ÃœSERS DORF BROGGE

Beissen, kratzen und Haare reissen….
Wie jeden Donnerstag arbeite ich auf der Kindergruppe.
Alles ist ganz normal. Oder doch nicht?
Wieso begegnen mir einige Kinder mit einer dicken
Schicht Creme auf dem Arm oder im Gesicht?
Alle Kinder antworten auf meine Frage, was den
passiert sei, mit: «D`Florin* hät mi bisse.» Ich traue
meinen Ohren nicht. Ist es dasselbe Mädchen, das
letzte Woche noch kein Wässerchen hätte trüben
können?
Auch die Eltern der «Opfer» sind überrascht, wenn
wir ihnen mitteilen, dass ihr Kind von Florin gebissen
wurde. Ungläubig schauen sie auf das lächelnde,
aufgeweckte Mädchen. Die Mutter von Florin ist
hilflos und unsicher. Hat Sie etwas falsch gemacht?
Solche und ähnliche Situationen erlebe ich im Krippenalltag
immer wieder.
Aber wieso werden Kinder plötzlich handgreiflich?
Und wie können die Bezugspersonen reagieren?
Beissen, Kratzen oder Haare reissen sind Formen von
Aggression. Kein Mensch ist frei von Aggression.
Kinder, welche die eigenen Stärken kennen lernen,
lernen automatisch auch die Aggression kennen.
Dieses Verhalten tritt meistens im Alter zwischen
zwei und vier Jahren auf.
Genau in dieser Zeit beginnt das Kind seine Umwelt
zu erobern. Es reagiert auf Kinder und Erwachsene
spontan, emotional und körperlich. Die neue Selbständigkeit
bringt aber auch Gefahren mit sich, vor
denen die Eltern ihre Sprösslinge schützen möchten
und auch müssen. Diesen Schutz erreichen sie durch
das Setzen von Grenzen. Die Frustration des Kindes
gegenüber diesen wichtigen Grenzen, kann in Aggression
umschlagen.
Andere mögliche Gründe von aggressivem Verhalten
können sein:
� Angst und mangelndes Selbstbewusstsein:
Kleinkinder wollen den anderen nicht weh tun. Mit
Beissen, Kratzen,… können sie ihre Unsicherheit
überspielen oder ihre Angst loswerden. Aggression
kann ein Ventil bei emotionaler Überforderung sein.
Kinderhaus Fiorino
� Besitzanspruch:
Schon einjährige Kinder merken, dass sie mit schubsen,
beissen,… ihre Bedürfnisse vorzeigen und auch
durchsetzen können. Ein Kind schubst ein anderes
weg, weil es seinen Platz möchte, oder beisst es in
die Hand, um ihm sein Spielzeug wegzunehmen.
� «Unsanfte» Kontaktaufnahme:
Aggressionen können auch als Versuch aufgefasst
werden, mit anderen Kindern in Kontakt zu treten.
Was tun, wenn das Kind beisst, kratzt,…?
� Konflikte sind wichtige Lernfelder. Ein zu schnelles
Eingreifen hemmt wichtige Lernprozesse. Konflikte
zwischen Kindern aufmerksam beobachten.
Sofortiges Eingreifen ist nur nötig, wenn eine
grosse Verletzungsgefahr besteht.
� «Nein!» sagen. Die Opfer müssen lernen «Nein!»
zu sagen. Dies trifft auch auf die Eltern zu. Wenn
Kleinkinder die Eltern an den Haaren reissen, oder
kratzen ist auch hier ein klares: «Nein, das habe ich
nicht gern,» angebracht. Eltern, welche mit einem
Lachen oder mit einem halbherzigen Nein auf solche
Aktionen ihrer Sprösslinge reagieren, laufen
Gefahr, dass das Kind Aggression als lustiges Spiel
empfindet.
� Den Kindern helfen Konflikte verbal zu lösen.
� Konsequenzen festlegen und diese auch durchführen.
� Eine andere Möglichkeit des Aggressionsabbaus
bieten: Boxkissen, Schreiecke,… (das Kind in
einem konfliktfreien Moment fragen, was es in
Situationen, wenn es wütend ist, braucht)
Die Mutter von Florin und auch die Eltern der «Opfer»
können jetzt besser nachvollziehen, warum Florin
ein solches Verhalten zeigt. Einige Wochen später
ist der ganze Spuk vorbei. Die Bepanthen Salbe kann
vorerst wieder in den Schrank versorgt werden. Wie
gesagt, vorerst; denn es wird bestimmt wieder ein
anderes Kind kommen, welches die Welt auf diese
Weise erobert.
Regula Gerlach-Stamm
Krippenleiterin, Chinderhus Fiorino
*die Namen sind frei erfunden
Aktionen, Occasionen,
Vermietung und Auto-
Anhängekupplungen:
www.wenk-fust.ch
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