budoka 03 2007 - Dachverband für Budotechniken Nordrhein ...
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Interview zu den Wettkampfregeln im Jugendbereich<br />
Seit 1. Januar 2005 gibt es<br />
bundesweit einheitliche Sonderregelungen<br />
<strong>für</strong> den Wettkampf<br />
in den Altersklassen U11 und<br />
U14. Ihr wart an der Erstellung<br />
dieser Regelungen beteiligt.<br />
Aus welchem Grund gibt es<br />
diese Sonderregelungen?<br />
Wie sind diese entstanden?<br />
Richard Trautmann: Ausgehend<br />
von der Beobachtung, dass<br />
immer mehr Jugendliche, Junioren<br />
und Männer trotz gewisser<br />
Wettkampferfolge grundlegende<br />
technische Fertigkeiten wie<br />
Fegetechniken, Sicheltechniken,<br />
Eindrehtechniken oder Werfen<br />
aus dem klassischen Ärmel-<br />
Revers-Griff gar nicht oder nur<br />
sehr mangelhaft beherrschen,<br />
habe ich mir über die Ursachen<br />
Gedanken gemacht. Sehr bald<br />
habe ich bemerkt, dass auch<br />
einige andere Trainer ähnliches<br />
beobachtet haben. Am Rande<br />
eines Jugendländerkampfes<br />
Japan - Deutschland fragte<br />
mich der japanische Trainer,<br />
warum wir unseren Athleten<br />
nur noch „Krabbeljudo“<br />
Jugend JUDO<br />
„Klassischer Ärmel-Revers-Griff ist wichtig <strong>für</strong><br />
die technische Entwicklung eines Judoka“<br />
Nachwuchs-Bundestrainer Richard Trautmann und der stellvertretende Bundesjugendleiter Erik Goertz über richtiges<br />
Nachwuchstraining nach japanischem Vorbild, die Vorteile des Ärmel-Revers-Griffs und die Modifizierung der Sonderregelungen<br />
im Jugendbereich.<br />
Bundestrainer Richard Trautmann<br />
demonstriert Eindrehtechniken mit<br />
dem Ärmel-Revers-Griff<br />
beibringen und nichts außer<br />
Abtauch-, Beingreif- und Teguruma-verwandten<br />
Techniken<br />
trainieren und ob ich dieses<br />
Judo <strong>für</strong> zukunftsfähig halte.<br />
Ich erwiderte, dass durchaus die<br />
ganze Gokyo <strong>für</strong> die Gürtelprüfungen<br />
unterrichtet würde, die<br />
angesprochenen Techniken aber<br />
von den Athleten selbst und<br />
vielen Heimtrainern <strong>für</strong> den<br />
Wettkampf bevorzugt würden,<br />
da sie sehr schnelle Erfolge bei<br />
minimalem Risiko ermöglichen<br />
und dass bereits einige deutsche<br />
Trainer diese Entwicklung mit<br />
großer Sorge betrachten. Er<br />
erzählte mir darauf hin von den<br />
„Kodokan juvenile judo rules“,<br />
die <strong>für</strong> alle Jugendlichen in<br />
Japan bis 15 Jahre gelten. Diese<br />
Regeln erlauben aus pädagogischen<br />
Erwägungen heraus<br />
nur ganz bestimmte Techniken,<br />
um Trainer und Athleten zu<br />
zwingen, sich mit einer soliden<br />
Grundausbildung zu beschäftigen,<br />
statt den schnellen Erfolg<br />
zu suchen. Da mir dieser Ansatz<br />
sinnvoll und einleuchtend<br />
erschien, habe ich daraufhin in<br />
meiner damaligen Position als<br />
bayerischer Landestrainer entsprechende<br />
Regeln zusammen<br />
mit unserer Jugendleitung erarbeitet<br />
und in Bayern eingeführt.<br />
Das Geschrei war erst mal groß.<br />
Aber bereits nach zwei, drei<br />
Jahren waren das technische<br />
Niveau auf bayerischer Ebene<br />
deutlich verbessert und die Regeln<br />
mehrheitlich akzeptiert.<br />
Erik Goertz: Richard hat uns<br />
damals von den Regeln in<br />
Bayern erzählt. Im Januar 2004<br />
hatte dann unser Präsident Peter<br />
Frese den Vorschlag, eine Einladung<br />
des japanischen Judo-<br />
Verbandes anzunehmen und mit<br />
einer Jugendmannschaft (U14)<br />
an einem großen Turnier (über<br />
1.000 Teilnehmer) in Tokio teilzunehmen,<br />
um sich die „Juvenile<br />
judo rules“ des Kodokan vor<br />
Ort anzuschauen und erklären<br />
zu lassen. Auch ich war vor der<br />
Reise bezüglich der Regeln sehr<br />
skeptisch, dann habe ich aber<br />
in Japan gesehen wie hervorragend<br />
das funktioniert, und was<br />
<strong>für</strong> tolles Judo die japanischen<br />
Kids machen. Danach haben<br />
wir eine Arbeitsgruppe gebildet<br />
und versucht die Regeln auf<br />
das deutsche Judo zu übertragen.<br />
Wir haben uns dabei auch<br />
alle Jugendregeln der anderen<br />
starken europäischen Nationen<br />
3/<strong>2007</strong> der <strong>budoka</strong> 17