48 Finanzen, Markt + ManagementDie Schokoriegel-<strong>Immobilien</strong>Studie. Eine Marke zu haben ist auch in <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>wirtschaft von Vorteil. Wieeine Untersuchung <strong>de</strong>r IREBS zeigt, steigen so Mieten und Verkaufswerte <strong>de</strong>utlich.Im Moment ist ein Branding in <strong>de</strong>r Branche jedoch noch Mangelware.Martin Hal<strong>de</strong>r, Vorstand Meilenwerk AGMit Markenprodukten verknüpfen Verbraucheretwas Unverwechselbares. ImI<strong>de</strong>alfall ist das Bild, das sie sich voneiner bestimmten Marke machen, mitpositiven Gefühlen besetzt. Starke Markenwie Coca Cola genießen ein höheresVertrauen und wer<strong>de</strong>n stärker nachgefragtals herkömmliche Produkte. Diesgilt auch für <strong>Immobilien</strong>, wie eine Studie<strong>de</strong>r International Real Estate BusinessSchool (IREBS) zeigt. Der Untersuchungzufolge erzielen Büroimmobilien inDeutschland, die in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit alsMarke wahrgenommen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>utlichmehr Rendite. Die Mieten steigen umdurchschnittlich 7,5 Prozent, die Verkaufswerteliegen sogar um 15 Prozentüber <strong>de</strong>nen einer herkömmlichen Immobilie.Marken sind bislang nochabsolute MangelwareAllerdings sind <strong>Immobilien</strong>, die sichdie Auszeichnung Marke verdienen,hierzulan<strong>de</strong> noch absolute Mangelware.Zwar wird einiges unternommen, um<strong>Immobilien</strong> als einzigartige Produkte zuvermarkten. Nur funktioniert es längstnicht in <strong>de</strong>m Maße, wie es in an<strong>de</strong>renBranchen <strong>de</strong>r Fall ist: Autos, Mobiltelefoneo<strong>de</strong>r Schokoriegel verknüpfen Konsumentenbeispielsweise sofort mit verschie<strong>de</strong>nenMarken wie BMW, iPhoneo<strong>de</strong>r Milka. Die Liste ließe sich beliebigfortsetzen. Aber wie viele Marken fallenIhnen spontan beim Gedanken an <strong>Immobilien</strong>ein?Dass die Riege <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>markensehr überschaubar ist, liegt inerster Linie an einer mangeln<strong>de</strong>n Ziel-gruppenanalyse. Diese sollte <strong>de</strong>r ersteSchritt bei <strong>de</strong>r Entwicklung einer Markesein. Die Praxis in <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>wirtschaftist aber eine an<strong>de</strong>re: Eine Analyse<strong>de</strong>r Zielgruppe erfolgt in <strong>de</strong>r Regel erstdann, wenn das Gebäu<strong>de</strong> steht und dieMieter ausbleiben. Die darauf aufbauen<strong>de</strong>nMarketingmaßnahmen – vonNaming über Claiming bis zu Hochglanzbroschüre,Facebook-Auftritt undsonstiger PR – sind meist reaktiv, alsovon bereits vorhan<strong>de</strong>nen Vermarktungsschwierigkeitenmotiviert. Eine nutzerorientierteBedarfsanalyse im Vorfeld<strong>de</strong>r Markenentwicklung, wie sie in vielenan<strong>de</strong>ren Branchen üblich und auch erfor<strong>de</strong>rlichist, wird nur in <strong>de</strong>n seltenstenFällen durchgeführt.Dies hat zur Folge, dass seit 50 Jahrenim Wesentlichen die gleichen Gebäu<strong>de</strong>entwickelt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n klassischenBüroimmobilien, die im Prinzipalle auf die i<strong>de</strong>ntische Nutzerschaft ausDienstleistern wie Steuer- und Unternehmensberater,Wirtschaftsprüfer o<strong>de</strong>rFinanzdienstleister abstellen, ist <strong>de</strong>rMarkt in vielen Regionen jedoch bereitsausreichend versorgt.Foto: hemera/thinkstock.com; Kraft Foods12-01 | 2013 www.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong>
