LUFTWAFFEN - Netteverlag
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der B-17F zu Rate gezogen. Die ganze<br />
Serie der B-17F hatte zusätzlich zum Höhen-<br />
und Geschwindigkeitsmesser eine<br />
Borduhr vom Typ A-11 eingebaut. Aber<br />
die Außentemperaturanzeige vom Type<br />
Abbildung 3: Bombenschützenpanel<br />
einer B-17 G<br />
C-12 war nur in einer kleinen Serie früher<br />
B-17F zu finden. Um es genauer zu<br />
sagen: im USAAF-Seriennummerbereich<br />
AF41-24340 bis AF42-5349 7 .<br />
Geht man mit dieser Information wieder<br />
in die Übersicht der B-17F der deutschen<br />
Luftwaffe, so stellt man fest, dass nach<br />
Stapfer nur eine einzige Maschine für<br />
die Herkunft des Panels in Frage kommt.<br />
Es ist die B-17F-27-BO, 41-24585, PU-B,<br />
Wulfe Hound der 303rd Bomb Group<br />
(BG), 360th Bomb Squadron (BS), welche<br />
am 12. Dezember 1942 bei Leeuwarden,<br />
Niederlande, erbeutet wurde 8 .<br />
Zwar mag die Liste der B-17 mit dem<br />
deutschen Balkenkreuz noch etwas länger<br />
sein, doch die geringen Verlustzahlen<br />
von Maschinen des Typs B-17F in dem<br />
entsprechenden Seriennummerbereich<br />
lassen den Schluss zu, dass das Panel<br />
tatsächlich nur aus der genannten B-17<br />
stammen kann.<br />
Jetzt stand wieder eine kleine Internetrecherche<br />
an. Von großem Vorteil ist, dass<br />
Abbildung 4: Außentemperatur<br />
Thermometer vom Typ C-12<br />
die 303rd Bomb Group eine sehr gut organisierte<br />
Homepage hat 9 . Dort fand ich<br />
die gesamte Geschichte der Maschine<br />
und auch Fotos der amerikanischen Besatzung<br />
der B-17F 10 sowie der Maschine<br />
mit deutschen Hoheitsabzeichen 11 .<br />
Die abschließende Bestätigung für die<br />
Herkunft des Panels brachte dabei ein<br />
Bericht von Mario Schulze 13 über die Bergung<br />
von B-17-Teilen auf dem ehemaligen<br />
Flugplatz Oranienburg und deren<br />
anschließende Identifizierung als Reste<br />
der B-17F, 41-24585.<br />
Eine Rücksprache mit dem Leiter des<br />
Luftfahrtmuseums Finowfurt, Dr. Peter<br />
Kobbe, ergab, dass das Panel tatsächlich<br />
von Oranienburg stammt.<br />
Weitere Fotos der Maschine fanden sich<br />
auf der Webseite des „Luftwaffe Resource<br />
Center“ 14 . Besonders interessant ist hier<br />
eine seltene Aufnahme der B-17F, 41-<br />
24585 im Flug (siehe Abbildung 6).<br />
Ein weiteres faszinierendes Teil einer<br />
Beutemaschine ist das Fragment eines<br />
Steuerrades einer P-38 Lightning (siehe<br />
Abbildung 7).<br />
Auch hier stand die Frage im Raum, von<br />
welcher Maschine das Fragment stammt.<br />
Das Steuerrad (Assembly 246108) ist aufgrund<br />
seiner Bauart aus einer P-38 bis<br />
einschließlich USAAF-Seriennummer 42-<br />
67101, welches die letzte P-38H ist, die<br />
gebaut wurde 15 . Das heißt, Maschinen<br />
ab dem Typ P-38J und später kommen<br />
nicht in Frage. Dort wurde ein stark modifiziertes<br />
Steuerrad (Assembly 197924-<br />
2) eingebaut 16 .<br />
Damit ergibt sich aber auch schon das<br />
erste Problem. Die in der Vitrine dargestellte<br />
P-38 ist nicht wie beschrieben eine<br />
P-38F, sondern eine F-5E-3-LO. Dies ist<br />
die Fotoaufklärervariante der P-38J-25-<br />
LO und besitzt dementsprechend das<br />
Steuerrad in der späten Ausführung.<br />
Die Geschichte dieser Maschine ist aber<br />
sehr kurios, so dass sie hier kurz geschil-<br />
REPORTAGE<br />
dert werden soll. Der Pilot der Maschine<br />
war F/O Martin James Monti (T-2956). Er<br />
gehörte wahrscheinlich zur 5th Photo Reconnaissance<br />
Group (5. Fotoaufklärungsgruppe)<br />
der 15th Air Force (15. Luftflotte)<br />
in Italien. Am 13. Oktober 1944 startete<br />
er mit seiner Maschine, der F-5E-3-LO 44-<br />
23725, mit nur einem Ziel, zu den Deutschen<br />
zu desertieren. Er landete auf dem<br />
Mailänder Flugplatz und übergab seine<br />
F-5E den dort stationierten deutschen<br />
Truppen.<br />
Er selbst trat einige Wochen später der SS<br />
bei und erhielt den Rang eines SS-Untersturmführers.<br />
Während des Krieges hielt<br />
er noch einige Propagandaansprachen<br />
im deutschen Radio. Nach Kriegsende<br />
kam es dann, wie es kommen musste,<br />
er wurde von den Amerikanern für seine<br />
Desertation zu 15 Jahren Gefängnis<br />
verurteilt. Doch seine Strafe wurde schon<br />
nach einem Jahr erlassen, mit der Aufla-<br />
Abbildung 5: B-17F, AF41-24585, DL+XC 12<br />
ge, der US Army beizutreten. Dort diente<br />
er bis 1948 als Sergeant (Feldwebel), um<br />
dann erneut vom FBI verhaftet zu werden.<br />
Zum zweiten Mal vor Gericht gestellt,<br />
verurteilt man ihn dieses Mal wegen<br />
Hochverrats zu 25 Jahren Gefängnis.<br />
1960 wird er schließlich begnadigt 17 . Am<br />
11. September 2000 verstirbt Martin J.<br />
Monti kurz vor seinem 79. Geburtstag.<br />
Seine Maschine wird nach Deutschland<br />
überführt und dort bis Kriegsende für<br />
Aufklärungszwecke verwendet 18 . Nach<br />
Kriegsende wird das Wrack von den Amerikanern<br />
auf dem Flugplatz Schwangau<br />
gefunden 19 .<br />
Wenn das Steuerrad aber nicht von der<br />
T9+MK stammen kann, woher kommt es<br />
dann? Während des Krieges sollen noch<br />
zwei weitere P-38 im Mittelmeer erbeutet<br />
worden sein, eine davon von den Italienern.<br />
Die Identität dieser Maschine ist bisher<br />
noch nicht endgültig geklärt. Eine italienische<br />
Quelle gibt an, dass sie am 12.<br />
4. Quartal 2009 9