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VON INDIGENEN UND OLYMPISCHEN SPIELEN<br />
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SPORT DES SÜDENS – FUSSBALL, OLYMPIA UND MEHR: SPORT ALS SPIEGEL DER NEOLIBERALEN WELTORDNUNG UND CHANCE ZU IHRER ÜBERWINDUNG<br />
03/10_Der thailändische Kick_<br />
Die Thaiboxerin Parinya Kiatbusaba<br />
Es war Ende Februar 2006, als sie ihr Comeback schaffte:<br />
Strahlend präsentierte sich Parinya Kiatbusaba der Öffentlichkeit.<br />
Nach drei Runden besiegte die junge Muay Thai-Kämpferin<br />
ihren Herausforderer, den Japaner Kenshiro Lookchaomaekhemthong.<br />
Einstimmig erklärten die Schiedsrichter im<br />
thailändischen Badeort Pattaya die damals 25-Jährige zur<br />
Siegerin <strong>des</strong> Schaukampfes. Schon als kleiner Junge habe sie,<br />
sagt Parinya, davon geträumt, eine Frau zu werden. Der ersehnten<br />
Geschlechtsumwandlung unterzog sie sich schließlich<br />
1999, dem Jahr, in welchem sie ursprünglich ihren Rückzug<br />
aus dem Kickboxsport angekündigt hatte. In die große Freude<br />
über jenen Sieg in 2006 mischte sich aber auch ein bisschen<br />
Wehmut: „Das harte Training <strong>des</strong> Kickboxens hat meine weiblichen<br />
Formen beeinträchtigt. Ich habe wieder so viele Muskeln<br />
bekommen und wirke wieder um so vieles männlicher“,<br />
sagte sie in einem Interview.<br />
Nur wenige in dem buddhistischen Land verkörpern den thailändischen<br />
Nationalsport Muay Thai wohl so sehr wie Parinya,<br />
die transsexuelle Kickboxerin, die auch schon als Model und<br />
Schauspielerin auftrat. Sie, die vom Mann zur Frau wurde, verhalf<br />
der traditionellen <strong>Sport</strong>art zu einer ganz neuen Popularität.<br />
Das Muay Thai gilt nicht zuletzt aufgrund <strong>des</strong> enormen<br />
Verletzungsrisikos durch Knie- und Ellenbogentechniken als<br />
eine der härtesten Kampfsportarten der Welt. Thailands Öffentlichkeit<br />
und Medien standen somit Kopf, als Parinya, die<br />
zuerst als Mann unter dem Boxernamen Nong Tum auftrat,<br />
sich zunehmend weiblicher gab und perfekt geschminkt präsentierte<br />
und ihre Kontrahenten nach einem Sieg auch schon<br />
einmal umarmte und küsste. Öffentlich bekannt wurde Nong<br />
Tum Anfang 1998, als der damals 16-jährige „Ladyboy“ im<br />
berühmten Bangkoker Lumphini-Stadium einen größeren und<br />
viel muskulöseren Gegner besiegte. Nicht nur das Establishment<br />
<strong>des</strong> Kickboxsports feierte den neuen Star am Muay Thai-<br />
Himmel, auch die Tourismusbranche vermarktete den jungen<br />
Boxchampion als eines „der Wunder, die in Thailand zu fi nden<br />
sind“.<br />
Kampfsportart mit Tradition<br />
Das Thaiboxen ist eine der ältesten Kampfsportarten der Welt.<br />
Laut historischer Überlieferung lassen sich die Ursprünge <strong>des</strong><br />
Muay Thai angeblich bis ins 16. Jahrhundert zurück verfolgen:<br />
Als der siamesische König Naresuan, einer der gefeiertsten<br />
Kriegshelden in der thailändischen Geschichte, in die Gefangenschaft<br />
<strong>des</strong> Erzfein<strong>des</strong> Burma geriet, wurde ihm die Freiheit<br />
versprochen, unter der Bedingung, dass er den gegnerischen<br />
Champion besiegen könnte. Der Herrscher aus Siam, wie Thailand<br />
ursprünglich hieß, schlug sich wacker, und das Muay Thai<br />
wurde daraufhin zum Nationalsport. Entwickelt hatte sich das<br />
Kickboxen aus der regulären Art <strong>des</strong> Kämpfens, die hauptsächlich<br />
Schwert und Speer kannte. Doch nicht selten wurden im<br />
Kampf Mann gegen Mann auch die Körper eingesetzt, und<br />
zwar Hände, Füße, Knie und Ellenbogen.<br />
Traditionell gilt Muay Thai als Männersport. Vor Wettkämpfen<br />
ziehen stets Lautsprecherwagen plärrend durch die Straßen<br />
der Hauptstadt Bangkok oder der Provinzstädte. Riesige bunte<br />
Poster zeigen die Kontrahenten in Kämpferpose. Vor den<br />
Boxstadien, vor allem dem berühmten Lumphini-Stadion und<br />
dem Rajdamnoen-Stadion in Bangkok, stehen die Zuschauer<br />
Schlange: Die Atmosphäre ist gespannt vor Erwartung, Wetten<br />
werden darüber abgeschlossen, welcher der Favoriten<br />
wohl als Sieger hervorgehen wird.<br />
Muay Thai-Boxkampf im Ratchadamnoen-Stadion, Bangkok<br />
Bildquelle Muay Thai-Boxkampf: Autor: Frédéric della Faille, Belgien, Januar 2007<br />
(http://commons.wikimedia.org)