LUFTWAFFEN - Netteverlag
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logischen Personal für Windmessungen<br />
genutzt werden. Alternativ standen Flugblattraketen<br />
zur Verfügung. Diese kamen<br />
aber nicht zum „scharfen“ Einsatz.<br />
Ein Ballonzug der PSK-Truppe lässt<br />
in der Auflassstellung Ballone<br />
mit Flugrichtung Osten steigen.<br />
Für die Durchführung der Balloneinsätze<br />
waren primär die Ballonzüge der<br />
PSK-Einheiten zuständig. Im Herbst 1961<br />
verbrachten sie erstmals Flugschriften<br />
über die innerdeutsche Grenze. Bereits<br />
zehn Jahre zuvor sammelte das Ostbüro<br />
der SPD Erfahrungen im Einsatz mit<br />
Flugblattballonen. Dieses Wissen machte<br />
sich die PSK-Truppe zunutze. Bevor<br />
ein Ballonzug einer PSK-Einheit zum Einsatz<br />
aus der Kaserne ausrückte, holten<br />
die Ballonsoldaten aktuelle Wettervorhersagen<br />
von militärischen und zivilen<br />
Wetterdiensten ein und werteten diese<br />
aus. Im grenznahen Gebiet angelangt,<br />
kamen die Soldaten aus dem Windmesstrupp<br />
zum Einsatz. Sie ermittelten mit<br />
Hilfe eines Theodoliten die Windverhältnisse.<br />
Da die Balloneinsätze in der Regel<br />
bei Dunkelheit durchgeführt wurden,<br />
befestigten die Soldaten batteriegespeiste<br />
Glühbirnen an den Messballonen, um<br />
die Abdrift in den unterschiedlichen Höhen<br />
ermitteln zu können. Die gemessenen<br />
Werte zur Windgeschwindigkeit und<br />
Windrichtung nutzten die Soldaten, um<br />
die Flugbahn der Ballone zum Zielgebiet<br />
zu berechnen. Angepasst an die vorherrschenden<br />
Windverhältnisse wurden in<br />
Grenznähe zur DDR Standorte erkundet,<br />
die sich besonders für das Auflassen der<br />
Ballone eigneten. Im Idealfall konnte<br />
eine sogenannte Ballonauflassstellung<br />
(BAST) in einer Entfernung von 2.000 bis<br />
4.000 Metern zur innerdeutschen Grenze<br />
erkundet und bezogen werden. Die Soldaten<br />
füllten nunmehr Wasserstoff in<br />
die Ballone. Anschließend wurden die<br />
PSK-Flugschriften in eine Klarsichtfolie<br />
eingeschlagen und auf ein Segelbrett aus<br />
Styropor gelegt. Das Segelbrett wurde<br />
über eine Fadenaufhängung mit einem<br />
Uhrauslöser verbunden. Die Soldaten<br />
befestigten dann die zu transportierende<br />
Last mit einer speziellen Aufhängung an<br />
die Ballone. Die Ballone stiegen bis zum<br />
Auslösevorgang mit einer Geschwindigkeit<br />
von 200 Metern pro Minute in Höhen<br />
von 2.000 bis 4.000 Meter auf. Ein Ballonzug<br />
der PSK-Truppe konnte innerhalb<br />
von zwölf Stunden eine Tonne Papier in<br />
ein vorgegebenes Zielgebiet verbringen.<br />
Dieses Gewicht entspricht der Menge<br />
von etwa einer Million Flugblättern! Mit<br />
den Ballonen konnten Druckerzeugnisse<br />
über eine Entfernung von 30 Kilometern<br />
in einer Ausdehnung von 100 Quadratkilometern<br />
zielgenau verbracht werden.<br />
Es waren aber auch Weitflüge in bis zu<br />
200 Kilometer entfernte Zielgebiete möglich.<br />
Im Durchschnitt wurden wöchentlich<br />
zwei Balloneinsätze durchgeführt.<br />
Alternativ zu den Ballonen setzte die<br />
PSK-Truppe zum Verbringen ihrer Botschaften<br />
auf dem Luftweg sogenannte<br />
