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8 musik // Poprock<br />
Erik Faber<br />
Das Aha-Erlebnis<br />
Der Sänger Erik Faber wird den nordischen Popboom bei uns am<br />
Kochen halten – zumal eine Landsfrau ihm gezeigt hat, wie das geht.<br />
In Erik Fabers Familie sind alle Ärzte, nur er nicht. „Für mich wäre das nie in<br />
Frage gekommen, der Beruf hat mich einfach nicht interessiert“, sagt der<br />
Norweger, der am 16. Mai 34 wird. Und dank seiner Mutter hielt sich auch<br />
der familiäre Druck in Grenzen. „Mein Vater hat immer vergeblich gedrängt, ich<br />
solle besser in Mathe werden, um später Medizin studieren zu können. Meine<br />
Mutter wiederum hat mich immer unterstützt. Sie ist eine sehr talentierte<br />
Pianistin, aber ihre Arzteltern haben sie damals gezwungen, sich auf die Schule<br />
statt aufs Spielen zu konzentrieren. Also dachte sie wohl, sie habe bei mir<br />
etwas gutzumachen.“<br />
Als Kind saß Erik stundenlang mit Kopfhörern vor der Anlage der Eltern, zog<br />
sich alles rein, was im Radio lief und schulte so sein Ohr für kommerziellen<br />
Pop. Mit 15 wollte er dann mit ein paar Kumpels seiner Lieblingsband Pearl<br />
Jam nacheifern. Mit langen Haaren und Holzfällerhemd wurden die Jungs,<br />
die sich Pale nannten, bei Oslos Plattenfirmen vorstellig, rissen aber nichts.<br />
Es folgte ein abgebrochenes Studium in London, die selbstbeigebrachte<br />
Umschulung zum popmusikalischen Songpoeten und mehrere Radiohits. In<br />
seinem Heimatland ist Erik Faber seit Jahren bekannt, aber noch kein Star.<br />
Wir treffen Erik, der mit Freundin und knapp einjährigem Sohn in seinem<br />
Geburtsort Kristiansand an der Südküste Norwegens lebt, auf einer kleinen<br />
Halbinsel vor Oslo zum Mittagessen. Höchstens zehn Autominuten entfernt<br />
von der Hauptstadt und unweit des königlichen Reiterhofs fühlt man sich hier<br />
wie mitten auf dem Land. Die Villen sind stattlich, die Gärten gepflegt, das<br />
Viertel namens Bygdøy wirkt wie eine Mischung aus Hamburger Elbchaussee<br />
kulturnews 5/11<br />
und den noblen Hamptons bei New York. Das Restaurant liegt wie hingemalt<br />
direkt am Wasser, ist nur mit einem Pendelboot zu erreichen und serviert<br />
leckere Krabben mit Weiswein. In Ecken wie dieser haben die Norweger ihre<br />
Sommerhäuser, auch das von A-ha-Sänger Morten Harket ist nicht weit. Erik<br />
war schon dort. „Ein Freund von mir ist mit Morten befreundet“, erzählt er.<br />
„Als ich bei ihm zu Besuch war, hatte ich Kopfschmerzen, und Morten meinte<br />
gleich, er werde schnell seine Heilerin anrufen. Er ist ein bisschen sehr spirituell,<br />
aber A-ha sind eine tolle Band – und vielleicht mein größter Einfluss<br />
überhaupt.“<br />
Ein Sommerhaus hat Erik Faber noch nicht, das kann er sich nicht leisten.<br />
Zwar erhielt er für „Century“, sein 2003 erschienenes Album, eine Goldauszeichnung,<br />
doch dafür reichen in Norwegen 15 000 verkaufte Exemplare.<br />
„Norwegen ist auf Dauer zu klein, um als Musiker ein Auskommen zu haben,<br />
vor allem mit Familie“, sagt Faber. „Deshalb möchte ich auch in anderen<br />
Ländern bekannt werden.“ Deutschland ist dabei das natürliche erste Ziel. Zum<br />
einen hat sein Vater in Münster und Lübeck studiert, Erik kennt das Land<br />
ganz gut. Und er teilt sich Management und Plattenfirma mit seiner Landsfrau<br />
Marit Larsen – und die hat vorgemacht, wie man das macht mit der Auslandseroberung.<br />
Bis ins Detail übernimmt Erik Faber nun Larsens Strategie. Sein Album setzt<br />
sich zusammen aus den besten Stücken seiner zwei letzten Werke „Century“<br />
und „Passages“ (2006). Dazu kommt eine Handvoll frischer Songs. Fabers<br />
Lieder sind nicht frei von handelsüblicher Skandinavienmelancholie, prägend<br />
aber ist eine hymnische Euphorie, die seinen Liedern einen gewissen Mitreißfaktor<br />
beschert. „Irgendwo haben meine Songs schon etwas Trauriges“, findet<br />
Erik, „aber sie sind nicht düster und vermitteln Hoffnung.“ Was auch auf<br />
seine Texte zutrifft: „I love you (but you don’t know)“ schrieb er, als es in der<br />
langjährigen Beziehung zu seiner Freundin schlecht lief. „Sie glaubte nicht<br />
mehr, dass ich ihr wichtig bin.“ Als sie das Lied hörte, ging es mit der Liebe<br />
wieder bergauf.<br />
Diese Richtung dürfte auch Erik Fabers Karriere nehmen.<br />
Not over ist Ende April erschienen.<br />
Foto: Sony Music<br />
Steffen Rüth