161.3 Bestimmungsfakoren für die Höhe des Krankenstandes –Diagnosen und FalldauernSchaubild 7Krankengeldtage nach KrankheitsgruppenNeubildungen 7,9 %Symptome 3,5 %Symptome 2,8 %Infektionen 1,2 %Kreislaufsystem6 %Psych.Störungen18 %Atmungssystem 3,3 %Sonstige10 %Muskeln/Skelett31,3 %Neubildungen 5 %Infektionen 0,8 %Kreislaufsystem5,3 %Psych.Störungen31,2 %Atmungssystem 2,7 %Sonstige9,3 %Muskeln/Skelett31,5 %Verletzungen15,5 %Verdauungssystem3,3 %Verletzungen8,3 %Verdauungssystem3,1 %beschäftigte PflichtmitgliederArbeitslose (ALG-I-Empfänger)Für Krankenstandsanalysen ist die Betrachtungder Erkrankungsdauern undihrer Anteile am Arbeitsunfähigkeitsgeschehenaufschlussreich. Die durchschnittlichenFalldauern einer Arbeitsunfähigkeitvariieren naturgemäß nachKrankheitsarten.Während Infektionen, Atemwegs- undVerdauungserkrankungen nur eine durchschnittlicheAU-Dauer von etwa einerWoche zuzurechnen ist, dauern Fällemit Herz- und Kreislauferkrankungen (21Tage), Muskel- und Skeletterkrankungensowie Verletzungen mit 20 Krankheitstagenje Fall im Mittel deutlich länger.Wesentlich längere Krankheitszeitenverursachen die Neubildungen (Tumorerkrankungen)mit einer durchschnittlichenDauer von 37 Tagen und die psychischenStörungen mit fast 35 Krankheitstagenje Fall. Diese Werte beziehen sich aufdie beschäftigten Pflichtmitglieder, fürArbeitslosengeldempfänger fallen geradebei chronischen Erkrankungen nochdeutlich längere Krankheitsdauern an(vgl. Tabelle 2 im Anhang).Die mit längeren AU-Dauern einhergehendenDiagnosegruppen dominierenerwartungsgemäß auch die Krankheitsbilderbei Krankengeldleistungen (Schaubild7). So wurden bei den beschäftigtenPflichtmitgliedern die meisten Krankengeldtagedurch Muskel- und Skeletterkrankungenverursacht (31,3 %, -0,2),gefolgt von den psychischen Erkrankungen(18 %, +1,1) und den Verletzungen(15,5 %, -1,2). Mit einigem Abstand aufGrund der geringeren Fallhäufigkeitenfolgten Neubildungen (7,9 %, +0,4) sowieHerz- und Kreislauferkrankungen(6,0 %, -0,1). Alleine durch diese fünfKrankheitsgruppen wurden 78,7 % allerKrankengeldtage aus gelöst.Insgesamt haben die Krankengeldleistungen2009 deutlich zugenommen, wassich auch in den erhöhten Leistungsausgabenniederschlägt. Die Aufwendungenhierfür sind GKV-weit um etwa 10 % gestiegen,bei den <strong>BKK</strong>n haben sich dieKrankengeldausgaben von rd. 138 auffast 154 Euro je Mitglied (ohne Rentner)erhöht, der zweithöchste Betragim Vergleich der Kassenarten. Für mehrals jeden vierten Arbeitsunfähigkeitstag(27 %, 3,9 AU-Tage) der beschäftigten<strong>BKK</strong> Pflichtmitglieder fielen 2009 Krankengeldleistungenan. Im Vorjahr lag derAnteil mit nur 3,2 Tagen bei gut 24 % derAU-Tage insgesamt.Bei Arbeitslosen fallen auf Grund derhöheren Morbidität sowohl mehr AUwieauch mehr Krankengeldtage an. ImVergleich zu allen Beschäftigten fielenbei den ALG-I-Empfängern mit insgesamtfast 21 Krankheitstagen 55 % bzw.im Vergleich nur zu den beschäftigtenPflichtmitgliedern noch 46 % mehr Arbeitsunfähigkeitstagean (vgl. Kapitel2.2.). Davon waren 8,6 Tage mit Krankengeldzahlungenverbunden – mehr alsdoppelt soviele wie bei den Beschäftigten.Der Anteil der Krankengeldtage beiArbeitsunfähigkeit betrug bei Arbeitslosensomit 41 %, bei den Beschäftigtenwaren es gut ein Viertel (s. o.). Beachtenswertist zudem, dass fast ein Drittelder Krankengeldtage (31,2 %) von ALG-I-Empfängern durch psychische Störungenverursacht wurde. Nachdem sich dieKrankengeldfälle und -tage über einenlängeren Zeitraum bis 2005 rückläufigentwickelt hatten, sind bereits seit 2006wieder Zunahmen der Leistungstage –dies besonders deutlich im aktuellenBerichtsjahr – zu verzeichnen.In den Diskussionen zum <strong>betriebliche</strong>nKrankenstand werden häufig die kürzerenArbeitsunfähigkeitsfälle thematisiert,weil sie vordergründig einen hohen Anteilder Fälle ausmachen. Der Anteil der gemeldetenArbeitsunfähigkeitsfälle bis zueiner dreitägigen Dauer erreichte 2009mit 34,5 % einen etwas niedrigerenStand als im Vorjahr (-1,0 %). Auch unterBerücksichtigung einer Untererfassung– nicht alle Kurzzeitfälle werden denKrankenkassen gemeldet – ist dennochder Einfluss dieser Fälle auf den Krankenstandinsgesamt auf Grund der nurkurzen Dauern moderat: Trotz des hohenAnteils dieser Fälle von über einemDrittel, begründeten sie nur 5,6 % dergemeldeten Fehlzeiten (vgl. Schaubild 88 Hier sind nur die ALG-I-Empfänger zu betrachten, da nur diese krankengeldberechtigt sind und in der AU-Statistik geführt werden.