„Minifol“ ein.<br />
Es handelte sich dabei um bedruckte<br />
Kunststoffkissen, die mit Wasserstoff befüllt<br />
und vom Wind über die innerdeutsche<br />
Grenze in die DDR getragen worden<br />
sind. Die in Mitteleuropa vorherrschenden<br />
Westwinde begünstigten die Ballon-<br />
und Minifol-Einsätze der PSK-Truppe im<br />
besonderen Maße und erschwerten zugleich<br />
luftgestützte Aktivitäten der NVA.<br />
GESCHICHTE<br />
PSK-Flugblätter & -Flugzeitungen<br />
Die PSK verbrachte mit Ballonen vor allem<br />
Flugblätter und Flugzeitungen auf<br />
das Territorium der DDR. Das Verbringen<br />
von kleinen Büchern und Heften blieb die<br />
Ausnahme. Bevor PSK-Flugschriften zum<br />
Einsatz kamen, mussten sie stets von einem<br />
Staatssekretär im BMVg freigegeben<br />
werden!<br />
Die Formate der PSK-Flugblätter variierten<br />
zwischen DIN A7 und DIN A4. Das<br />
am häufigsten genutzte Format für Flugblätter<br />
war DIN A5. Die Auflage eines<br />
Flugblattes variierte in der Regel zwischen<br />
500.000 bis zu 1.000.000 Exemplaren.<br />
Eine Ausnahme war ein Kleinstflugblatt<br />
(DIN A7) aus dem Jahre 1963, das<br />
in einer Auflage von 32.000.000 Stück<br />
gedruckt wurde. Auf dem Flugblatt war<br />
eine Ulbricht-Karikatur abgebildet mit<br />
den Worten: „Dieser nicht, aber Neckermann<br />
machts möglich“. Es handelte sich<br />
dabei um einen in der DDR gängigen<br />
Slogan gegen die dortige Planwirtschaft<br />
und für die Marktwirtschaft in der Bundesrepublik.<br />
Die PSK-Truppe produzierte neben Flugblättern<br />
im Schwerpunkt Flugzeitungen<br />
und brachte diese zum Einsatz. Flugzeitungen<br />
wurden in den Formaten DIN A3<br />
bis DIN A2 gedruckt und anschließend<br />
gefalzt. Die PSK stellte verschiedene Titel<br />
an Flugzeitungen her. Diese richteten<br />
sich jeweils an ausgewählte Zielgruppen<br />
in der DDR und waren inhaltlich sowie<br />
gestalterisch auf sie abgestimmt.<br />
Im Folgenden wird die Flugzeitung<br />
„Volksarmee“ vorgestellt, die von der<br />
PSK produziert und im Rahmen der Informationseinsätze<br />
in die DDR verbracht<br />
worden ist. Die PSK-Flugzeitung „Volksarmee“<br />
richtete sich an die Soldaten der<br />
Nationalen Volksarmee. Die Flugschrift<br />
war gestalterisch ein Imitat der gleichnamigen<br />
Wochenzeitung für die Uniformträger<br />
der DDR. Auf den ersten Blick<br />
sehen die PSK-Ausgaben dem Original<br />
täuschend ähnlich. Um sich der Originalausgabe<br />
möglichst exakt anzupassen,<br />
wurde für den Druck sogar Papier aus der<br />
DDR verwendet. Die detailgetreue Nachahmung<br />
sollte Repressalien durch die<br />
Vorgesetzten vorbeugen und somit NVA-<br />
Soldaten gewissermaßen schützen. In der<br />
NVA-Dienstvorschrift DV 10/9a hieß es<br />
nämlich sinngemäß: Das Lesen, Verteilen<br />
und Propagieren feindlicher Schriften<br />
ist strengstens verboten. Verstöße werden<br />
streng disziplinarisch geahndet! Wurden<br />
NVA-Soldaten beim Lesen von PSK-<br />
Flugschriften erwischt, erfolgten weitreichende<br />
Strafen! Die Ausrede, dass der<br />
Leser der PSK-Flugzeitung glaubte, eine<br />
DDR-Ausgabe der „Volksarmee“ in den<br />
4. Quartal 2009 13