4 SPORT DES SÜDENS – FUSSBALL, OLYMPIA UND MEHR: SPORT ALS SPIEGEL DER NEOLIBERALEN WELTORDNUNG UND CHANCE ZU IHRER ÜBERWINDUNG Vorwort „Um die Welt zu verstehen, ist es sicher nicht schlecht, sich in die Fußballwelt zu vertiefen“, hat Eduardo Galeano einmal gesagt. Der uruguayische Erfolgsautor sieht eine Parallele zwischen dem millionenfachen Exodus von Menschen aus Lateinamerika, Afrika und Asien, die in ihrer Heimat keine Perspektive mehr sehen und der Auswanderung Tausender <strong>Sport</strong>ler in die „Erste Welt“. Den <strong>Sport</strong>fans in den Ländern <strong>des</strong> <strong><strong>Süd</strong>ens</strong> bleibt keine andere Wahl, als ihre Idole auf der Mattscheibe zu bewundern – aber selbst das bleibt oft einer privilegierten Minderheit vorbehalten. Viele Veranstaltungen sind nur über das teure Kabel- oder Satelliten-TV zu empfangen. Doch die Globalisierung ist keine Einbahnstraße. Immer häufi ger fi nden Großereignisse in den so genannten „Schwellenländern“ statt, die auf immer mehr Gebieten mit den Industrienationen <strong>des</strong> <strong>Nord</strong>ens rivalisieren: Olympia 2008 in Peking, Fußball-WM 2010 in <strong>Süd</strong>afrika, vier Jahre darauf in Brasilien ... Diese hochkommerzialisierten Events allerdings betonieren die soziale Kluft in den Ländern <strong>des</strong> <strong><strong>Süd</strong>ens</strong> eher, anstatt sie aufzubrechen. Für die Jugendlichen aus den Slums von São Paulo oder Soweto bleibt kaum mehr als die Hoffnung auf den individuellen Aufstieg, der nur ganz wenigen tatsächlich gelingt. Hier setzen die zahlreichen entwicklungspolitischen Projekte an, von denen hier einige exemplarisch vorgestellt werden. Zum einen in den Ländern <strong>des</strong> <strong><strong>Süd</strong>ens</strong> selbst: Am erfolgversprechendsten sind solche Ansätze wohl, wenn sie mit einer gezielten Aufwertung <strong>des</strong> Bildungssystems Hand in Hand gehen. Umgekehrt wird auch in Deutschland immer häufi ger das völkerverbindende Potenzial <strong>des</strong> <strong>Sport</strong>s, das bereits Pierre de Coubertin vorschwebte, zu politischer Bildungsarbeit genutzt. <strong>Sport</strong> ist also nicht nur ein Spiegel der neoliberalen Weltunordnung, sondern er bietet zugleich Ansatzpunkte zu ihrer Überwindung. Gerhard Dilger, freier Journalist, Porto Alegre (Brasilien) Karl-Ludolf Hübener, freier Journalist, Montevideo (Uruguay) Andreas Merx, Projektleiter im <strong>Nord</strong>-<strong>Süd</strong>-<strong>Netz</strong> <strong>des</strong> DGB Bildungswerks, Düsseldorf
SPORT DES SÜDENS „Um die Welt zu verstehen, ist es sicher nicht schlecht, sich in die Fußballwelt zu vertiefen“. Eduardo Galeano Bildquelle: „African Soccer Development“, Autor: Wessel Du Plooy; „Rwandan Football made of Banana Tree Leaves and Fibers“, Autor: Yves Grau (www.istockphoto.com) 5