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Sport des Südens - Nord-Süd-Netz

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VON INDIGENEN UND OLYMPISCHEN SPIELEN<br />

26<br />

SPORT DES SÜDENS – FUSSBALL, OLYMPIA UND MEHR: SPORT ALS SPIEGEL DER NEOLIBERALEN WELTORDNUNG UND CHANCE ZU IHRER ÜBERWINDUNG<br />

Vorreiter „Premier League“<br />

Im globalen Wettlauf sind die Teams der englischen Premier<br />

League Vor- und Spitzenreiter: Keine Liga hat so früh begonnen,<br />

ihr globales Potenzial auszuschöpfen. Bereits in den 90er<br />

Jahren erfolgt die weltweite Vermarktung <strong>des</strong> „Produkts“ Premier<br />

League. Der englische Fußball öffnet sich ausländischen<br />

Investoren, mittlerweile sind sieben von zwanzig Vereinen der<br />

Premier League in ausländischer Hand. So ist in keiner Liga<br />

so viel Geld, wie in der englischen vorhanden. Hier spielt die<br />

große Masse der weltweit begabtesten Fußballer, englische<br />

Vereine dominieren neben einigen anderen großen Traditionsvereinen<br />

aus Spanien und Italien die europäischen Vereinswettbewerbe.<br />

Gerade für die englischen Spieler sind die Konsequenzen<br />

gravierend. Für sie ist es immer schwerer, sich in ihren Vereinen<br />

gegen die große Masse ausländischer Topfußballer<br />

durchzusetzen. Deutlich wird dies beim Vergleich der Anzahl<br />

englischer und deutscher Spieler, die in der Champions League<br />

tatsächlich aktiv auf dem Platz stehen. Obwohl an dem<br />

Wettbewerb nur drei deutsche im Vergleich zu vier englischen<br />

Mannschaften teilnehmen, spielen am 5. Spieltag der Champions<br />

League-Saison 2007/08 siebzehn deutsche und nur neun<br />

englische Spieler. So wird begreifbar, wie die englische Nationalmannschaft<br />

die Qualifi kation zur EM in Österreich und<br />

der Schweiz verpassen konnte. So viele gute englische Spieler<br />

gibt es nicht und für durchschnittlich talentierte Spieler ist es<br />

schwerer, sich in der Heimatliga zu beweisen. Wer weiß, ob ein<br />

sehr ordentlicher Bun<strong>des</strong>ligaspieler wie Thomas Hitzelsberger,<br />

der früher selbst in der Premier League kickte, sich dort, wie in<br />

der Bun<strong>des</strong>liga beim VFB Stuttgart, durchgesetzt und bewiesen<br />

hätte. Aus diesem Grund forderte unlängst der englische<br />

Nationalspieler Steven Gerrard in einem Interview mit der BBC<br />

eine Ausländerquote – zum Schutz der eigenen Nationalmannschaft.<br />

Natürlich ist es verkürzt, das Scheitern der „Three Lions“<br />

in der EM-Qualifi kation allein auf die vielen Ausländer in der<br />

Premier League zu schieben. Aber sicher profi tiert die deutsche<br />

Nationalmannschaft davon, dass sich in der Bun<strong>des</strong>liga deutsche<br />

Spieler eher beweisen können – weil die internationale<br />

Konkurrenz eben nicht so stark ist.<br />

Fußballvereine als Unternehmen<br />

Was der Vergleich deutlich macht: Globalisierungsprozesse<br />

fi nden im Profi fußball in ähnlicher Weise statt, wie im „normalen“<br />

Leben. Hier vollzieht sich eine Verschiebung der Machtverhältnisse,<br />

wie sie im Verhältnis zwischen Unternehmen und<br />

Nationalstaaten auftritt. In Verhandlungen mit Lan<strong>des</strong>- oder<br />

Staatsregierungen nutzen gerade die global agierenden Unternehmen<br />

ihre globale Ausrichtung. Um Arbeitsverhältnisse<br />

in ihrem Sinne zu gestalten, um Standortvorteile einzufordern,<br />

um letztlich ihre Position im Markt zu stabilisieren, verweisen<br />

sie auf vermeintliche globale Gepfl ogenheiten und Realitäten.<br />

Genauso nehmen die Topvereine der Bun<strong>des</strong>liga immer mehr<br />

Einfl uss auf die Organisation <strong>des</strong> Fußballs. Früher wurden die<br />

Fernsehgelder im Sinne eines fairen Wettbewerbes innerhalb<br />

der Bun<strong>des</strong>liga gleichmäßig verteilt. In den vergangenen Jahren<br />

setzten die Topvereine eine zusehends erfolgsabhängige<br />

Verteilung durch. Neben dem Argument, dass sie für die Attraktivität<br />

der Bun<strong>des</strong>liga bürgen, argumentieren die Vereine,<br />

dass sie nur so in den europäischen Wettbewerben, sprich<br />

auf dem globalen Markt, mithalten können. Das darunter die<br />

Überraschung in der Saison 2006/07 – Bun<strong>des</strong>ligist VFB Stuttgart drang zu<br />

den Spitzenmannschaften vor und holte den Meistertitel.<br />

Bildquelle: „Football Boot“, Autor: Pali Rao (www.istockphoto.com); „VFB Stuttgart<br />

Meistertitel 2007“ (www.fl ickr.com/photos/joe82/ 507498851)

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