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LUFTWAFFEN - Netteverlag

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Weihnachten 1942<br />

Rostow a. d. Donmündung<br />

Flg.-Personal, 2. (F) Ob.d.L. – 2. (F)100, Feldpost-Nr. L 14354<br />

Kriegsweihnacht – Weihnachten im Felde<br />

– wer nicht in dieser Zeit gelebt hat,<br />

kann vielleicht nur erahnen, wie es gewesen<br />

sein mag. In der Heimat ist die<br />

Familie in Sorge um den Ehemann, den<br />

Sohn, vielfach um mehrere Söhne an der<br />

Front – dort wird ebenfalls „Weihnachten<br />

gefeiert“, mit den (noch lebenden)<br />

Kameraden und in Gedanken an „zu<br />

Hause“.<br />

Unser langjähriges Mitglied Max Lagoda<br />

hat an das Weihnachtsfest 1942, fern<br />

der Heimat, besondere Erinnerungen. Er<br />

befindet sich bereits ein knappes Jahr<br />

als Fernaufklärer im Süden Russlands,<br />

in der südlichen Ukraine am Schwarzen<br />

Meer (seine Berichte sind teilweise hier<br />

veröffentlicht). Er hat mit seinen Kameraden<br />

nicht nur den Kaukasus umflogen<br />

und aufgeklärt, sondern hat wichtiges<br />

Bildmaterial von Fernflügen bis Teheran,<br />

Baghdad und Basra mitgebracht.<br />

Kriegsgerät für Russland auf Grund des<br />

Lend-Lease-Vertrages wird in Basra ausgeladen<br />

und weitertransportiert, bildlich<br />

dokumentiert von Max Lagoda und bis<br />

heute erhalten. In seinen Erinnerungen<br />

zeichnet er die Frontverläufe nach, zunächst<br />

den Vormarsch, ab Herbst 1942<br />

den Rückzug der Truppen und die daraus<br />

folgenden Verlegungen seiner Staffel.<br />

„Am nächsten Tag, es war der 23.12.1942,<br />

standen die russischen Panzer bereits ca.<br />

5 km nördlich von Tazinskaja. Es war<br />

jämmerlich kalt draußen. Die ersten Granaten<br />

heulten schon über unsere Köpfe<br />

hinweg. Als Ziel hatten sich die Russen<br />

den Flugplatz ausgesucht. Jeder Treffer<br />

richtete enorm viel Schaden an. Der Platz<br />

war gespickt voll mit Flugzeugen, Material<br />

und vielen Verwundeten. Neben dem<br />

Flugplatz schlängelte sich eine Nebenstraße<br />

in Richtung Westen. Auch hier<br />

standen Schlangen von Fahrzeugen, die<br />

sich in westlicher Richtung unkontrolliert<br />

absetzten. Unser Feindeinsatz in „Tazi“<br />

war um 07.00 Uhr. Auftrag wie immer,<br />

wo steht der Feind? Das Wetter war noch<br />

nicht besser geworden. Aber die Russen<br />

haben wir sofort ausfindig gemacht. Sie<br />

lagen bereits einige Kilometer nördlich<br />

des Flugplatzes und der Stadt.“<br />

Ohne Aufnahmen zu machen, landet<br />

sein Flugzeug nach 55 Minuten wieder<br />

auf dem Platz. Sie werden regelrecht<br />

„ausgequetscht“, was zur Folge hat, dass<br />

die vier Maschinen der 2. (F) Ob.d.L. eine<br />

Stunde später nach Rostow a. Don verlegen.<br />

„Die Staffel hatte uns wieder! Natürlich<br />

lässt sich dies alles gut schreiben, aber<br />

hier, auf dem Platz, war die Hölle los.<br />

Dieses Chaos kann man gar nicht beschreiben.<br />

Schneetreiben, minus 35° Kälte,<br />

und rings um den Platz brannten die<br />

Flugzeuge. Sogar beim Start rasten die<br />

Flugzeuge gegeneinander und gingen<br />

in Flammen auf. Die Granateinschläge<br />

und Löcher in der Start- und Landebahn<br />

taten das Übrige. Wir waren in der Luft<br />

und hatten noch den 1. Wart unserer<br />

Maschine mitgenommen. Wir flogen<br />

–ausnahmsweise- einmal zu fünft in der<br />

Maschine.<br />

GESCHICHTE<br />

Es war Krieg, und in dieser Hinsicht war<br />

man nicht mehr so kleinlich. Die Landung<br />

in Rostow erfolgte um 11.00 Uhr.<br />

Also nur 65 Minuten Flugzeit. Eine andere<br />

Maschine von uns, ebenfalls mit fünf<br />

Mann besetzt, machte noch am Start<br />

Bruch. Die „Mühle“ blieb liegen, und<br />

keiner kümmerte sich mehr darum. Die 5<br />

Mann Besatzung machten sich per LKW<br />

aus dem Staub und kamen erst nach<br />

Weihnachten bei der Staffel in Rostow<br />

an. Von diesen Kameraden haben wir<br />

vieles erfahren, was einen Tag vor Heiligabend<br />

1942 in Tazinskaja abgelaufen<br />

ist.<br />

Die Zelte der Feldpost und der Verwundeten<br />

wurden getroffen und gingen in Flammen<br />

auf. Es muß sehr schlimm gewesen<br />

sein, zumal keine Nachrichtenübermittlung<br />

mehr möglich war. Auch die Stadt<br />

Tazinskaja wurde beschossen. Das große<br />

Verpflegungslager wurde für die Landser<br />

freigegeben, und die Ölmühle stand<br />

ebenfalls in Flammen. Jeder Landser holte<br />

sich noch, was er wollte. Wir waren ja<br />

so froh, dass wir in Sicherheit waren. Es<br />

hatte uns gereicht, aber wir waren noch<br />

am Leben, und am anderen Tag war Heiligabend.<br />

Wir waren im Trockenen und in einer<br />

Kaserne untergebracht. Wilhelm Hardis,<br />

der für das fliegende Personal zuständig<br />

4. Quartal 2009 31

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