49Die immer gleiche Bauweise nach SchemaF verwun<strong>de</strong>rt auch <strong>de</strong>shalb, da wires heute mit einer Gesellschaft zu tunhaben, in <strong>de</strong>r individuelle Lebens- undArbeitswelten sehr viel stärker ausdifferenziertsind als noch vor 20 Jahren.Diese wer<strong>de</strong>n allerdings nicht durchneuartige <strong>Immobilien</strong>projekte abgebil<strong>de</strong>t.Ein Blick zur Automobilindustriezeigt, wie groß <strong>de</strong>r Nachholbedarf beiAuf einen Blick››<strong>Immobilien</strong>, die sich die AuszeichnungMarke verdienen, sind hierzulan<strong>de</strong> bislangabsolute Mangelware.››Dass die Riege <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>markensehr überschaubar ist, liegt in erster Liniean einer mangeln<strong>de</strong>n Zielgruppenanalyse.Eine nutzerorientierte Bedarfsanalysewird nur in <strong>de</strong>n seltensten Fällen durchgeführt.› › Dies hat zur Folge, dass seit 50 Jahrenim Wesentlichen die gleichen Gebäu<strong>de</strong>entwickelt wer<strong>de</strong>n, was jedoch aufgrund<strong>de</strong>r sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Gesellschaft wenigsinnvoll ist.Starke Marken wie Milka gibt esbei Schokoriegeln zuhauf. In <strong>de</strong>r<strong>Immobilien</strong>branche können jedochnur die wenigsten auch nur einenMarkennamen nennen.Gebäu<strong>de</strong>n ist. Der AutomobilkonzernMerce<strong>de</strong>s-Benz hatte beispielsweise vor35 Jahren lediglich zwei Mo<strong>de</strong>llreihen.Heute sind es knapp 20. Das ver<strong>de</strong>utlicht,wie sich an<strong>de</strong>re Branchen auf einesehr viel differenziertere Nutzerstruktureingestellt haben.Des Weiteren wer<strong>de</strong>n gewerblich genutzteGebäu<strong>de</strong> in rund 90 Prozent <strong>de</strong>rFälle möglichst flexibel gestaltet, weil dieZielgruppe nicht bekannt ist. Ein einfacherVergleich mit <strong>de</strong>r Gastronomiezeigt <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rspruch. In einem Restaurant,das unter <strong>de</strong>m Titel „InternationaleKüche“ viele Gerichte aus aller HerrenLän<strong>de</strong>r bietet, wer<strong>de</strong>n die Gäste ihr bevorzugteslan<strong>de</strong>stypisches Gericht nurselten in einer sehr guten Qualität vorfin<strong>de</strong>n.Das Alleinstellungsmerkmalfehlt bei vielen <strong>Immobilien</strong>Hingegen steigt die Wahrscheinlichkeit,dass sie gut o<strong>de</strong>r sehr gut essen, wenndas Restaurant auf eine ausgewählte Küchespezialisiert ist: Beispielsweise wird„coq au vin“ in <strong>de</strong>r Regel beim Franzosenbeson<strong>de</strong>rs geschmackvoll zubereitet.Dem Restaurant mit „InternationalerKüche“ fehlt im Übrigen auch das Alleinstellungsmerkmal,weshalb es großeSchwierigkeiten haben dürfte, als Markewahrgenommen zu wer<strong>de</strong>n und Kun<strong>de</strong>nlangfristig zu bin<strong>de</strong>n. Genauso verhält essich mit <strong>de</strong>n universellen Gebäu<strong>de</strong>n fürje<strong>de</strong>rmann. Wenn die Zielgruppen<strong>de</strong>finitionausbleibt, können die <strong>Immobilien</strong>auch nicht von Anfang an auf die Bedürfnisse<strong>de</strong>r Mieter zugeschnitten wer<strong>de</strong>n.Dadurch wer<strong>de</strong>n sie sich auf langeSicht nicht ausreichend mit <strong>de</strong>r Immobiliei<strong>de</strong>ntifizieren. So wird <strong>de</strong>r Nutzer beispielsweisebei auslaufen<strong>de</strong>m Mietvertragschneller bereit sein, neue Flächenzu suchen, die günstiger o<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnersind. Die