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Club-Abzeichen von Colo Colo<br />
SPORT DES SÜDENS<br />
aus den unteren Bevölkerungschichten. Auf Plakaten im Stadion<br />
haben die Fans klar gemacht, was man vom neuen Patron<br />
hält: „Wir wollen dein verhurtes Geld nicht!“<br />
Indirekt spiegelt der Konfl ikt zwischen kapitalschweren Sanierern<br />
und rebellierenden Anhängern auch das Kernproblem der<br />
chilenischen Gesellschaft wider. Deren neoliberale Wirtschaftsordnung<br />
hat in den letzten Jahren den Ober- und Mittelschichten<br />
großen Reichtum beschert, doch die verarmte Unterschicht<br />
profi tierte kaum.<br />
Reinhard Babel<br />
Ende der 20er Jahre war Fußball endgültig der populärste <strong>Sport</strong><br />
am Rio de la Plata. Sozialisten und Anarchisten stemmten sich<br />
jedoch standhaft gegen dieses neue Spiel, berichtet Osvaldo<br />
Bayer, Historiker und Journalist: „In der libertären Zeitung „La<br />
Protesta“ stand 1917 ein Artikel über dieses „lächerliche und<br />
peinliche“ Spiel, das darin besteht „einen unsinnigen wiederholten<br />
Wettlauf hinter einem runden Objekt“ vorzunehmen.<br />
Diese Meinung musste aber bald korrigiert werden, denn zu<br />
den ideologischen Picknicks an Sonntagnachmittagen kamen<br />
immer weniger Leute. Das Fußballfi eber packte mehr und mehr<br />
Genossen. Da es sich ja um ein gemeinschaftliches Spiel handelte,<br />
bekam die neue <strong>Sport</strong>art schließlich ihren ideologischen<br />
Segen. Bayer: „Der Gang auf die Tribünen wurde allerdings<br />
nicht gerne gesehen, denn das führe zur ‚Idiotisierung und Fanatisierung<br />
der Massen.‘“<br />
02/2.2_Rassismus: „Der Fußball<br />
ist keine Insel“_Gespräch mit<br />
Eduardo Galeano 5<br />
KLH: Mit aufwändigen Kampagnen versucht der Weltfußballverband<br />
FIFA den wachsenden Rassismus in den Stadien<br />
in den Griff zu bekommen – wohl auch, weil Beleidigungen<br />
und Erniedrigungen für dunkelhäutige Spieler geschäftsschädigend<br />
sein könnten. Michael Ballack und der brasilianische<br />
Superstar Ronaldinho erklärten, es müsse alles getan werden,<br />
„um Rassismus aus dem Fußball zu verbannen.“ Pelé sah im<br />
Rassismus nicht nur ein Problem <strong>des</strong> Fußballs, sondern „der<br />
Gesellschaft an sich“.<br />
Bildquelle: „Black/White Paper Ring“, Autor: Stefanie Timmermann (www.istockphoto.com);<br />
5 Eduardo Hughes Galeano (geb. 1940 in Montevideo, Uruguay) ist ein Journalist, Essayist<br />
und Schriftsteller. Mit zwanzig Jahren wurde er stellvertretender Chefredakteur der<br />
MARCHA, einer Zeitschrift für Kultur und Politik in Montevideo. 1971 erschien die erste<br />
EG: Der Rassismus überlebt, weil die ganze Welt an Rassismus<br />
krankt. Der Fußball ist nicht fern vom Rassismus, der auf<br />
unserem Planeten herrscht. Das wäre auch wohl kaum möglich.<br />
Der Fußball ist keine Insel. Er ist ein Spiegel der realen<br />
Welt. Wenn ich da nur an die offi ziell akzeptierten Zahlen toter<br />
Zivilisten im Irak denke – und das waren vor allem Frauen und<br />
Kinder. Dank der anglo-amerikanischen Invasion. Wenn man<br />
diese Zahlen proportional auf die nordamerikanische Bevölkerung<br />
übertrüge, dann hieße das 350.000 tote <strong>Nord</strong>amerikaner.<br />
Kannst du dir den weltweiten Aufschrei vorstellen, wenn<br />
350.000 <strong>Nord</strong>amerikaner, mehrheitlich Frauen und Kinder bei<br />
einer irakischen Invasion ermordet würden? Unvorstellbar. Wir<br />
haben aber akzeptiert, als wäre es ganz normal, dass die Welt<br />
von einem sehr kleinen Sektor ihrer Bevölkerung beherrscht<br />
wird. Und dieser verachtet den Rest der Welt.<br />
Was passiert nun im Fußball? Hier wird akzeptiert, und manchmal<br />
zähneknirschend, dass die besten Spieler im gegenwärtigen<br />
Fußball Schwarze oder zumin<strong>des</strong>t Mulatten sind. Doch es<br />
fällt großen Teilen auf den Tribünen schwer, das zu akzeptieren,<br />
vor allem wenn der Schwarze oder Mulatte in der gegnerischen<br />
Mannschaft spielt. Und dann werden Affen imitiert. Sie<br />
werden mit rassistischen Beleidigungen überhäuft. Aber das ist<br />
nun mal nichts Ungewöhnliches in einer Welt, in der es je nach<br />
Hautfarbe nicht nur Bürger erster, zweiter, dritter und vierter<br />
Kategorie gibt, sondern auch Tote erster, zweiter, dritter und<br />
vierter Kategorie. Man muss ja nur eine Zeitung aufschlagen<br />
oder sich eine Nachrichtensendung ansehen: Welchen Raum<br />
nehmen die Lebenden und Toten der „dunkleren“ Länder und<br />
die der „weniger dunklen“ Länder ein?!<br />
Karl-Ludolf Hübener<br />
Erfolgsautor Galeano – „Der Fußball ist ein Spiegel der realen Welt“.<br />
Fassung seines wichtigsten Werkes „Las venas abiertas de América Latina“ (dt. „Die<br />
offenen Adern Lateinamerikas“), welches sich mit der Geschichte Lateinamerikas, insbesondere<br />
den Kolonialherrschaften alter und neuerer Prägung auseinandersetzt (Quelle:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Galeano); Foto Eduardo Galeano: Karl-Ludolf Hübener<br />
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