einigermaßen informiert ist, als dass der Studierende selbst ein<br />

solches Sachinteresse entwickelt hat.<br />

3. Die Operationalisierung der theoretischen Variablen und die methodologische<br />

Vorgehensweise der Untersuchung<br />

Im Mittelpunkt der Erhebung steht die Abgrenzung von legitimer Lobbytätigkeit<br />

einerseits und illegitimer Korruption andererseits. Der ausufernde Lobbyismus in<br />

Deutschland und auch in der ges<strong>am</strong>ten EU macht es erforderlich, neue und analytisch klar<br />

herausgearbeitete Kriterien zu ihrer Unterscheidung zu entwickeln.<br />

Ausgehend von der Theorie der Gewaltenteilung hat Talcott Parson in den 60er Jahren des<br />

20ten Jahrhunderts eine Konzeption zur Diskussion gestellt, der gemäß jede entwickelte<br />

Gesellschaft eine Reihe von unterschiedlichen Tauschmedien ausdifferenziert. 11 Diese<br />

Tauschmedien – vor allem Geld, Macht, Einfluss und Loyalität – entsprechen jeweils<br />

spezifischen gesellschaftlichen Funktionen: dem Geld entspricht die realistische Anpassung<br />

an die Anforderungen der jeweiligen Handlungssituation, der Macht die Durchsetzung von<br />

Zielen und spezifischen Problemlösungen, dem Einfluss die Kombination und Interpretation<br />

der funktional ausdifferenzierten Institutionen der Gesellschaft und ihrer Vertreter sowie<br />

schließlich die Loyalität, die den Anforderungen der Gewährleistung langfristiger Stabilität<br />

des sozialen Systems entspricht. Legitime Lobbytätigkeit hat nun die Aufgabe, diese<br />

ausdifferenzierten Funktionen und Institutionen optimal aufeinander zu beziehen.<br />

Dieses Optimum kann legitimerweise aber immer nur unter Berücksichtigung auch der<br />

Interessen Dritter und nicht nur derjenigen der unmittelbar Beteiligten gesucht und gefunden<br />

werden. Werden beim Tausch von Tauschmedien nur die Interessen der<br />

unmittelbar Beteiligten berücksichtigt, dann schlägt die positive Funktion der<br />

treuhänderischen Vermittlung in Korruption um. Die gefährlichsten Formen der<br />

Korruption ergeben sich dann, wenn Geld gegen Macht direkt getauscht wird und dabei<br />

lediglich (oder vorwiegend) partikularistische Interessen berücksichtigt werden. Eine zweite,<br />

besonders prekäre Form der Korruption entsteht, wenn es sich einbürgert, Loyalität gegen<br />

Geld direkt zu kaufen. Hier ist der Stimmenkauf bei demokratischen Wahlen als besonders<br />

eindringliches Beispiel zu nennen.<br />

11 Zu dieser theoretischen Fundierung des Forschungsprojektes vgl.: Henrik Kreutz, 2005, Die empirische<br />

Erfassung von Korruption, in: L.SOSO, <strong>Forschungsbericht</strong> 2005. Nürnberg, S.10-21 sowie die dort<br />

angegebene Literatur.<br />

267

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!