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<strong>Der</strong> <strong>freie</strong> <strong>Kfz</strong>-<strong>ServiceMarkt</strong> 2010<br />
Jeder vierte Autofahrer<br />
riskiert einen Motorschaden<br />
_ Beinahe jeder vierte Autofahrer in Deutschland ist mit deutlich<br />
zu wenig oder mit zu viel Motorenöl unterwegs und nimmt damit<br />
massive Risiken für die Dauerhaltbarkeit des Antriebs in Kauf –<br />
das ist das Ergebnis der großen Ölstudie der GTÜ und von Castrol.<br />
B ei<br />
jedem fünften Fahrzeug fehlt<br />
durchschnittlich ein Liter Motorenöl<br />
(20,2 Prozent) und bei weiteren<br />
2,7 Prozent zeigt der Peilstab<br />
einen zu hohen Füllstand an.<br />
Insgesamt ist also bei 22,9 Prozent aller<br />
Fahrzeuge zu viel oder zu wenig Motorenöl<br />
aufgefüllt. So sorglos der Autofahrer<br />
in dieser Beziehung auch ist, die Einsparpotenziale<br />
von synthetischen Motorenölen<br />
und Leichtlaufölen beim Kraftstoffverbrauch<br />
nutzt er hingegen gern: Mehr<br />
als drei Viertel – beinahe 80 Prozent – aller<br />
Autofahrer verwenden moderne voll- oder<br />
teilsynthetische Motorenöle, die den Verbrauch<br />
im Vergleich zu einem mineralölbasischen<br />
Schmierstoff um bis zu vier<br />
Prozent reduzieren – das sind die wesentlichen<br />
Ergebnisse einer groß angelegten<br />
Untersuchung der Gesellschaft für Technische<br />
Überwachung (GTÜ) und Castrol.<br />
Die GTÜ und der Schmierstoff-Spezialist<br />
ermittelten in einer repräsentativen Öl-<br />
Studie die Ölfüllstände der zur Hauptuntersuchung<br />
bei der GTÜ im ersten Quartal<br />
2010 vorgestellten Fahrzeuge und fragten<br />
mehr als 1100 Autofahrer nach dem aktuell<br />
verwendeten Motorenöl.<br />
Leichtlauföl ist gefragt<br />
Die Vorzüge von Leichtlaufölen auf synthetischer<br />
Basis sind Deutschlands Autofahrern<br />
laut dieser Öl-Studie hinlänglich<br />
bekannt. Insgesamt nutzt eine überwältigende<br />
Mehrheit von 77,9 Prozent aller Studienteilnehmer<br />
moderne Schmierstoffe.<br />
Dabei ist der Anteil der synthetischen<br />
Motorenöle der Viskositätsklassen 0W-<br />
20/30/40 und 5W-20/30/40 im Segment<br />
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eins mit 70,3 Prozent am höchsten. Mit zunehmendem<br />
Fahrzeugalter nimmt der Anteil<br />
bis auf 24,3 Prozent ab (Segment vier).<br />
Bei den Leichtlaufölen der Viskositätsklassen<br />
10W-30/40/50/60 ist ein gegenteiliger<br />
Trend zu verzeichnen. Hier findet sich die<br />
größte Nutzergruppe im Segment vier mit<br />
48,4 Prozent.<br />
Verantwortlich für den hohen Anteil an<br />
Syntheseölen bei den jüngeren Fahrzeugen<br />
sind die Spezifikationen der Hersteller, die<br />
seit einigen Jahren zunehmend den Einsatz<br />
qualitativ höherwertiger Schmierstoffe mit<br />
hohem Kraftstoff-Einsparpotenzial vorschreiben.<br />
Das kommt letztlich nicht nur<br />
dem Autofahrer, sondern auch der Umwelt<br />
zu Gute, denn im gleichen Maße sinken<br />
auch die Emissionen.<br />
Konsequenzen<br />
für die Werkstatt<br />
Welche Konsequenzen aber kann die Werkstatt<br />
aus dieser Untersuchung ableiten?<br />
Fakt ist, dass die Mehrheit der Autofahrer<br />
laut Umfrage selten oder nie den Füllstand<br />
kontrolliert und sich ganz auf den turnusmäßigen<br />
Ölwechsel im Rahmen der Inspektionen<br />