Austauschbarkeit <strong>de</strong>r Immobiliegerät <strong>de</strong>m Eigentümer damit langfristigzum spürbaren finanziellen Nachteil.An dieser Stelle ließe sich einwen<strong>de</strong>n,dass sich die <strong>Immobilien</strong> doch sehrwohl über die jeweilige Architektur voneinan<strong>de</strong>runterschei<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Tat wer<strong>de</strong>nvon Entwicklern und Investoren bei<strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>- und Markenentwicklunghäufig prominente Architekten hinzugezogen,die Gebäu<strong>de</strong> mit markantenarchitektonischen Merkmalen versehen.Nur dieser „Kniff “ allein verleiht per sekeinen Markenstatus. Es gilt vielmehrauch bei <strong>de</strong>r Immobilie: „Form followsFunction“. Zunächst muss festgelegt wer<strong>de</strong>n,für welche Zielgruppe überhauptgebaut wer<strong>de</strong>n soll und wie die Flächenauf die Bedürfnisse dieser Nutzer zugeschnittenwer<strong>de</strong>n können. Erst dannkommt die gestalten<strong>de</strong> Architektur insSpiel. Wenn diese Reihenfolge nichtbeachtet wird, kann <strong>de</strong>r Einsatz prominenterArchitekten für die Gebäu<strong>de</strong>markesogar profilschwächend sein. Dennnicht selten prägt das Image <strong>de</strong>s Architektendas Markenprofil mehr als die Gebäu<strong>de</strong>selbst.Bei aller Kritik an <strong>de</strong>r Markenbildungin <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>branche: Es gibt einigewenige Beispiele, die zeigen, dass die Positionierungvon <strong>Immobilien</strong> über Hochglanzmarketingund Architektur hinausgehenkann. Eine positive Ausnahme istetwa das Düsseldorfer K-LAN. Das Bürogebäu<strong>de</strong>ist klar auf Unternehmen aus<strong>de</strong>r IT- und Telekommunikationsbranche(ITK) ausgerichtet. Sie wer<strong>de</strong>n dortein Arbeitsumfeld vorfin<strong>de</strong>n, das auf ihrekonkreten Bedürfnisse abgestimmt ist.Die Immobilie wird beispielsweise überbeson<strong>de</strong>re Flächengrundrisse verfügen,die es erlauben, dass Mitarbeiter zeitlichbefristet in sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Gruppenarbeiten können – eine <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>renAnfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zielgruppe ITK.Ein weiteres Beispiel in Sachen Zielgruppenorientierungund Markenbildungkommt von Youniq. Das Unternehmenbaut Wohnungen für Stu<strong>de</strong>nten, diedank spezieller Angebote wie separaterLernräume, einer Karriereberatung o<strong>de</strong>reiner Lounge mit Empfang einen Wie<strong>de</strong>rerkennungswertähnlich einer Hotelkettebieten.Auch <strong>Immobilien</strong> haben eingroßes Markenpotenzial<strong>Immobilien</strong> haben durchaus das Potenzial,sich als Markenprodukte zu etablieren,wenn sie konsequent auf eine Zielgruppeausgerichtet wer<strong>de</strong>n. Dies zeigtdas Meilenwerk: Die Gebäu<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>nvon Beginn an so entwickelt, dass sie<strong>de</strong>n spezifischen Bedürfnissen von Oldtimerliebhaberngerecht wer<strong>de</strong>n. Heutesind die Meilenwerke als Marke in <strong>de</strong>rOldtimerszene <strong>de</strong>utschlandweit und internationaleine feste Größe.Die Beispiele zeigen: Ohne Zielgruppenanalysekeine Marke. Diese Erkenntnisist für Marketingexperten nicht neu.Sie wird aber von <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>branchenoch nicht richtig in die Praxis umgesetzt.f|www.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong> 12-01 | 2013
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