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VON INDIGENEN UND OLYMPISCHEN SPIELEN<br />
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SPORT DES SÜDENS – FUSSBALL, OLYMPIA UND MEHR: SPORT ALS SPIEGEL DER NEOLIBERALEN WELTORDNUNG UND CHANCE ZU IHRER ÜBERWINDUNG<br />
Vorreiter „Premier League“<br />
Im globalen Wettlauf sind die Teams der englischen Premier<br />
League Vor- und Spitzenreiter: Keine Liga hat so früh begonnen,<br />
ihr globales Potenzial auszuschöpfen. Bereits in den 90er<br />
Jahren erfolgt die weltweite Vermarktung <strong>des</strong> „Produkts“ Premier<br />
League. Der englische Fußball öffnet sich ausländischen<br />
Investoren, mittlerweile sind sieben von zwanzig Vereinen der<br />
Premier League in ausländischer Hand. So ist in keiner Liga<br />
so viel Geld, wie in der englischen vorhanden. Hier spielt die<br />
große Masse der weltweit begabtesten Fußballer, englische<br />
Vereine dominieren neben einigen anderen großen Traditionsvereinen<br />
aus Spanien und Italien die europäischen Vereinswettbewerbe.<br />
Gerade für die englischen Spieler sind die Konsequenzen<br />
gravierend. Für sie ist es immer schwerer, sich in ihren Vereinen<br />
gegen die große Masse ausländischer Topfußballer<br />
durchzusetzen. Deutlich wird dies beim Vergleich der Anzahl<br />
englischer und deutscher Spieler, die in der Champions League<br />
tatsächlich aktiv auf dem Platz stehen. Obwohl an dem<br />
Wettbewerb nur drei deutsche im Vergleich zu vier englischen<br />
Mannschaften teilnehmen, spielen am 5. Spieltag der Champions<br />
League-Saison 2007/08 siebzehn deutsche und nur neun<br />
englische Spieler. So wird begreifbar, wie die englische Nationalmannschaft<br />
die Qualifi kation zur EM in Österreich und<br />
der Schweiz verpassen konnte. So viele gute englische Spieler<br />
gibt es nicht und für durchschnittlich talentierte Spieler ist es<br />
schwerer, sich in der Heimatliga zu beweisen. Wer weiß, ob ein<br />
sehr ordentlicher Bun<strong>des</strong>ligaspieler wie Thomas Hitzelsberger,<br />
der früher selbst in der Premier League kickte, sich dort, wie in<br />
der Bun<strong>des</strong>liga beim VFB Stuttgart, durchgesetzt und bewiesen<br />
hätte. Aus diesem Grund forderte unlängst der englische<br />
Nationalspieler Steven Gerrard in einem Interview mit der BBC<br />
eine Ausländerquote – zum Schutz der eigenen Nationalmannschaft.<br />
Natürlich ist es verkürzt, das Scheitern der „Three Lions“<br />
in der EM-Qualifi kation allein auf die vielen Ausländer in der<br />
Premier League zu schieben. Aber sicher profi tiert die deutsche<br />
Nationalmannschaft davon, dass sich in der Bun<strong>des</strong>liga deutsche<br />
Spieler eher beweisen können – weil die internationale<br />
Konkurrenz eben nicht so stark ist.<br />
Fußballvereine als Unternehmen<br />
Was der Vergleich deutlich macht: Globalisierungsprozesse<br />
fi nden im Profi fußball in ähnlicher Weise statt, wie im „normalen“<br />
Leben. Hier vollzieht sich eine Verschiebung der Machtverhältnisse,<br />
wie sie im Verhältnis zwischen Unternehmen und<br />
Nationalstaaten auftritt. In Verhandlungen mit Lan<strong>des</strong>- oder<br />
Staatsregierungen nutzen gerade die global agierenden Unternehmen<br />
ihre globale Ausrichtung. Um Arbeitsverhältnisse<br />
in ihrem Sinne zu gestalten, um Standortvorteile einzufordern,<br />
um letztlich ihre Position im Markt zu stabilisieren, verweisen<br />
sie auf vermeintliche globale Gepfl ogenheiten und Realitäten.<br />
Genauso nehmen die Topvereine der Bun<strong>des</strong>liga immer mehr<br />
Einfl uss auf die Organisation <strong>des</strong> Fußballs. Früher wurden die<br />
Fernsehgelder im Sinne eines fairen Wettbewerbes innerhalb<br />
der Bun<strong>des</strong>liga gleichmäßig verteilt. In den vergangenen Jahren<br />
setzten die Topvereine eine zusehends erfolgsabhängige<br />
Verteilung durch. Neben dem Argument, dass sie für die Attraktivität<br />
der Bun<strong>des</strong>liga bürgen, argumentieren die Vereine,<br />
dass sie nur so in den europäischen Wettbewerben, sprich<br />
auf dem globalen Markt, mithalten können. Das darunter die<br />
Überraschung in der Saison 2006/07 – Bun<strong>des</strong>ligist VFB Stuttgart drang zu<br />
den Spitzenmannschaften vor und holte den Meistertitel.<br />
Bildquelle: „Football Boot“, Autor: Pali Rao (www.istockphoto.com); „VFB Stuttgart<br />
Meistertitel 2007“ (www.fl ickr.com/photos/joe82/ 507498851)