verlässt. Angesichts der heute<br />
langen Wartungs- und Ölwechselintervalle<br />
haut dieser Rhythmus aber nicht hin. Kaum<br />
ein Fahrzeug schafft es bis zur nächsten<br />
Inspektion, ohne dass zwischendurch einmal<br />
Öl nachgefüllt werden muss. Womit<br />
sich für die Werkstatt eine Priorität ergibt:<br />
Nachfüllöl verkaufen – und zwar direkt<br />
beim Ölwechsel. Das ist die einzige Möglichkeit,<br />
es dem Kunden mit guten Argumenten<br />
anzubieten. Hat er erst einmal die<br />
Werkstatt ohne Nachfüllöl verlassen, wird<br />
er deswegen nicht extra zurück kommen.<br />
Wenn er es braucht, kauft er es irgendwo<br />
und das Geschäft ist an der Werkstatt vorbei<br />
gezogen.<br />
Um den Kunden dauerhaft zu halten,<br />
ist es notwendig, dass er sich in der Obhut<br />
der Werkstatt gut aufgehoben fühlt und<br />
von ihrer Kompetenz überzeugt ist. Kom-<br />
Kritischer Blick: Angesichts langer Wartungsintervalle<br />
ist die regelmäßige Kontrolle des<br />
Motorenöls unabdingbar. Foto: Castrol<br />
petenz vermitteln die Mitarbeiter allerdings<br />
nicht mit geheimnisvollem Schweigen,<br />
sondern durch Ansprache. Aufhänger<br />
könnte der aktuelle Ölwechsel sein. Dabei<br />
muss es garnicht darum gehen, den Kunden<br />
mit Viskositätsklassen und Freigaben<br />
zu langweilen, sondern um ganz grundlegende<br />
Dinge – beispielsweise, wie er<br />
selbst einmal monatlich den Ölstand<br />
seines Wagens überprüfen kann. Klingt<br />
banal, aber ein Großteil der Autofahrer<br />
weiß nicht, wie das funktioniert. Daher<br />
gilt es auch, die wichtigsten Dinge Schritt<br />
für Schritt zu erklären und auf die Folgen<br />
hinzuweisen.<br />
Die Ölkontrolle erklären<br />
und argumentieren<br />
Beispielsweise bei einem zu niedrigen<br />
Ölstand: <strong>Der</strong> Raum zwischen der Minimum-<br />
und der Maximum-Markierung<br />
auf dem Ölpeilstab repräsentiert einen<br />
Unterschied von durchschnittlich rund<br />
einem Liter Motorenöl – abhängig von<br />
Hersteller und Modell. Bei einem Gesamtvolumen<br />
von vier Litern bedeutet<br />
das, dass bei der Minimum-Markierung<br />
25 Prozent weniger Schmierstoff zur<br />
Verfügung stehen. Entsprechend sinkt<br />
das Leistungsvermögen des Öls, denn<br />
die geringere Ölmenge muss die gleiche<br />
thermische und mechanische Belastung<br />
verkraften. Die Folgen sind ein höherer<br />
Verschmutzungsgrad ebenso wie ein<br />
schnellerer Alterungsprozess. Parallel<br />
dazu steigt das Risiko von Schäden an<br />
der Nockenwelle oder an den Pleuellagern.<br />
Im Extremfall bildet sich gefährlicher<br />
Schwarzschlamm, der kapitale<br />
Motorschäden zur Folge haben kann.<br />
Erklärungsbedürftig ist auch die<br />
Öldruckkontrolllampe: Leuchtet sie,<br />
sollte der Autofahrer sofort anhalten.<br />
Die Warnlampe in den meisten Autos<br />
zeigt nicht einen zu niedrigen Ölstand,<br />
sondern einen Öldruck-Abfall an. <strong>Der</strong><br />
kommt dann zu Stande, wenn die Ölpumpe<br />
bereits Luft ansaugt. Da vor<br />
allem Gleitlager nur bei einem entsprechenden<br />
Öldruck ausreichend geschmiert<br />
werden, sollte der Motor sofort<br />
abgeschaltet werden.<br />
Mischen kann, muss aber nicht<br />
<strong>Der</strong> Kunde wird – soweit er von der<br />
Wichtigkeit des Nachfüllöls noch nicht<br />
überzeugt ist – damit argumentieren,