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Praxishefte • Band 4 Gesunde Kinder – gleiche Chancen für alle?

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Teil I. Die Grundlagen oder „Was sollten Sie wissen?“<br />

1.2 Gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland: Daten und Fakten<br />

Gesundheitliche Ungleichheit beschreibt den Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und<br />

Gesundheitszustand. Die Ergebnisse verschiedener Berichte über Art und Ausmaß der gesundheitlichen<br />

Ungleichheit zeigen deutlich, dass Personen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status<br />

zumeist eine besonders hohe Mortalität und Morbidität aufweisen (Mielck 2000a; Helmert<br />

et al. 2000; Laaser et al. 2000; Mielck 2000b; Mielck/Bloomfield 2001).<br />

<strong>•</strong> Erwachsene ohne Abitur weisen eine kürzere Lebenserwartung auf als Erwachsene mit Abitur,<br />

<strong>•</strong> die Sterblichkeit bei Un- und Angelernten ist höher als bei oberen Angestellten,<br />

<strong>•</strong> die Sterblichkeit in der unteren Einkommensgruppe ist höher als in der oberen,<br />

<strong>•</strong> die Überlebenszeit nach einem Erst-Infarkt bei Erwachsenen mit geringem beruflichen Status<br />

ist kürzer als bei Erwachsenen mit höherem beruflichen Status.<br />

<strong>•</strong> Erwachsene mit Haupt- oder Realschulabschluss erleiden häufiger einen Herzinfarkt als Erwachsene<br />

mit Abitur oder Fachhochschulabschluss,<br />

<strong>•</strong> die Prävalenz psychischer Störungen bei Erwachsenen ist mit niedrigem beruflichen Status<br />

größer als bei Erwachsenen mit höherem beruflichen Status,<br />

<strong>•</strong> Erwachsene aus der unteren Einkommensgruppe antworten bei der Frage nach dem allgemeinen<br />

Gesundheitszustand häufiger mit „schlecht“ als Erwachsene aus der oberen Einkommensgruppe,<br />

<strong>•</strong> <strong>alle</strong>inerziehende Mütter weisen eine höhere Morbidität auf als die anderen Mütter.<br />

Gesundheitliche Ungleichheit bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

Studien zur gesundheitlichen Ungleichheit beziehen sich meist auf die Altersspanne zwischen<br />

20 und 65 Jahre, d.h. auf das erwerbsfähige Alter. Die wenigen Untersuchungen aus Deutschland<br />

über jüngere Altersgruppen deuten jedoch darauf hin, dass bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

ähnliche sozio-ökonomische Unterschiede im Gesundheitszustand vorhanden sind wie bei den<br />

20- bis 65-Jährigen (Behörde 1996, Hurrelmann 2000, Mielck 2001, Siegrist et al. 1997). Mit<br />

anderen Worten: Auch bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist der Gesundheitszustand in der unteren<br />

Statusgruppe meistens erheblich schlechter als in der oberen Statusgruppe. Arme <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche sind häufiger körperlich krank und weisen mehr psychische und psychosomatische<br />

Störungen auf als <strong>Kinder</strong> aus bessergestellten Familien. Die wichtigsten Ausnahmen von dieser<br />

Regel bilden Allergien und Hauterkrankungen. Offenbar sind sie bei den <strong>Kinder</strong>n aus der unteren<br />

Statusgruppe seltener als bei den <strong>Kinder</strong>n aus der oberen Statusgruppe <strong>–</strong> die Ursachen dieser<br />

„umgekehrten“ gesundheitlichen Ungleichheit liegen jedoch noch weitgehend im Dunkeln<br />

(Bolte 2000, Heinrich et al. 2000).<br />

Eine von diesen wenigen Studien ist die 1994 durchgeführte Befragung von 3.328 Schülern<br />

zwischen 11 und 15 Jahren in Nordrhein-Westfalen (Klocke/Hurrelmann 1995). Um den sozialen<br />

Status zu bestimmen, wurden die Schüler gefragt, welchen Bildungsabschluss und welchen<br />

Beruf ihre Eltern haben, wie viele PKW's ihre Eltern besitzen, wie viele Urlaubsreisen die Familie<br />

im letzten Jahr unternommen hat, und ob der Schüler ein eigenes Zimmer hat. Nach Zu-<br />

13<br />

Forschungsergebnisse zur<br />

Mortalität <strong>–</strong> Beispiele<br />

Forschungsergebnisse zur<br />

Morbidität <strong>–</strong> Beispiele<br />

Studien zur gesundheitlichen<br />

Ungleichheit

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