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VON INDIGENEN UND OLYMPISCHEN SPIELEN<br />
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SPORT DES SÜDENS – FUSSBALL, OLYMPIA UND MEHR: SPORT ALS SPIEGEL DER NEOLIBERALEN WELTORDNUNG UND CHANCE ZU IHRER ÜBERWINDUNG<br />
03/11_Der Weg ist das Ziel_<br />
<strong>Sport</strong>nation <strong>Süd</strong>afrika<br />
Der rotbraune Boden <strong>des</strong> Fußballfelds in Meadowlands ist<br />
noch feucht vom Nachtregen. Doch die Spieler aus dem Viertel<br />
in <strong>Süd</strong>afrikas größtem Township Soweto stört das nicht – sie<br />
wollen kicken. Jeden Sonntag treffen sich verschiedene Mannschaften<br />
und spielen im Turnier gegen andere Teams aus der<br />
Schwarzensiedlung. Geöffnete Auto-Kofferräume dienen als<br />
Umkleide, mitgebrachte <strong>Netz</strong>e für die Tore werden im Kletterakt<br />
befestigt: Der kleine Thabo sitzt auf Daddys Schultern und<br />
hangelt sich mit dem alten <strong>Netz</strong> am rostigen Torpfosten entlang,<br />
bis die Maschen an den Haken hängenbleiben. Jugendliche<br />
helfen, mit Steinen das <strong>Netz</strong> am Boden zu beschweren.<br />
Linda Buthelezi, Ex-Profi -Spieler in <strong>Süd</strong>afrikas Nationalmannschaft<br />
„Bafana Bafana“ (Die Jungs) gibt Anweisungen, bevor<br />
er sich für das Spiel mit seinen Kollegen warm macht.<br />
Noch feucht vom Nachtregen – Fußballfeld in Meadowlands, Township Soweto.<br />
Sonntags beherrschen die „Alten“ den Platz auf dem buschigen<br />
Feld, aber in der Woche trainiert dort der 36-jährige<br />
Buthelezi mit „seinen“ Jugendlichen aus der Umgebung oder<br />
er fährt in andere Ecken <strong>des</strong> Townships, um mit anderen Gruppen<br />
<strong>Sport</strong> zu treiben. „Ich nutze Fußball, um die Kids zu erreichen,<br />
sie zu inspirieren, und auch für andere Lebensaufgaben<br />
fi t zu machen“, sagt Buthelezi, der das Nationalteam vor vier<br />
Jahren verließ. Seine Karriere brachte ihn ins Ausland, auch<br />
als Spieler in die Türkei. Aber er hat keine Illusionen, was den<br />
beliebtesten <strong>Sport</strong> bei den Schwarzen in <strong>Süd</strong>afrika betrifft: „Es<br />
fehlt an Professionalismus – die meisten Spieler wollen schnell<br />
Alle Fotos von Martina Schwikowski<br />
Erfolg und Geld. Missmanagement kommt hinzu, und die Bosse<br />
an der Spitze denken nur an ihr Ego und Profi t. Sie haben<br />
keine Vision“, sagt der ehemalige Fußball-Star.<br />
Der deutsche Trainer Ernst Middendorp trainiert seit Juni 2005<br />
eine der besten Mannschaften der Oberliga – die Kaizer Chiefs.<br />
Er spricht von einer großen Herausforderung: „Es ist ein Phänomen<br />
in <strong>Süd</strong>afrika, Trainer schnell zu feuern.“ Das bedeutet<br />
Druck. Aber der Aufbau eines Teams brauche Zeit, Respekt<br />
müsse verdient und Taktiken vermittelt werden. Grundpotenzial<br />
in <strong>Süd</strong>afrika sei da, aber das Spiel müsse schneller und präziser<br />
werden. Es dürfe nicht nur darum gehen, Stars zu produzieren.<br />
Der afrikanische Fußball hat laut Middendorp Zukunft,<br />
aber alle erfolgreichen Mannschaften seien europabestimmt.<br />
Herausforderung WM<br />
Im südafrikanischen Fußball fehlt der Unterbau. „Es gibt zwar<br />
Verbände, aber von den beiden oberen Ligen ist die zweite<br />
schon sehr schwach.“ Die Selbstzerstörung beim südafrikanischen<br />
Fußballverband (SAFA) sei hoch, sagt Middendorp. Und<br />
der Ausblick auf die Fußballweltmeisterschaft 2010 in <strong>Süd</strong>afrika<br />
ein Grund zur Sorge. SAFA hatte in den vergangenen 13<br />
Jahren 11 Trainer unter Vertrag. „Bafana Bafana“ verliert mit<br />
zunehmender Regelmäßigkeit und erreichte nicht das Ziel, zur<br />
WM 2006 nach Deutschland zu fahren.