1.3 Bestimmungsfaktoren für die Höhe des Krankenstandes17und Tabelle 8 im Anhang). Nach der Häufigkeitdominieren zwar kürzere Krankheitsepisoden,zwei Drittel aller Fällewaren spätestens nach einer Wochebeendet, aber sie umfassten wenigerals ein Fünftel der krankheitsbedingtenFehltage (18,1 %).Die Höhe des Krankenstandes insgesamtwird dagegen maßgeblich durchdie Langzeitfälle bestimmt. So machtendie Fälle mit über sechswöchiger Arbeitsunfähigkeit2009 zwar weniger als4 % aller Fälle aus, verursachten jedochrund 44 % der Arbeitsunfähigkeitstage.Die Bedeutung der Langzeit-Erkrankungenfür den Krankenstand zeigt sichauch in den versichertenbezogenenKrankheitstagen (vgl. Schaubild 9): Soverursachte 2009 das obere Zehntelder Beschäftigten mit den meistenAusfalltagen alleine 65 % aller Arbeitsunfähigkeitstage,auf 20 % der erwerbstätigenPflichtmitglieder konzentriertensich bereits rd. 80 % aller Arbeitsunfähigkeitstage.Knapp 42 % der beschäftigten Pflichtmitgliederhatten 2009 gar keine AU-Bescheinigung vorgelegt, bei unter 29 %blieb es bei einem Fall im Jahr. Jedersiebte Beschäftigte (14 %) legte indesmindestens dreimal ein gelbes Attestvor.Fast zwei Drittel (65 %) der beschäftigtenPflichtmitglieder verzeichneten gar keineoder nur geringfügige Krankheitsausfällebis zu maximal sieben AU-Tagen im gesamtenJahr. Entsprechend blieben umgekehrt35 % mehr als eine Woche imJahresverlauf krankheitsbedingt der Arbeitfern. Von diesen war allerdings jederFünfte (7 % von allen) gleich länger alssechs Wochen krankgeschrieben – waswiederum eine deutliche Zunahme umrd. einen halben Prozentpunkt gegenüberdem zuletzt berichteten Anteil (6,4 % in2007) bedeutet. Der Personenkreis mitsolchen längeren Krankheitszeiten hattesich in den Jahren zuvor kontinuierlichverringert. So verzeichneten 2005nur 6,2 % und 2003 6,7 %, 2001 aberimmerhin 8 % der beschäftigten PflichtmitgliederKrankheitsausfälle von mehrals sechs Wochen im Jahr.In Zeiten generell niedriger Krankenständesind die „Blaumacher“-Diskussionenspürbar abgeebbt. Auch der „blaue Montag“ist seit geraumer Zeit kein Themamehr, und dies zu Recht: denn die Verteilungdes AU-Beginns nach Wochentagenbelegt nach wie vor, dass zu Wochenbeginnärztliche AU-BescheinigungenSchaubild 8Arbeitsunfähigkeit nach Dauer1 - 3 T4 - 7 T>1 - 2 W>2 - 4 W>4 - 6 W>6 W34,59,13,03,9Fälle in Prozentkeineswegs häufiger eingeholt werden.Im Gegenteil ist der Montag, an dem jaauch die bereits am Wochenende einsetzendenFälle in der ärztlichen Versorgung(in ohnehin überfüllten Arztpraxen) auftauchen,gemessen an den Inzidenzenüber drei Tage eher unterdurchschnittlichbelegt (s. auch Schaubild 4 in Kap. 1.1).60 40 20 0 20 40 605,631,2 12,518,4 15,18,414,3Tage in ProzentAnteile bei den beschäftigten Pflichtmitgliedern – Bundesgebiet 2009 (T = Tage, W = Wochen)Schaubild 9Verteilung der Arbeitsunfähigkeitstage 2009 auf Personen (Lorenz-Kurve).Kumulierter Anteil der AU-Tage100806040200044,110 20 30 40 50 60 70 80 90 100Anteil der beschäftigten Pflichtmitglieder in ProzentAnteil der beschäftigten Pflichtmitglieder in Prozent