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Praxishefte • Band 4 Gesunde Kinder – gleiche Chancen für alle?

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14<br />

Teil I. Die Grundlagen oder „Was sollten Sie wissen?“<br />

sammenfassung dieser Angaben wurden fünf soziale Schichten unterschieden. Die Fragen zum<br />

Gesundheitszustand betrafen sowohl physische wie auch psychische Beschwerden.<br />

Die subjektive Wahrnehmung des eigenen Gesundheitszustandes hängt stark vom sozio-ökonomischen<br />

Status ab. So verwundert es nicht, dass sich die Schüler aus der unteren Statusgruppe<br />

erheblich kränker fühlen als die Schüler aus der oberen (vgl. Tabelle 2). Während z.B. nur 1 %<br />

der Schüler aus der oberen Gruppe sich täglich oder öfters pro Woche gesundheitlich schlecht<br />

fühlt, waren dies in der unteren Gruppe 16 %. Bei einer Bewertung dieses eklatanten Unterschiedes<br />

muss jedoch berücksichtigt werden, dass hier (etwas überspitzt formuliert) zwei extreme<br />

Gruppen verglichen werden <strong>–</strong> die ganz Reichen mit den ganz Armen. In einer später vorgestellten<br />

Auswertung dieser Daten wurden die Schüler in fünf gleich große Gruppen (d.h. in Quintile)<br />

unterschieden. Hier ist das Ausmaß der gesundheitlichen Ungleichheit daher nicht so groß.<br />

Tabelle 2: Soziale Schicht und Gesundheit bei Schulkindern<br />

Prävalenz (Angaben in %) a<br />

S o z i a l e S c h i c h t d e r E l t e r n b<br />

1 2 3 4 5 Insg.<br />

(unten) (oben)<br />

Anteil in der Stichprobe 5,3 38,1 24,2 26,2 6,2 100,0<br />

Allgemein schlechter<br />

Gesundheitszustand<br />

16 7 8 5 1 7<br />

c<br />

Kopfschmerzen c 22 11 13 11 9 12<br />

Rückenschmerzen c 16 10 9 7 7 9<br />

Nervosität c 22 12 15 13 8 13<br />

schlechtes Einschlafen c 26 17 18 15 16 17<br />

Hilflosigkeit d 14 7 6 5 3 6<br />

Einsamkeit e 19 14 9 8 9 11<br />

a: Kontrolle von Alter und Geschlecht bei Vergleich zwischen sozialen Schichten<br />

b: Index aus Ausbildung und Beruf der Eltern, finanzielle Lage der Familie<br />

c: täglich oder öfters pro Woche; d: immer oder sehr oft; e: sehr oft oder ziemlich oft<br />

Stichprobe: 3.328 Schüler (11-15 Jahre) in Nordrhein-Westfalen<br />

Datenbasis: Befragung 1994, Quelle: Klocke/Hurrelmann 1995<br />

Einen weiteren Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit von <strong>Kinder</strong>n fand eine Befragung<br />

zur Schuleingangsuntersuchung 1994 im Land Brandenburg heraus. 15 % der <strong>Kinder</strong> von<br />

arbeitslosen Eltern hatten Sprech- und Stimmstörungen, aber nur 10 % der <strong>Kinder</strong> von nichtarbeitslosen<br />

Eltern. Geistige Leistungsschwächen wiesen 11 % der armen <strong>Kinder</strong> zu 3,6 % der reicheren<br />

auf. 4,5 % bzw. 3,2 % neigten zu Übergewicht. 21,4 % der <strong>Kinder</strong> von arbeitslosen Eltern<br />

bzw. 11,4 % lebten in Wohnungen, die von Schimmelpilzen bef<strong>alle</strong>n sind.<br />

In der 1997 durchgeführten Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS III) wurden 1.043<br />

Jugendliche im Alter von 12 Jahren aus den alten und neuen Bundesländern von Zahnärzten<br />

untersucht (Micheelis/Reich 1999). Die Zahngesundheit ist in der unteren Bildungsgruppe erheblich<br />

schlechter als in der oberen (vgl. Tabelle 3). Ähnliche Ergebnisse wurden in der Studie<br />

auch <strong>für</strong> die beiden Altersgruppen 35-44 Jahre bzw. 65-74 Jahre gefunden.

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